Die Graugänse fliegen plötzlich!
Wieso nicht Wagner und Wolf?
Die deutsche Nationalmannschaft spielt gegen Frankreich wie ausgewechselt. Wenn Nagelsmann nicht Nachfolger von Flick und Völler wird, sollte der DFB über Wolf und Wagner nachdenken, kommentiert SPORT1-Chefreporter Patrick Berger.
Patrick Berger
Die deutsche Nationalmannschaft spielt gegen Frankreich wie ausgewechselt. Wenn Nagelsmann nicht Nachfolger von Flick und Völler wird, sollte der DFB über Wolf und Wagner nachdenken, kommentiert SPORT1-Chefreporter Patrick Berger.
Die deutsche Nationalmannschaft kann ja doch noch gewinnen. Nach fünf sieglosen Spielen gab es am Dienstagabend ein überzeugendes 2:1 gegen Frankreich.
Eine Leistung, die den Fußball-Fans in Deutschland mit Blick auf die Heim-EM Hoffnung macht.
Deutschland wie ausgewechselt
„Rudi Völler“-Rufe, Standing Ovations und La-Ola-Wellen – die Anhänger hatten in Dortmund endlich mal wieder Spaß bei einem Länderspiel. Jeder Pass der DFB-Elf wurde mit einem „Ahh“, jedes gewonnene Duell mit einem „Uhh“, die beiden Tore mit einem lauten „Jaaa“ quittiert.
Das gab es in der Art lange nicht mehr bei einem Länderspiel. Wie Thomas Müller sagte: „Das hat hier heute richtig Spaß gemacht!“
Die deutsche Mannschaft wirkte wie ausgewechselt. Und irgendwo daheim in Bammental dürfte sich der entlassene Hansi Flick (nur 12 Siege in 25 Spielen) gedacht haben: Was ist nur mit dieser Mannschaft los? Wieso kann sie auf einmal doch Fußball spielen?
Was Völler, Wolf und Wagner richtig gemacht haben
Die Antwort ist ganz einfach: Weil Interimscoach Rudi Völler ihr gemeinsam mit den Assistenten Hannes Wolf und Sandro Wagner einfache Leitlinien, die so genannten Basics, an die Hand gegeben hat.
Völler wollte auf „defensive Stabilität“ und „Kommandeur Müller“ setzen – hat geklappt! Das Zentrum stand dicht, hinten hatte zudem die Viererkette um Abwehrchef Antonio Rüdiger alles im Griff. Sogar die Außenverteidiger, Henrichs und Tah (die neue Rechtsverteidiger-Entdeckung?), überzeugten.
Einsatz, Wille, Körpersprache, Tempo, taktische Disziplin - alles, was zuletzt so sehr gefehlt hat, war auf einmal wieder da.
Sogar Hacke, Spitze, eins, zwei, drei bekamen die rund 60.000 Fans zu sehen. Vor dem 1:0 zauberte die zuletzt so biedere deutsche Truppe sogar.
So gewinnt man die Fans zurück!
Nagelsmann als neuer Bundestrainer?
Klar, bis zur Heim-EM in neun Monaten ist es noch ein ganz weiter und steiniger Weg. Wichtig ist, dass Spieler, Verantwortliche und Fans nach den vielen Enttäuschungen endlich mal wieder mit einem positiven letzten Eindruck aus einer Länderspielreise gehen.
In dreieinhalb Wochen geht es in den Staaten mit Spielen gegen Mexiko und USA weiter. Dann wird ein neuer Bundestrainer - vielleicht Julian Nagelsmann - auf der Bank sitzen.
DFB sollte über Wolf und Wagner nachdenken
Falls es mit Top-Favorit Nagelsmann doch nichts wird, sollte der DFB ernsthaft über das Duo Wagner/Wolf nachdenken. Wolf als kluger Kopf mit einer klaren Spielidee, Wagner als emotionaler und impulsiver Typ - das könnte passen!
Egal, wer es am Ende macht: Der neue Bundestrainer muss der zuletzt verunsicherten Mannschaft weiterhin Vertrauen schenken, ihr Stabilität geben und ihr einen einfachen Fußball vermitteln.
Der erste Schritt in Richtung Besserung ist bereits gemacht.