Mit der Bekanntgabe von Andreas Rettig als Nachfolger von Oliver Bierhoff hat der DFB für eine Überraschung gesorgt. Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff haben sogar die Task Force verlassen.
Rettig über Hoeneß und Rummenigge
Nun hat sich Rettig erstmals selbst zu der Situation geäußert und dabei betont, dass der deutsche Fußball im Vordergrund steht. Daher habe er auch bereits den Kontakt zu Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß gesucht. „Eine persönliche Animosität gegen mich darf nicht dazu führen, dass wir wichtige Personen verlieren“, stellte Rettig klar.
Die DFB-PK mit Andreas Rettig und DFB-Präsident Bernd Neuendorf zum Nachlesen im SPORT1-Ticker.
+++ Neuendorf zu potenziellen Bundestrainern +++
Das gehört zu den Wasserstandsmeldungen, zu denen ich mich aktuell nicht äußern will.
+++ Rettig zum Nachwuchs +++
Wir wollen die Spieler bei der Persönlichkeitsentwicklung vorantreiben. Wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht zu früh eine Scheinwelt erschaffen. Es sind weniger als drei oder vier Prozent, die aus den Nachwuchsleistungszentren im Profibereich ankommen. Daher müssen wir die Spieler auf das reale Leben vorbereiten.
+++ Neuendorf nochmal zur Bundestrainersuche +++
Grundsatzfragen sind das Profil. Wir wollen ein gemeinsames Verständnis entwickeln. Natürlich spielt auch die Laufzeit des Vertrags und die Finanzierbarkeit eine Rolle. Das ist eine wichtige Position, da sind wir uns einig. Aber wir haben es in den letzten Monaten geschafft, das strukturelle Defizit abzubauen. Diesen Prozess wollen wir mit einer Verpflichtung nicht in Frage stellen.
Diese Fragen müssen wir beantworten. Jetzt sind Rudi, Aki und ich an dem Punkt, dass wir diese Fragen beantwortet haben und daher werden die Gespräche nun anhand dieser Leitplanken geführt.
+++ Rettig zur Fanstimmung +++
Wir hoffen natürlich, dass wir die Stimmungswende schnell hinbekommen. Der erste kleine Schritt ist gemacht. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das zusammen hinbekommen.
+++ Neuendorf zum Vertrag +++
Der Vertrag läuft bis zum 31.12.2026.
+++ Rettig dazu +++
Es geht nur gemeinsam. Das muss die Losung sein.
+++ Neuendorf zu Watzke +++
Wir hatten verschiedene Kandidaten. Rettig war auch nicht von Beginn an auf meinem Zettel. Ich dachte, seine Lebensplanung würde anders aussehen. Aber wir kamen dann ins Gespräch und als er signalisiert hat, dass er sich den Job vorstellen könne, bin ich auf Aki Watzke zugegangen. Da wurde relativ schnell klar, dass er den Schritt mitträgt und unterstützt. Er will ihn nicht nur positiv begleiten, sondern auch öffentlich mittragen.
Wenn ich mit Rettig weiter über dieses Thema spreche, wollte ich auch den Rückhalt der Liga. Ich wollte nicht gefährden, was wir in den letzten eineinhalb Jahren aufgebaut haben. Das war aber schnell klar.
+++ Kontakt zu Hoeneß und Rummenigge? +++
Offenheit! Ich schätze auch bei beiden das offene Visier. Ich habe auch kein Glaskinn. Wenn ich mich so positioniere, muss ich damit rechnen, dass es auch Kontra gibt. Aber ich will zeitnah Kontakt suchen. Eine persönliche Animosität gegen mich darf nicht dazu führen, dass wir wichtige Personen verlieren.
+++Neuendorf nochmal zu Rettig +++
Mit seiner Kreativität ist Andreas Rettig gefragt, den Verband nach vorne zu bringen. Aber er ist nicht im sportlichen Bereich gefragt.
+++ Rettig dazu +++
Ich sehe meinen Schwerpunkt im Bereich Führung. Durch die Vakanz gab es Monate der fehlenden Orientierung. Das ist ein wesentlicher Punkt meiner Aufgaben. Darüber hinaus will ich keine Ergebnisse der Nationalmannschaften kommentieren, sondern sehe mich eher in der strategischen Ausrichtung. Ich sehe mich nicht auf den Platz laufen, um dem U17-Trainer um den Hals zu fallen.
+++ Neuendorf über Rettig-Profil +++
Die Sportdirektoren müssen und sollen den Fokus auf den Sport legen. Das gilt für Hannes Wolff, Rudi Völler und künftig auch für den Frauenfußball. Der Geschäftsführer muss sich um das Administrative kümmern, damit sich die sportlichen Verantwortlichen auf den Sport konzentrieren können.
+++ Rettig zu Sponsoren +++
Ich sehe mich eher als Generalisten und Allrounder. Was das Thema Sponsoren angeht: Ich bin nicht allein in der Geschäftsführung. Es ist immer ein Abwägungsprozess was geht und wo wir die Finger von lassen. Das kommt immer auf den Einzelfall an.
+++ Neuendorf nochmal zur Task Force +++
Die Frage nach Herrn Rummenigge und Herrn Mintzlaff in der Task Force stellt sich nicht mehr. Durch den Rücktritt hat sich das beantwortet.
Die Entscheidung Rettig lag bei den Gremien. Dass die Task Force nicht kontaktiert wurde, war da keine Boshaftigkeit.
++++ Rettig zu Kontakt Hoeneß/Rummenigge +++
Ich habe beide nicht erreicht. Ich habe Herrn Hoeneß auf die Mailbox gesprochen und Herrn Rummenigge eine SMS geschrieben. Von beiden habe ich keine Resonanz bekommen.
+++ Neuendorf zur Bundestrainersuche +++
Mit Völler gibt es die Absprache, dass er bei der Bundestrainersuche den Hut auf. Natürlich braucht man später, wenn es um Vertragsdetails geht, eine Geschäftsführung. Das macht Rudi nicht. Aber die sportliche Suche nach einer geeigneten Nachfolge für Hansi Flick liegt bei Rudi Völler - begleitet von mir und Aki Watzke. Das ist mit Völler auch so besprochen und da gibt es keinen Dissens.
Wir sind einen deutlichen Schritt weiter nach dem Spiel gegen Frankreich. Wir müssen einige grundsätzliche Dinge klären, bevor wir auf Personen zugehen. Das ist passiert. Natürlich haben wir einen Punkt, bis wohin wir eine Entscheidung haben wollen, das ist die Abreise in die USA.
+++ Rettig zur Bundestrainersuche +++
Modernes Management definiert sich nicht über Hierarchien. Es ist immer ein Wettstreit um die besten Ideen. Wir müssen wegkommen vom Hierarchie-Denken. Aber natürlich ist Rudi Völler hier in der Führung. Da geht es um Fachkompetenz und da ist er mir überlegen. Er ist Weltmeister geworden, ich weiß, was er alles einbringen kann. Daher ist das für mich klar, dass es da nicht um Hierarchie, sondern um Kompetenz geht.
+++ Neuendorf zur Task Force +++
Man muss nicht nach jeder Sitzung eine große Neuigkeit verkünden. So habe ich die Task Force auch nie verstanden. Es war wichtig für mein Netzwerk und hat gute Kontakte ergeben. Aber man muss nicht jeden Tag mit großen Ergebnissen rauskommen. Ich wäre froh, wenn die Beratungen weitergehen. Daher glaube ich nicht, dass die Task Force obsolet war oder nichts erreicht hat. Auch die Aufstellung in der Nach-Bierhoff-Ära wurde in der Task Force besprochen und da gab es einen großen Konsens. Ich will die Zeit nicht missen.
+++Rettig zu seinem weiteren Vorgehen +++
Ich habe mich in der Vergangenheit z.B. bei 50+1 sehr deutlich positioniert. Das ist ein Grundpfeiler des deutschen Fußballs. Zum Glück habe ich die Meinung nicht alleine im deutschen Fußball. Auch in puncto Investoren bin ich klar: Investoren sind herzlich willkommen, wenn sie sich an die Regeln im deutschen Fußball halten. Das Problem war, dass Töpfe gebildet wurden, die Verteilungen auf bestimmte Zeit zementiert hätten. Aber grundsätzlich sind Investoren herzlich willkommen.
+++ Nachtrag Rettig zum FC Bayern +++
Ich würde mir wünschen, dass alle, die es gut mit dem deutschen Fußball meinen, sich einbringen, aber es nicht an einzelnen Personen fest machen. Ich würde mich freuen, wenn sich auch der FC Bayern, als sehr wichtiger Akteur im deutschen Fußball, aktiv einbringt.
+++ Neuendorf zu Rummenigge +++
Ich habe mit Herrn Rummenigge und Herrn Mintzlaff telefoniert. Die Entscheidungskompetenz hat die Task Force nie gehabt. Die Entscheidungsgewalt haben die Gremien im Bundestag. Die Task Force war immer nur eine Beratungsinstanz. Der DFB hat hier ganz klare Vorgaben und Entscheidungsgremien.
Es war in der Task Force von Beginn an klar, dass wir nach dem Abgang von Oliver Bierhoff schnell handeln müssen. Das ist uns mit Rudi Völler gelungen. Dazu wollten wir mit der Task Force weiter sprechen - auch über den Nachwuchs. Daher haben wir uns mit der Personalie Hannes Wolff beschäftigt. Es gab im Gremium nicht einmal den Wunsch, über den Geschäftsführer Sport oder Frauen zu sprechen.
Es hat mich etwas überrascht, dass es gestern kam. Dass wir nie darüber gesprochen haben, stimmt. Aber es war auch nicht geplant oder eingefordert. Daher war ich etwas überrascht. Wir haben hier sicherlich eine Differenz. Aber der Geist des Telefonats war es, aus Differenzen keine Fronten entstehen zu lassen. Wir sind weiter im Austausch mit Rummenigge und Mintzlaff. Es ist jetzt so, wie es ist. Aber nochmal: Es war immer ein beratendes Gremium, nie ein Entscheidungsgremium.
+++ Rettig zum Rummenigge-Beben +++
Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ich nicht der Wunschkandidat des FC Bayern war. Das habe ich vernommen. Ich habe versucht, am Freitag vor der Veröffentlichung mit Herrn Hoeneß und Herrn Rummenigge Kontakt aufzunehmen. Das belastete Verhältnis kenne ich. Aber wir werden den FC Bayern brauchen, er ist der wichtigste Verein in Deutschland. Da nützt es nichts, wenn wir uns auseinanderdividieren.
Ich musste allerdings schmunzeln. In der Pressemitteilung von Herrn Rummenigge und Herrn Mintzlaff steht, dass das 2022 installierte Gremium entscheidende Weichen stellen sollte, um einen nachhaltigen Beitrag zum Wohle des deutschen Fußballs zu leisten - wie damals im Jahr 2000, das mit seinen Veränderungen in der Nachwuchs- und Eliteförderung bis heute als ein Wendepunkt der Bundesligageschichte gilt. Da muss ich Karl-Heinz Rummenigge zu einhundert Prozent zustimmen. Das Ergebnis damals war, dass der DFB mir die Leitung und den Vorsitz der Kommission für die Leistungszentren übertragen haben. Damals waren alle einhellig der Meinung, dass ich der richtige bin für diese Aufgabe. Dass sich diese Sichtweise nun wohl geändert hat, nehme ich mit einem Schmunzeln zur Kenntnis.
+++ Rettig zum Frauenfußball +++
Ich war beim Eröffnungsspiel der Frauen-Bundesliga in Freiburg. Ich konnte am Rande bereits Gespräche führen, damit ich ein Gespür dafür bekomme. Ich muss mich relativ schnell lauf Ballhöhe bringen lassen und das werde ich angehen.
+++ Neuendorf zum Frauenfußball +++
Wir gehen diesen Prozess erst jetzt bewusst an, weil wir die Frauen-WM abwarten wollten. Nun ist der Prozess auf die Schiene gesetzt worden. Eine der ersten Aufgaben von Andreas ist es, dass wir hier dringend eine starke Persönlichkeit brauchen, die den Bereich offensiv in der Öffentlichkeit vertritt.
+++ Rettig zu seiner früheren Kritik am DFB +++
Die Gefahr, etwas in Schutt und Asche zu legen, besteht nicht. Es ist gerade erst etwas aufgebaut worden. Das ist natürlich ein Spagat, ich habe eine neue Rolle. Haltungsfrage werden sich bei mir aber nicht ändern. Vielleicht wird die Tonalität leiser. Sonst zupft mich der Präsident am Ohr. Natürlich weiß ich, dass ich in meiner neuen Rolle bestimmte Dinge nicht so transportieren kann wie früher. Grundsätzlich ändert sich da aber nichts. Einem guten Manager muss man nicht erklären, wann er Haltung zeigen soll.
+++ Zum Perspektivwechsel +++
Wir müssen sehen, dass wir nicht nur die Geldbeutel, sondern die Herzen der Fans erreichen. Wenn ich an Rudi Völler denke, was da passiert ist in den letzten Tagen. Was er allein durch sein Charisma bewegt und die Situation beruhigt hat. Wenn man diese Begeisterung spürt, kommt Rudi meinem Idealbild für einen Perspektivwechsel sehr nahe.
+++ Rettig zum DFB +++
Einstimmig gewählt ist wirklich ein Statement gewesen und darüber habe ich mich sehr gefreut - auch weil Ligavertreter mit abgestimmt haben. Aki Watzke hat mir ebenfalls seine Unterstützung zugesagt. Ich möchte betonen: Es findet kein Wettbewerb zwischen Liga und DFB statt. Im Wettbewerb sind wir sportlich mit anderen Nationen.
+++ Neuendorf zur Rettig-Verpflichtung +++
Im Geschäftsbereich Sport lag der Hauptfokus immer auf der A-Nationalmannschaft. Wir haben nun aber mehr Pluralität bekommen. Wir haben vor einigen Wochen Hannes Wolff vorgestellt. Selten ist so kontrovers über den Jugendbereich diskutiert und gestritten worden.
Andreas Rettig ist nicht der neue Oliver Bierhoff. Er hat ein komplett anderes Aufgabenprofil. Bierhoff vereinte viele Aufgaben, die wir durch diese Reform verändern wollen. Diesen Transformationsprozess haben wir uns auferlegt. Wir sind damit ein entscheidendes Stück vorangekommen und daher bin ich froh, dass Andreas Rettig heute neben mir sitzt.
Vom DFB wird immer Mut und frischer Wind verlangt. Da sind wir ein Stück weiter vorangekommen. Andreas Rettig steht für einen Perspektivwechsel, den wir wollen beim DFB.
+++ Zur Situation beim DFB +++
Wir stehen vor großen Herausforderungen und sind diese in den letzten Jahren konsequent angegangen. Von unserem Kurs dürfen wir uns nicht abbringen lassen. wir brauchen solide Finanzen und klare Strukturen. Alle Forderungen an den DFB sind wir angegangen. Wir sind den Grundlagenvertrag mit der Liga angegangen. Wir haben das strukturelle Defizit abgebaut und haben einen Transformationsprozess im sportlichen Bereich angestoßen.
+++ Gleich geht es los +++
Die Medienvertreter warten bereits. Sobald die Protagonisten auf der Bühne Platz genommen haben, geht es los.
+++ Rummenigge sorgt für Beben +++
Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff haben am Sonntag ihren sofortigen Rücktritt aus der DFB-Taskforce erklärt - und das zumindest teilweise mit der Verpflichtung Rettigs als Nachfolger von Oliver Bierhoff begründet. Was sagt Rettig dazu?
+++ Herzlich willkommen +++
Wir begrüßen sie ganz herzlich im SPORT1-Liveticker zur DFB-Pressekonferenz mit Andreas Rettig und DFB-Präsident Bernd Neuendorf.