Das DFB-Team zeigt beim 2:1-Sieg gegen Frankreich ein völlig anderes Gesicht als unter dem gerade gefeuerten Ex-Bundestrainer Hansi Flick. Keeper Marc-André ter Stegen ließ nach dem Befreiungsschlag vor allem mit einer Aussage aufhorchen.
Ter Stegen lässt tief blicken
„Wir haben einige Sachen geändert und wollten eine Struktur haben, die relativ einfacher ist“, sagte der Torhüter des FC Barcelona in der ARD über die Änderungen im Spiel unter Interimstrainer Rudi Völler.
Waren die taktischen Vorgaben von Flick also zu kompliziert? „Manchmal ist es besser, die Einfachheit in Perfektion zu bekommen, statt viel viel zu machen“, lieferte ter Stegen Argumente für diese These: „Das haben wir in den letzten Tagen versucht und die wichtigsten Dinge rauszusuchen.“
Gleichzeitig zeigte auch der 31-Jährige sein Bedauern über die Trennung von Flick: „Es ist nicht leicht, an den Fußball zu denken, wir denken auch an den Menschen Hansi Flick. Es tut uns natürlich leid, dass wir es nicht geschafft haben, ihm die Ergebnisse zu geben, die alle wollten.“ SPORT1 fasst die Stimmen aus der ARD und in der Mixed Zone zusammen.
„Wollten Struktur, die relativ einfach ist“
Marc-André ter Stegen: „Das war Balsam für die Seele, für die Fans und auch für uns. Wir haben uns reingehauen. Es waren kuriose und schwierige Tage und es ist umso schöner, dass wir diese Phase mit einem Sieg beenden konnten. Das gibt uns Vertrauen und das war das, was wir jetzt auf jeden Fall brauchten.“
.... zu den Änderungen: „Wir haben einige Sachen geändert und wollten eine Struktur haben, die relativ einfacher ist. Manchmal ist es besser, die Einfachheit in Perfektion zu bekommen, statt viel zu machen. Das haben wir in den letzten Tagen versucht und die wichtigsten Dinge rauszusuchen. Es ist nicht leicht, an den Fußball zu denken, wir denken auch an den Menschen Hansi Flick. Es tut uns natürlich leid, dass wir es nicht geschafft haben, ihm die Ergebnisse zu geben, die alle wollten.“
... zur Frage, ob Völler weitermacht: „Das ist eine Entscheidung, die andere treffen müssen. Er hat vorher schon gesagt, dass es eine einmalige Sache ist. Er hat uns eingestimmt, wie auch Hannes Wolf und Sandro Wagner. Am Ende hat es geklappt, wir haben den Plan umgesetzt und ich bin happy, dass ein Ergebnis wie das zustande gekommen ist.“
Rudi Völler (Interimstrainer Deutschland): „Ich freue mich – nicht für mich aber, aber für die Spieler und den kompletten DFB. Dass du heute so eine Leistung gebracht hast. Die erste halbe Stunde war top. Natürlich, wenn du gegen so eine Klassemannschaft wie Frankreich führst, dann ist das ideal. Dann haben wir in der zweiten Halbzeit wunderbar gefightet, stabil gestanden und wenig zugelassen, Und das 2:0 war dann natürlich eine Befreiung. Und wenn du denkst, alles ist vorbei, kriegst du dann einen Elfmeter gegen dich. Abe Leroy (Sané, Anm. d. Red.) hat sonst weltklasse gespielt. (...) Es ging gar nicht so sehr ums Ergebnis, sondern um die Leidenschaft. Das hat mit schon sehr gefallen. (...) Es war eine wunderbare Entscheidung, Pascal Groß einzuladen, er hat ein super Spiel gemacht.“
„Wo stehen wir? Es tut einfach gut nach den letzten Niederlagen. Man hat das gespürt. Die Menschen wollen, dass es funktioniert. Ich wusste, dass wir in Dortmund schon tolle Spieler abgeliefert haben vor einem tollen Publikum.“
... wo er angesetzt habe: „Viel kannst du nicht machen im Abschlusstraining. Wir haben versucht, etwas kompakter zu stehen. Tah ist in einer Topform bei Bayer Leverkusen. Kompliment an Hannes Wolf und Sandro Wagner, die haben mir zwei Tage mit viel Elan wunderbar zugearbeitet und geackert.“
... zu möglichen Gedanken an Flick: „Ich hatte zu Hansi kurz vor dem Spiel noch Kontakt, ich werde ihn morgen anrufen.“
... zum Stand der Suche nach einem Flick-Nachfolger: „Das will ich hier nicht sagen. Ich bin mit Aki Watzke im Austausch. Und wir werden hoffentlich in drei Wochen eine Lösung parat haben.“
... zur Verletzung von Kapitän Ilkay Gündogan: „Er hat eine Beckenprellung: Es ist nichts kaputt, aber es tut halt weh.“
Müller: „Ein kleiner Befreiungsschlag“
Thomas Müller: „Grundsätzlich war für uns klar, heute viel Laufarbeit zu verrichten, auch die Vorderen. Wir mussten über die Arbeitsmoral kommen. Frankreich gibt dir aber auch das Gefühl, mitspielen zu können.“
... zur Trainerfrage: „Ich muss mich bei Hansi und seinem Trainerteam bedanken. Der Abschied in der Woche war schon eine verrücke Situation. Aber auch Kompliment an Rudi, Sandro Wagner und Hannes Wolf, wie sie es angegangen haben.“
... über die Lehren aus dem Spiel: „Am Ende haben wir uns in den richtigen Momenten belohnt - so macht es auch Spaß. Aber wir brauchen es auch nicht überzubewerten. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Aber es war so ein kleiner Befreiungsschlag.“
Tah: So hat uns Völler eingestellt
Jonathan Tah: „Wir wollten natürlich ein anderes Gesicht zeigen. Es war klar, was auf uns zukommt. Wichtig war, dass wir alles, was von außen kam, ausgeblendet haben und auf uns geschaut haben. Dass wir füreinander da waren und auch gut kommuniziert haben. Deswegen haben wir auch gewonnen.“
... zu Völler: „Rudi war ja schon vorher da. Jetzt hat er ein bisschen mehr zur Mannschaft gesprochen. Seine Präsenz, seine Ansprache, sein Selbstverständnis – er war in seiner Karriere auch erfolgreich. Natürlich hat er auch einen Einfluss auf die Mannschaft gehabt. Mit dem Support des Trainers hat das dazu geführt, dass wir es geschafft haben. Daran wollen wir anknüpfen, natürlich war nicht alles perfekt, wir können noch an vielen Details arbeiten. Aber vom Engagement her war das ein Topleistung.“
Benjamin Henrichs: „Die letzten Spiele waren nicht unser Anspruch. Wir wollten neue Impulse setzen, neue Energie freisetzen. Es war ein geiles Gefühl, auf dem Platz zu stehen. Wir waren super eingestellt auf das Spiel und haben es auch gut umgesetzt. So schnell läuft es im Fußball. Rudi, Hannes und Sandro haben uns gut eingestellt. Was in der Zukunft kommt, da kann ich nicht viel mitreden.“
Didier Deschamps (Nationaltrainer Frankreich): „Der Anfang des Spiels war katastrophal. Besonders was die Aggressivität betrifft. Danach haben wir uns ein wenig erholt. Man weiß nicht, ob wir gewonnen hätten, wenn Kylian Mbappe und Olivier Giroud dabei gewesen wären. Deutschland war ein guter Gegner.“