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DFB-Team: Leverkusens Debütant Andrich - eine Seltenheit im deutschen Spitzenfußball

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DFB-Team: Leverkusens Debütant Andrich - eine Seltenheit im deutschen Spitzenfußball

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Eine Seltenheit im deutschen Fußball

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat für seine ersten Länderspiele mehrere Neulinge nominiert, darunter etwas überraschend auch Robert Andrich. Der 29-Jährige ist aktuell nur Reservist bei Bayer 04 Leverkusen, aber offeriert ein seltenes Spielerprofil.
Robert Andrich wurde überraschend für die Nationalmannschaft nominiert
Robert Andrich wurde überraschend für die Nationalmannschaft nominiert
© IMAGO/Moritz Müller
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat für seine ersten Länderspiele mehrere Neulinge nominiert, darunter etwas überraschend auch Robert Andrich. Der 29-Jährige ist aktuell nur Reservist bei Bayer 04 Leverkusen, aber offeriert ein seltenes Spielerprofil.

Bayer 04 Leverkusen ist aktuell die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga. Am Sonntag gab es ein souveränes 3:0 im Rheinderby gegen den 1. FC Köln, womit die Werkself Rang eins in der Tabelle verteidigte. Die gesamte Partie in der BayArena musste Robert Andrich jedoch von der Ersatzbank aus verfolgen. Zwei Tage nach seiner Nominierung für die DFB-Auswahl schenkte ihm Trainer Xabi Alonso keine Einsatzminuten.

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„Für mich persönlich ist es tatsächlich die schwierigste Phase, seit ich in der Bundesliga spiele. Es ist nicht einfach, weil es für uns als Mannschaft einfach brutal läuft und wir im Flow sind. Ich warte auf meine Minuten“, sagte Andrich auf Nachfrage von SPORT1 nach der Partie. Er selbst gab zu, dass die Nominierung für ihn überraschend gekommen sei. „In den letzten beiden Jahren gab es schon andere Momente, in denen ich es mir gewünscht habe. Aber besser spät als nie.“

Andrich war einst wichtiger Ankerspieler im Mittelfeld des 1. FC Union Berlin und auch in den ersten beiden Jahren nach seinem Wechsel zu Bayer 04 ein essenzieller Bestandteil des taktischen Systems. Nun steht ihm Exequiel Palacios vor der Nase, der neben Spielgestalter Granit Xhaka die Räume abschirmt und im Gegenpressing, wenn notwendig, dazwischen geht. Andrich könnte eine ähnliche Rolle ausfüllen.

Nur wenige deutsche Sechser in der Bundesliga

Dass der 29-jährige Brandenburger trotz limitierter Einsatzzeit während der USA-Reise sein Nationalmannschaftsdebüt feiern könnte, untermauert den Mangel an defensivstarken Sechser-Typen im deutschen Spitzenfußball. Nagelsmann entschied sich dafür, Emre Can zuhause zu lassen und lieber Andrich mitzunehmen.

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Can ist auf dem Papier auch ein Ankersechser, wie es Andrich schon häufig in seiner Karriere gespielt hat, aber der Dortmunder Kapitän wirkt manchmal desorientiert im Positionsspiel und mit schwachem Timing beim Rausrücken. Gegen Union Berlin schob ihn Edin Terzic in der zweiten Spielhälfte de facto zurück in die Dreierkette, nachdem Can in den ersten 45 Minuten wie schon im vorherigen Spiel gegen die AC Milan zu oft nach Ballverlusten überspielt worden war.

Andrich macht solche Fehler seltener, ebenso wie sein unmittelbarer Konkurrent Palacios. Und viele ernsthafte Alternativen gibt es für die Rolle des Sechsers aktuell ohnehin nicht. Rani Khedira laboriert weiterhin an einer Wadenverletzung, Julian Weigl geht mit Borussia Mönchengladbach durch eine sportliche schwere Phase und Angelo Stiller ist nach seinem Wechsel von Hoffenheim zum VfB Stuttgart noch nicht bereit für die große Bühne.

Als der FC Bayern und Borussia Dortmund im Sommer nach Sechsern suchten, fielen Namen wie Edson Álvarez, Moisés Caicedo, Declan Rice und Joao Palhinha, keine aus der Bundesliga.

Offensiv unauffällig, defensiv stabil

Nagelsmann hat bei seinen vorherigen drei Profistationen in der Regel auf einen defensivorientierten Sechser verzichtet. Bei den Bayern vertraute er auf die Kombination Joshua Kimmich und Leon Goretzka, bei RB Leipzig zum Beispiel auf Marcel Sabitzer und Kevin Kampl. Allerdings könnte sich ob der jüngsten Probleme der DFB-Elf und der Diskussion um die nun in den fußballdeutschen Sprachgebrauch eingeführte „Holding Six“ seine Herangehensweise verändern.

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Andrich ist in jedem Fall zuvorderst ein Defensivspezialist. Statistisch hat er über die vergangenen zwölf Monate hinweg pro 90 Minuten lediglich 0,5 progressive Läufe unternommen. Das heißt, lediglich jedes zweite volle Spiel verzeichnet Andrich mit einem Lauf mit Ball am Fuß mindestens neun Meter Raumgewinn.

Zudem kommt er pro 90 Minuten weniger als einmal im gegnerischen Strafraum an den Ball. Seine Defensivwerte zeugen derweil von Produktivität: Beispielsweise gehört er mit 1,48 abgefangenen Pässen laut FBref.com in dieser Kategorie zu den besten 20 Prozent der Mittelfeldspieler in Europas Top-Fünf-Ligen.

Andrich wäre jener Sechser, der nicht auf Biegen und Brechen an der Offensive teilnehmen möchte und dafür seine eigentliche Position verlässt, wie es Thomas Tuchel etwa Kimmich schon vorgeworfen hat. Ähnlich wie Palacios meist die Räume hinter Xhaka absichert, während sich der Schweizer um die Ballverteilung bemüht, könnte Andrich im Trikot der Nationalmannschaft die defensive Absicherung für Kimmich und Ilkay Gündogan übernehmen.

Auch als pendelnder Zentralverteidiger denkbar

Ein weiterer Vorteil Andrichs im Vergleich zu anderen Sechsern ist seine Fähigkeit, auch hinten in der Dreierkette zu spielen. Aufgrund seiner Körperlänge von 1,85 Meter und seines guten Timings beim Absprung gewinnt er die Mehrheit seiner Luftzweikämpfe – in seiner Zeit im Trikot von Union lag die Quote bei 61,3 Prozent.

Da Nagelsmann der Dreierkette alles andere als abgeneigt ist, wäre eine Variante denkbar, in welcher Andrich defensiv als Zentralverteidiger zwischen Antonio Rüdiger und Niklas Süle oder Mats Hummels agiert und nach der Spieleröffnung dann ins Mittelfeld aufrückt, um die Kreativspieler vor sich abzusichern und als eine erste Sicherheitsvorkehrung vor der Restverteidigung zu fungieren.

Es wird seine Bewandtnis haben, dass Nagelsmann den 29-Jährigen ausgerechnet jetzt für die DFB-Auswahl nominiert, obwohl Andrich in dieser Saison erst zweimal in der Startelf Leverkusens stand.

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Dass Andrich womöglich nicht zur ersten Güteklasse der Sechser gehört, kann nicht dem Bundestrainer angelastet werden. Er möchte das Beste aus den vorhandenen Spielern machen und Andrich wird versuchen, seine überraschenden Nominierung so gut es geht zu nutzen.