Auch in der Bundesliga wird die Bundestrainer-Entscheidung des DFB seit Sonntag heiß diskutiert. Öffentliche Statements gibt es kaum, für die meisten Protagonisten war die Entscheidung gegen Hansi Flick, das hört man hinter vorgehaltener Hand, aber richtig und „alternativlos“. Zu wichtig ist auch für die Klubs die Heim-EM im kommenden Jahr, und vor allem die große Euphorie, die im Gastgeberland eines solchen XL-Turniers traditionell dazugehört.
Flick-Aus: Karten neu gemischt
Die Sorge, dass nach der Stimmungspleite zur vergangenen WM in Katar nun auch die vor fünf Jahren nach Deutschland vergebene Euro 2024 ein Null-Bock-Event werden könnte, ist groß!
„Noch so ein Turnier, EM oder WM, werden wir nicht bekommen in den nächsten 30 bis 40 Jahren, dafür gibt es mittlerweile viel zu viele Bewerber und neue Nationen auf der Fußballkarte. Wenn Deutschland diese Chance nicht nutzt, um ein Ausrufezeichen als Ausrichter zu setzen mit großer Begeisterung und viel Stimmung in allen Städten, dann wäre das maximal dumm. Diese Vorlage, so ein Turnier zu haben, muss genutzt werden, auch sportlich“, sagt ein hochrangiger Vereinsangestellter eines Champions League-Teilnehmers, der aber nicht genannt werden möchte, „so gut die Organisation auch ist: Der sportliche Erfolg ist die Basis für jede Euphorie im Land, dem muss alles untergeordnet werden.“
Es braucht den Turnaround - und zwar schnell
Das Aus von Hansi Flick, so sehen es die allermeisten Bundesliga-Macher, ist die letzte Chance, um stimmungsmäßig vielleicht noch die Kurve zu kriegen. Es braucht jetzt gute Ergebnisse, sehenswerte Tore, wieder Freude auf dem Platz - kurz: den Turnaround. Und zwar schnell.
Was bedeutet die Trennung von Flick sonst für die Bundesliga?
Auf jeden Fall mehr als man im ersten Moment vielleicht denkt. Mit dem Abschied des alten Bundestrainers, und nach der extrem schwachen Phase zuletzt, verschieben sich rund um die Nationalelf die Kräfteverhältnisse. Zugunsten der Neu- und Umdenker im deutschen Fußball.
Ein euer starker Mann in der sportlichen Leitung des DFB ist Hannes Wolf, 42, im vergangenen Monat zum Sportdirektor befördert, der sich zukünftig um Bereiche wie Ausrichtung und Entwicklung kümmern wird. Zu seinem Team gehört auch Sandro Wagner, 35, letzte Saison als Trainer von Unterhaching Regionalliga-Meister und auch in Fußballer-Kreisen wertgeschätzter TV-Experte (u.a. ZDF, DAZN). Er wird in Dortmund gegen Frankreich neben Wolf auf der Trainerbank sitzen.
Die nächste Generation übernimmt, spätestens dann, wenn sich Rudi Völler nach der EM als Chef der Nationalmannschaft verabschiedet. Wolf, Wagner, dazu kommt U21-Trainer Antonio Di Salvo, sie haben schon viele Kandidaten im Auge, die der wichtigsten deutschen Auswahlmannschaft zukünftig helfen können und sollen.
Der Umbruch nach dem Turnier im kommenden Sommer wird groß ausfallen, viele Arrivierte, die in den letzten Jahren dauerhaft dabei waren, verabschiedet und nicht mehr eingeladen werden.
Die Karten in der Bundesliga, so abgedroschen es klingt, werden mit dem Flick-Aus neu gemischt. Schon für die EM können es Spieler in den Kader schaffen, die das bisherige Trainer-Team gar nicht auf dem Zettel hatte. Es wird eine spannende Bundesliga-Saison - jetzt auch aus Sicht der Nationalmannschaft.