Schon die Überschrift zu Oliver Bierhoffs Gastbeitrag klingt wie ein Versprechen: „Weltmeister 2030 - ein Blick in die Zukunft des Fußballs“.
Bierhoff: DFB-Team 2030 Weltmeister
Er verschwendet keinen Absatz; sofort entführt er seine Leser ins WM-Finalstadion von 2030: ins Rectangular Stadium in Melbourne, Australien, wo DFB-Kapitän Jamal Musiala die WM-Trophäe Richtung Himmel streckt.
Ja, richtig gelesen. Musiala Kapitän, Deutschland Weltmeister, WM 2030 in Australien. Und den Torschützenkönig liefert Bierhoff in seinem bunten Zukunftsbild gleich mit: Miro Müller, 23 Jahre alt, DFB-Zögling seit der C-Jugend.
Bierhoff: Beste Voraussetzungen für Modernisierung
Das entscheidende Tor im Finale schießt eben dieser Miro Müller nach einer „traumhaften Kombination von Kai Havertz (31) und Youssoufa Moukoko (25)“.
Natürlich ist der Titelgewinn, wie ihn Bierhoff schildert, frei erfunden und Miro Müller keine echte Person. Was er mit seiner Vision zeigen will: dass der deutsche Fußball beste Voraussetzungen für seine Modernisierung schafft.
Als er beim DFB noch das Sagen hatte, etablierte er den Slogan: „Zurück an die Weltspitze“. Sein Gastbeitrag in „Next.2030″ ist eine Art Wegbeschreibung.
Auf acht Buchseiten nennt Bierhoff in seiner Begründung überraschend viele Details, warum Deutschland 2030 Weltmeister wird.
„Natürlich kommt ein WM-Sieg auch 2030 dank bekannter Faktoren zustande“, schreibt er und nennt sie beim Namen: „Taktische Variabilität, Tempo, Einzelkönnen, Siegeswillen, Zusammenhalt der Spieler“. Was folgt, klingt nach Science Fiction.
„Es sind inzwischen eben viele neue Faktoren dazugekommen“, so Oliver Bierhoff weiter: „Schlafplanung zum Beispiel. Training im Metaverse. Zu 99 Prozent exakte Verletzungsprognosen dank KI.“ Der Begriff „KI“ ist eine Abkürzung und heißt: Künstliche Intelligenz.
Der frühere Nationalelfmanager beschäftigt sich seit Jahren mit Errungenschaften aus der Wissenschaft.
In der DFB-Akademie in Frankfurt wollte er das Wissen über Leistungssport bündeln und für den Fußball nutzbar machen. „Die Optimierer wissen: Während früher eine Kleinigkeit über Sieg und Niederlage entscheiden konnte, kommt es 2030 auf alle Kleinigkeiten zusammen an“, so Bierhoff. „Und das schafft man in der Vorbereitung nicht allein mit Flipcharts.“
Das mit der Schlafplanung muss man wörtlich nehmen. Bierhoff ist überzeugt: Deutschland holt den WM-Titel im Schlaf. Er schreibt: „2030 ist ein ausgefeiltes Schlaf-Management für jeden Spieler während des Turniers normal - dazu die Analyse der ausgeatmeten Luft.“ Dazu brauche es, kein Witz, einen IPO - einen „Performance-Manager der Mannschaft“.
Bierhoff setzt auf Künstliche Intelligenz
Bierhoffs Begründung: „Punktgenaue Formsteuerung unter Extrembelastung“ sei „von zentraler Bedeutung“. In dem Zusammenhang fallen immer wieder die gleichen Schlagwörter: Daten, Künstliche Intelligenz, Optimierung.
Hier sei Deutschland, das ansonsten bei der Digitalisierung hinterherhinkt, endlich Vorläufer. Der DFB liefere dem Bundestrainer perfekt eingestellte Profis.
Bierhoff: „Die - ich nenne sie mal: bedarfsorientierten - Innovationen in der Leistungsoptimierung sind ein Schlüssel zum Erfolg. Der entscheidende Wettbewerbsvorteil für die deutsche Mannschaft. An diesen Themen arbeitet der DFB schon Jahre, bevor das Turnier 2030 beginnt.“
Die Botschaft, die zwischen den Zeilen steckt: Gut, dass der DFB seine Akademie hat.
Oliver Bierhoffs Akademie.
Er schreibt: „Das Jahr 2018 mit dem Vorrunden-Aus bei der WM stellt rückblickend eine Art Kehrtwende dar. Der herbe Rückschlag führte danach zu einer Vielzahl an Optimierungen und Innovationen in der Talent- und Eliteförderung, aber auch im Gesamtsystem Fußball. Wir wollten das Gesamtniveau signifikant anheben.“
WM-Aus kostet Bierhoff den Job
Beim WM-Turnier vier Jahre später war von einer Leistungsexplosion nichts zu spüren. Das erneute Vorrunden-Aus kostete Bierhoff den Job beim DFB. Mit dem Versagen 2022 in Katar beschäftigt sich Bierhoff nicht. Er blickt Richtung 2030, wie‘s der Buchtitel fordert: „Bei der WM kann der Bundestrainer stets auf einen fast kompletten, verletzungsfreien Kader zurückgreifen.“
Jener Miro Müller übrigens, der Deutschland im WM-Finale zum fünften Stern schießt, ist ein Kind dieses neuen KI-Systems, das den drolligen Namen „Connected Play“ trägt. Von Kindesbeinen an reichert er sein Talent mit dem Wissensvorsprung aus der Technologie an, die ihm die Künstliche Intelligenz made by DFB digital liefert, Schritt für Schritt.
Bierhoff: „Vorbereitet auf den Höhepunkt“
„Von alldem hat Miro Müller profitiert, als er 2026 in seiner ersten Profi-Saison in der Bundesliga Stammspieler wird und sofort seine Tore schießt“, schreibt Bierhoff. Auch das Finaltor war kein Zufall. Man versetzte ihn rechtzeitig ins Metaverse - in eine künstliche Welt, die alles nachahmt, was die echte Welt zu bieten hat. Halt nur vorher.
Bierhoff wörtlich: „Dank Metaverse stand er Monate vor dem Finale immer wieder auf dem Rasen des Stadions in Melbourne, erlebt den Lärm, die Stimmung, gewöhnte sich an die Bedingungen. Er spürt: Ich bin genau jetzt perfekt vorbereitet auf den Höhepunkt meiner Karriere.“
Nur das eine Tor im WM-Finale, das muss er noch selbst schießen. Ohne Künstliche Intelligenz.
Das Werk „Next.2030″ ist seit dieser Woche bei Amazon erhältlich. 33 Autoren, darunter Oliver Bierhoff, versuchen eine Antwort auf die Frage zu geben: Wie wird die Welt, wie wird Deutschland in sieben Jahren dastehen?