Der Auftakt unter Julian Nagelsmann verlief nach Plan. Ansehnlicher Fußball und nach Monaten der Ergebnis-Krise auch endlich wieder ein 3:1-Erfolg.
Das Wiedersehen mit dem Angstgegner
Das DFB-Team scheint wieder auf einem guten Weg zu sein - doch jetzt trifft die Nationalmannschaft in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ausgerechnet auf das Team, was vor gut fünf Jahren mit für den Beginn der langen Krise verantwortlich war: Mexiko.
Jene Nation, gegen die Deutschland bei der WM 2018 in Russland als amtierender Weltmeister das Auftaktspiel verlor, und anschließend kläglich bereits in der Gruppenphase ausschied.
Nach dieser Niederlage und dem anschließenden Aus fand die deutsche Nationalmannschaft bis zuletzt nie mehr so richtig in die Erfolgsspur. Bei der EM 2020 scheiterte das DFB-Team bereits im Achtelfinale, bei der WM 2022 dann erneut in der Gruppenphase.
Es folgten weitere enttäuschende Leistungen in Testspielen und letztendlich die Entlassung von Bundestrainer Hansi Flick. Unter Julian Nagelsmann soll jetzt alles besser werden, doch nun wartet bereits im zweiten Testspiel in Philadelphia ausgerechnet Angstgegner Mexiko.
Hummels will Revanche für 2018
Einer der schon am 17. Juni 2018 im Luschniki-Stadion mit dabei war, ist Nationalmannschaftsrückkehrer Mats Hummels. Unter anderem wegen dieser scherzhaften Niederlage möchte er beim Testspiel auf jeden Fall mit auf dem Feld stehen.
„Die Mexikaner sind eine gute Mannschaft, meine letzte Begegnung lief für mich persönlich wie für uns als Mannschaft nicht gut. Da wollen wir wieder einen erfolgreichen Test machen“, erklärte Hummels vor dem Spiel.
Eine echte Wiedergutmachung wäre ein Erfolg im Testspiel gegen Mexiko natürlich dennoch nicht. Dafür war die sportliche Enttäuschung beim letzten Duell der beiden Teams im Sommer 2018 zu schmerzhaft.
Neben Hummels stand vom aktuellen Kader damals nur Thomas Müller auf dem Feld, Julian Brandt wurde eingewechselt und vergab mit einem Pfostenschuss die beste Chance des DFB-Teams.
Immerhin sechs weitere Spieler, darunter Kapitän Ilkay Gündogan, erlebten das Debakel von der Bank und mussten mit ansehen, wie Deutschland trotz 26 Torschüssen kein Tor gelingen wollte.
Mexiko konterte Deutschland eiskalt aus
Dabei waren die Erwartungen vor dem Turnier extrem groß gewesen. Als Titelverteidiger war das Erreichen des WM-Achtelfinales in einer vermeintlich einfachen Gruppe mit Mexiko, Schweden und Südkorea eigentlich nur Formsache - erst recht, weil Deutschland zuvor noch nie in der Gruppenphase ausgeschieden war.
Doch an jenem 17. Juni in Moskau war von Beginn an der Wurm drin im Spiel des DFB. Berits nach einer Minute hatte Mexiko die erste dicke Chance, Jérôme Boateng blockte jedoch in letzter Sekunde gegen Hirvin Lozano.
Danach fand Deutschland zwar zum gewohnt dominanten Fußball mit viel Ballbesitz (66%), doch echte Torchancen wollten dabei nicht herausspringen. Mexiko erspielte sich dagegen eine Konterchance nach der anderen, spielte die DFB-Defensive teilweise fast schwindelig.
Einer dieser Konter führte dann auch zur Führung der Mexikaner. Nach einem Stellungsfehler von Mats Hummels brach Lozano allein durch, tanzte den halbherzig angreifenden Mesut Özil aus und traf zur verdienten 1:0-Führung.
Auch danach agierte das DFB-Team zu fahrig, es fehlte die Kreativität sich aus dem vielen Ballbesitz echte Torchancen zu erspielen, zudem leistete sich das Team des damaligen Bundestrainer Joachim Löw viele Fehlpässe, die Mexiko zu gefährlichen Kontern einlud.
Hummels schon 2018 im Fokus
Und so war der Außenseiter aus Mexiko in Halbzeit zwei dem zweiten Tor näher als das DFB-Team dem Ausgleich. Doch Mexiko spielte die guten Möglichkeiten zu schwach aus - und so hätte Julian Brandt in der letzten Minute fast noch den Ausgleich erzielt, traf mit einem Distanzschuss aber nur den Außenposten.
Wenige Minuten später war die verdiente Auftaktniederlage perfekt. Ein frustrierter Hummels beklagte damals die Einstellung seiner Mannschaft.
„Wenn sieben oder acht Mann offensiv spielen, ist es klar, dass die offensive Wucht größer ist, als die defensive Stabilität. Das, was ich intern oft anspreche, fruchtet anscheinend noch nicht so ganz. Unsere Absicherung steht nicht gut. Oft sind nur Jerome und ich hinten. So haben sie uns heute gnadenlos ausgekontert“, sagte Hummels nach dem Spiel im ZDF.
Eine echte Steigerung folgte im Turnier danach nicht mehr. Zwar konnte im zweiten Gruppenspiel Schweden durch ein Last-Minute-Tor von Toni Kroos geschlagen werden, im abschließenden Gruppenspiel unterlag Deutschland dann aber mit 0:2 gegen Südkorea und schied als Letzter aus.
Sorgt Lozano im Hexenkessel für nächste DFB-Krise?
Vom bitteren Ausscheiden bei der WM in Russland konnte sich die Nationalmannschaft danach über Jahre nicht mehr so richtig erholen. Nun soll unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann knapp ein Jahr vor der Heim-EM wieder Aufbruchstimmung entstehen.
Dafür muss nun gegen Mexiko ein überzeugender Sieg her. Dabei müssen auch ein wenig die Geister von 2018 besiegt werden, denn auf mexikanischer Seite sind noch einige Spieler von 2018 dabei, so auch der damalige Torschütze Hirvin Lozano.
Vor ihm und den noch immer konterstarken Mexikaner warnt auch Bundestrainer Nagelsmann: „Sie sind eine andere Mannschaft als die USA. Sie spielen ein bisschen schneller in die Tiefe, die Bewegungen sind schneller. Es ist eine andere Struktur und ein anderes Spiel. Aber das ist gut, wenn wir gegen zwei unterschiedliche Gegner spielen.“
Auf das DFB-Team wartet in Philadelphia zudem ein echter Hexenkessel. Im Stadion werden knapp 50.000 frenetische Mexikaner erwartet. „Ich liebe diese Atmosphären. Heimspiele sind geil, aber auswärts hat das einen besonderen Touch“, sagte der auch am Mittwoch wieder im Fokus stehende Hummels.
Eine Extramotivation wird es für Hummels und sein Team wohl so oder so nicht brauchen. Zu präsent ist in vielen Köpfen noch die bittere Niederlage von 2018, die für den deutschen Fußball eine enttäuschende Zeit einleitete.