Wieder nichts! Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft sucht weiter nach ihrer Form.
„Die Lage ist todernst!”
Nach dem 3:3 gegen die Ukraine kassiert das auf neun Positionen neuformierte Team von Bundestrainer Hansi Flick in Polen mit 0:1 (0:1) und verpasst es einmal mehr, ein Jahr vor der Heim-EM für Aufbruchstimmung zu sorgen.
SPORT1 fasst Stimmen und Reaktionen in der ARD zusammen.
Hansi Flick (Bundestrainer): „Vom Ergebnis her ist es absolut enttäuschend. Wir waren zu fahrig in der ersten Halbzeit, es war kein großes Tempo, wir haben zu wenig zwingende Torchancen kreiert. Wir haben den Ball zwar in den eigenen Reihen gehalten, aber wurden kaum zwingend. In der zweiten Halbzeit haben wir uns gesteigert und Torchancen herausgespielt. Am Ende muss man sagen, dass Szczesny überragend gehalten und viele Chancen zunichte gemacht. Die Mannschaft hat es in der zweiten Halbzeit versucht, muss vor dem Tor aber die Chancen kompromissloser machen. (...) Wir brauchen Ergebnisse. Die Überzeugung ist einfach noch nicht da, das müssen wir hinkommen. Wir sind in einer Phase, die nicht ganz so einfach ist. Aber wir werden da rauskommen.“
Zum Debüt von Malick Thiaw: „Malick Thiaw hat für mich ein richtig tolles Spiel gemacht. Das nehmen wir als Erkenntnis mit, dass wir einen jungen Spieler haben, der auf einem sehr hohen Niveau spielen kann.
Joshua Kimmich (Kapitän Deutschland): „Direkt nach dem Spiel ist es schwierig zu analysieren, weil da noch zu viele Emotionen dabei sind. Entsprechend ist es intelligenter, das morgen zu tun. Nach dem Ukraine-Spiel hat der Trainer mit einzelnen Spielern gesprochen, wir haben es aber auch mannschaftlich analysiert. Es ist immer eine Mischung aus beidem.
In der ersten Halbzeit haben wir es zwar kontrolliert, aber wir haben nicht so zielstrebig und kreativ gespielt und sind nicht wirklich zu Torchancen gekommen. Dann sind wir ganz gut aus der Pause gekommen und hatten einige Chancen. Wir waren etwas druckvoller und haben das Risiko erhöht, in der ersten Hälfte waren wir noch zu sehr auf Kontrolle aus. Das haben wir dann besser gemacht. Dass dann ein paar Fehlpässe passieren, ist völlig normal. Man hat gemerkt, dass wir ein Tor schießen wollten, aber momentan geht‘s nicht so einfach.
Generell hatten wir Chancen, aber generell können wir die Schlagzahl noch erhöhen und mit noch mehr Kreativität spielen. Wir müssen eine gute Balance zwischen Risiko und Kontrolle finden. Heute, wenn man ehrlich ist, haben wir nichts zugelassen – außer einem Tor nach einem Standard. Das ist dann natürlich wieder sehr ärgerlich, wenn man diesem Tor das ganze Spiel hinterherlaufen muss. Wir müssen es schaffen, vorne einfache Tore zu machen und hinten die Null zu halten. Diese Balance müssen wir finden. Das ist ein Problem, das sich schon länger durchzieht, was aber nicht einfach abzustellen ist. Aber man muss merken, das alle wollen und die nötige Mentalität dafür haben. Ich sehe unsere Qualität im Training und teilweise im Spiel – aber wir müssen sie konstanter auf den Platz bringen.
Ein Tiefpunkt jagt den nächsten. Natürlich ist das unbefriedigend.“
zu den Diskussionen um Hansi Flick und ob diese die Mannschaft belasten würden: „Ich hatte bisher noch nicht das Gefühl. Ich hoffe, dass es den Bundestrainer auch nicht belastet, weil wir als Mannschaft stehen hinter ihm.“
Antonio Rüdiger (Spieler Deutschland): „Es waren halbe Chancen für uns da. Der Gegentreffer ist sinnbildlich für uns momentan. Sie treffen sofort mit einer Chance. Wir brauchen etwas mehr. Sie standen sehr tief. Wir haben trotzdem Chancen herausgespielt. Es hat die letzte Gier gefehlt, der letzte Pass. (...) Es ist schwierig zu sagen, weil Polen sehr tief stand. Sie standen mit allen Spielern in der eigenen Hälfte. Wir haben trotzdem Chancen heraus gespielt.
Zu Thiaw: „Er hat seine Sache sehr gut gemacht. Er hat Persönlichkeit und hatte gute Situationen.“
Robin Gosens (Spieler Deutschland): „Ich hatte nach dem Champions-League-Finale zwei, drei Tage Zeit, da habe ich eine große Leere gespürt. Es war scheiße, die Saison mit einer Niederlage zu beenden. Ich habe mich deshalb gefreut, wieder im Kreise der Natio zu sein. Ich hatte gehofft, dass wir endlich mal ein Erfolgserlebnis feiern, in Aufbruchsstimmung kommen, das Land hinter uns kriegen. Wir wissen alle, dass das nur über Resultate, über Siege geht. Das wäre so existenziell für unser Land. Und du musst dich auch mal belohnen, mit dem absoluten Willen in die Bälle reinzufliegen. Dieses Detail fehlt noch. Wir müssen auf die zweite Halbzeit aufbauen, da hatten wir ein gutes Positionsspiel und auch einiges kreiert. Ich weiß auch, dass ich meine Chance nutzen muss - ich war bei dem letzten Turnier und auch DFB-Lehrgang nicht dabei. Da muss nun Feuer kommen, aber ich bin sehr unglücklich über das Endresultat. Die Lage ist todernst!“
Niclas Füllkrug (Spieler Deutschland): „Man hat im Moment das Gefühl: Wir wollen, aber können nicht. Es ist schon erschreckend, dass wir es nicht hinkriegen, ein Tor zu schießen. Das Spiel beschreibt unsere Situation sehr gut. In solchen Phasen hilft nur: Zusammenstehen und weitermachen, bis es klappt!“
Robert Lewandowski (Spieler Polen): „Es war nicht alles perfekt. Wir haben in vier Tagen die EM-Quali gegen Moldau, und das ist für uns wichtiger. Wir haben versucht, Deutschland einen schweren Tag zu bereiten. Die Defensive war gut, wobei wir in der ersten Halbzeit mehr Kontrolle hatten. In der zweite Hälfte machte Deutschland viel Druck, aber am Ende haben wir gewonnen. (...) Für unser Spiel gegen Moldau wäre es besser gewesen, gegen eine defensive Mannschaft zu spielen. Gegen Deutschland musst du immer aufpassen, sie hatten einige klare Chancen. Wir haben dem Druck aber standgehalten.“
„Wir haben die Szenen der deutschen Mannschaft gegen die Ukraine gesehen, wo sie sehr hochstand. Das ist immer sehr gefährlich, und wenn wir es besser ausspielen, dann hätten wir auch mehr Chancen haben können. Aber wir wussten, dass wir jede Situation nutzen müssen, um gegen Deutschland zu gewinnen – wie zum Beispiel den Eckball. (...) Deutschland hat noch etwas Zeit bis zur Europameisterschaft. Es gibt nicht mehr viele aus meiner Generation, das sehe ich auch in unserem Team. Ich bin einer von zwei Spielern über 30 Jahre. Das ist nicht so leicht, die jungen Spieler haben eine etwas andere Idee von Fußball als meine Generation. Ich will nicht sagen Generation Play Station, aber das musst du erst mal lernen, wo deine Mitspieler auf dem Platz stehen.