Oliver Bierhoff hat die medialen Begleitumstände von Hansi Flicks Entlassung als Bundestrainer kritisiert. „Ich fand die Berichterstattung schon sehr einseitig“, erklärte der ehemalige DFB-Direktor im Interview mit RTL/ntv.
Bierhoff-Kritik wegen Flick
Flick war im September nach der 1:4-Blamage der DFB-Auswahl gegen Japan von seinem Amt als Cheftrainer entbunden worden. Es war das fünfte aufeinanderfolgende Spiel, in dem die Nationalmannschaft keinen Sieg erzielen konnte.
Bierhoff zufolge müsse man Kritik akzeptieren, „aber es wird dann alles einer Person zugeschoben, in dem Fall dem Hansi. Was ich in vielen Fällen sehr ungerecht fand, auch nicht gerechtfertigt.“ Durch die Krise der DFB-Elf sei eine „Dynamik“ entstanden, durch die man das Gefühl bekommen habe, „das wird schwer, diese Stimmung, die da gerade entwickelt wird, aufzufangen“.
Nagelsmann als neuer Bundestrainer: „Kann ein mentaler Vorteil sein“
Für den geschassten Flick tue es Bierhoff Leid. Beim FC Bayern München habe der 58-Jährige bewiesen, ein „Top-Trainer“ zu sein.
Den Wechsel von Flick zu Julian Nagelsmann bewertet Bierhoff dennoch positiv, da dieser „vielleicht gewisse Barrikaden“ lösen könne. „Das hat gar nichts mit dem Trainer davor zu tun. Es gibt eine neue Situation. Spieler können sich neu bewiesen, es gibt eine neue Einstellung. Man hat so ein bisschen das Gefühl, die Uhr wird wieder auf null gestellt, und das kann eigentlich ein mentaler Vorteil sein“, führte er aus.
Für Nagelsmann sei es zwar wie für jeden Nationaltrainer „generell schwer, in wenigen Tagen die Mannschaft auf eine gewisse Linie zu bringen. Aber er ist natürlich einer der Top-Trainer. Er hat die absolute Kompetenz und, was ich auch schon so gehört habe, klare Vorstellungen, die er ja auch gut übermittelt.“
Bierhoff lobt Hummels-Entscheidung
Das DFB-Team weilt derzeit in den USA und bestreitet dort zwei Testspiele gegen die USA und Mexiko. Bierhoff, der in Foxborough als Überraschungsgast vorbeischaute, blickt optimistisch in die Zukunft: „Ich habe irgendwie ein gutes Gefühl, dass die Mannschaft gerade Richtung EM jetzt Fahrt aufnimmt und drücke natürlich ganz fest die Daumen, dass wir auch so einen mentalen Wechsel hinbekommen und wieder in diesen positiven Strang kommen.“
Auch das DFB-Comeback von BVB-Verteidiger Mats Hummels wertete Bierhoff als positives Signal: „Er hat natürlich auch ein gewisses Alter, aber er zeigt ja in der Bundesliga bei Dortmund, auf welch hohem Niveau er spielen kann. Und solange das so ist, spielt das Alter keine Rolle. Insofern freue mich auch für ihn, dass er da ist. Und das zeigt dann wieder bei allen Rückkehrern: Jeder möchte in der Nationalmannschaft spielen. Das ist ein gutes Zeichen.“