Alarm- statt Aufbruchstimmung!
So entsteht keine Aufbruchstimmung!
Die deutsche Nationalmannschaft zeigt sich ein Jahr vor der Heim-EM in einem alarmierenden Zustand. Das 3:3 gegen den Weltranglisten-30. Ukraine fühlte sich wie eine Niederlage. Mit gesenkten Köpfen liefen die Fans nach dem Spiel aus dem Bremer Weserstadion.
Eigentlich war alles angerichtet für ein Fest. 36.000 Fans kamen nach Bremen, wo seit elf Jahren mal wieder ein Länderspiel ausgetragen wurde. Das 1000. Verbandsspiel gegen die vom russischen Angriffskrieg gebeutelten Ukrainer ging allerdings nur auf dem Papier in die DFB-Geschichte ein.
Der schlechte Eindruck der 2:3-Pleite im letzten Test gegen Belgien sollte korrigiert werden. Stattdessen gibt es noch mehr Sorgen.
DFB-Stars schwächeln: Der Druck auf Flick wächst
David Raum und Marius Wolf konnten zum wiederholten Mal als Außenverteidiger nicht überzeugen und die Abwehr-Kollegen Nico Schlotterbeck und Matthias Ginter wackelten bedenklich. Was sich der ausgebootete BVB-Star Niklas Süle vor dem Fernseher wohl gedacht haben muss? Vorne strahlte die biedere deutsche Mannschaft außerdem über eine Stunde lang zudem viel zu wenig Torgefahr aus. (Einzelkritik: Viele Fünfen, ein Lichtblick)
Auch auf Bundestrainer Hansi Flick wächst allmählich der Druck. Eine Weiterentwicklung ist noch nicht zu erkennen. Aus den letzten neun Spielen hat seine Mannschaft nur drei gewonnen. In den vergangenen 14 Duellen stand hinten nur zweimal die Null! Flick, der nach dem Vorrundenaus bei der WM in Katar eine zweite Chance bekommen hat, muss sich mehrere Fragen gefallen lassen.
Wieso durften die EM-Hoffnungsträger Florian Wirtz und Jamal Musiala erst so spät ran? Wieso saß Kai Havertz, der die Pleite mit einem Tor und einem herausgeholten Elfmeter noch abwenden konnte, so lange auf der Bank? Auch die misslungene Systemumstellung auf eine Dreier- respektive Fünferkette mit zwei Sturmspitzen muss Flick erklären.
Füllkrug-Auswechslung das falsche Signal
Die Angst vor dem vierten Turnier-Fiasko in Folge geht bei den Fans um. Sie pfiffen die Mannschaft gnadenlos aus, stimmten lieber „Werder Bremen“-Sprechchöre an und feierten ihren Liebling Niclas Füllkrug.
Dass der Bremer Bundesliga-Torschützenkönig zur Pause rausgenommen wurde, bleibt ein weiteres Flick-Rätsel. Der Bundestrainer hat damit ein völlig falsches Zeichen gesetzt.
Ja, Füllkrug war – wie die meisten Kollegen – nicht gut. Aber immerhin traf er, auch wenn von Marius Wolf angeschossen. Ihn, dem die Bremer Fans zujubeln wollten, zur Pause rauszunehmen und der ohnehin negativen Stimmung einen zusätzlichen Dämpfer zu geben, war ein Fehler.
„Wir brauchen Ergebnisse“, erhöhte Kapitän Joshua Kimmich den Druck auf sich und seine Kollegen.
Am Freitag in Warschau gegen Polen und vier Tage später in Gelsenkirchen gegen Kolumbien müssen jetzt zwingend Siege her. Gurkt die Mannschaft so weiter und bleibt die Stimmung bei den Fans so negativ, rennen Hansi Flick und Co. sehenden Auges in eine erneute Katastrophe.