Mit Niklas Süle ist ein DFB-Spieler positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Im Lager der deutschen Nationalmannschaft in Wolfsburg herrschte am Dienstag Aufruhr.
Nach Corona-Fall: So geht‘s beim DFB weiter
Wie geht es jetzt weiter? SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie kam es zum Corona-Ausbruch?
Niklas Süle wurde am Montagabend im Teamhotel „Ritz Carlton“ in Wolfsburg positiv auf Covid-19 getestet - trotz doppelter Impfung! Zuvor war der Bayern-Star mit acht weiteren Profis gemeinsam in einem Privatflieger von München aus in Richtung Norden geflogen. Er ist bislang symptomfrei.
Corona beim DFB: Um wen handelt es sich bei den Kontaktpersonen?
Jamal Musiala, Karim Adeyemi, Joshua Kimmich und Serge Gnabry waren mit Süle im Flieger und müssen allesamt in Quarantäne. Das bestätigte der DFB auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Trotz negativem Test müssen die Spieler im Laufe des Dienstags aus Wolfsburg abreisen und sich in häusliche Quarantäne begeben.
Vier weitere Akteure, die ebenfalls mitgeflogen waren, werden „eine besondere Betreuung“ erhalten, wie Oliver Bierhoff sagte. Der DFB-Manager: „Sie werden innerhalb der Gruppe isoliert an einem Tisch sitzen oder vereinzelt zum Training anfahren. Aber sie brauchen nicht abzureisen.“
Nach SPORT1-Informationen handelt es sich dabei um die Münchner Leroy Sané und Manuel Neuer sowie die Gladbacher Florian Neuhaus und Jonas Hofmann. Die weiteren Bayern-Spieler Leon Goretzka (war zuvor in Bochum und reiste aus dem Westen mit BVB-Kapitän Marco Reus an) und Thomas Müller kamen separat. (DATEN: Tabellen der WM-Qualifikation)
Sind die vier Spieler ungeimpft?
Weder bestätigte noch dementierte der DFB das. „Grundsätzlich ist es so, dass die Impfung eines der Kriterien ist, die die Gesundheitsämter anlegen“, sagte DFB-Arzt Prof. Dr. Tim Meyer. „Darüber hinaus aber natürlich auch die Intensität und die Dauer der Kontakte, die vorlagen. Das ist eine Entscheidung, die mehrere Aspekte einbezieht.“ Neben Kimmich, bei dem der ungeimpfte Status bekannt ist, handelt es sich um Gnabry, Musiala und Adeyemi.
Laut RKI-Vorgaben muss es sich bei den drei DFB-Profis entweder um ungeimpfte Personen oder um Personen mit Symptomen handeln. Sie sind laut Verband negativ.
Hatte Süle nicht schon Corona?
Nein! Bereits vor einem Jahr war ein positiver Test bei dem Bayern-Spieler festgestellt worden, der sich im Nachhinein aber als „falsch“ herausgestellt hatte.
Ist Süle der erste Corona-Fall beim DFB?
Nein! Bereits im März musste der Gladbacher Jonas Hofmann wegen einer Infektion vor dem Start in die WM-Quali aus dem DFB-Quartier abreisen. Der Leipziger Marcel Halstenberg, der am Vorabend noch mit Hofmann das Brettspiel „Backgammon“ spielte, durfte als Kontaktperson 1 nicht bleiben. Mehrere Nationalspieler haben sich allerdings bei ihren Klubs angesteckt. Darunter beispielsweise City-Star Ilkay Gündogan, Chelseas Final-Held Kai Havertz und Gladbach-Profi Matthias Ginter.
Haben die Corona-Fälle Einfluss auf das Liechtenstein-Spiel?
Zuletzt war es bei einzelnen Fällen nicht mehr zu Spielabsagen gekommen. Beim DFB gehen sie davon aus, dass die vorletzte WM-Quali-Partie am Donnerstag vor 26.000 Fans in der VW-Arena gegen Liechtenstein (SERVICE: Liveticker ab 20.45) problemlos angepfiffen wird. Die deutsche Mannschaft ist bereits für die WM 2022 in Katar qualifiziert.
Beeinflussen die Corona-Fälle den Abschied von Joachim Löw?
Der Weltmeister-Trainer soll trotz des Corona-Wirbels am Donnerstag seinen gebührenden Abschied bekommen. Viele ehemalige Spieler und Wegbegleiter sollen kommen. Bierhoff bekräftigte, dass man mit größter Sorgfalt vorgehe. Man werde sich an die 2G-Regel halten. „Wir freuen uns, dass wir ihm zum Ende des Jahres einen gebührenden Abschied bereiten können“, sagte der Manager. Bei der Verabschiedung gelte für alle Gäste die 2G-Regel (geimpft oder genesen). „Wir planen weiterhin so“, so Bierhoff.
Wer stößt jetzt zum DFB-Team dazu?
Die Wolfsburg-Profis Ridle Baku und Maximilian Arnold sowie Monaco-Stürmer Kevin Volland wurden am Dienstag kurzerhand in den Kader berufen. Baku und Arnold, die bei der kurzfristigen Nominierung auch vom Standortvorteil profitierten, nahmen am Nachmittag an der verschobenen Trainingseinheit, die eigentlich um 11 Uhr stattfinden sollte, teil. Volland fehlte noch und wird erst im Laufe des Abends zum Team dazustoßen. Um 16.38 Uhr kamen die Spieler nach dem Corona-Schock auf den Trainingsplatz. Neben dem angeschlagenen Havertz fehlten Marc-André ter Stegen und Jonathan Tah (beide Belastungssteuerung). (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM-Qualifikation)
Hatte Tahs frühe Nach-Nominierung mit Süle zu tun?
Nein! Der Leverkusener wurde bereits am Montag schon nachnominiert. Grund ist die Muskelverletzung von Nico Schlotterbeck (Freiburg), der für die beiden anstehenden Länderspiele gegen Liechtenstein und Armenien genauso ausfallen wird wie Florian Wirtz (Leverkusen). „Das hatte noch nichts mit Süle zu tun. Wir waren uns bei Nico Schlotterbeck nicht sicher und wollten ohnehin kein Risiko eingehen“, begründet Bierhoff die frühzeitige Tah-Nachnominierung.
Zuletzt stand Tah bei den WM-Quali-Spielen im März im Kader, kam aber nicht zu einem Einsatz. Sein letztes Spiel machte der gebürtige Hamburger beim 0:6-Debakel am 17. November 2020 in Spanien.
Corona: Muss der DFB sein Hygienekonzept nachbessern?
Nein! Das gemeinsam erarbeitete und immer wieder nachgebesserte Hygienekonzept sei „so ausführlich und detailliert, dass ich denke, dass es vollkommen ausreicht“, sagte Monika Müller, Dezernentin für Soziales, Gesundheit, Klinikum und Sport bei der Stadt Wolfsburg. Die Entscheidung, die betroffenen Spieler in Quarantäne zu schicken, wurde vom Gesundheitsamt in München getroffen. „Das Ergebnis ist hier richtig und hätten wir genauso getroffen“, sagte die Wolfsburger Stadträtin, die aber auch betonte, dass man über die Zuständigkeit in dem Fall „trefflich streiten“ könne.