Schafft er es nochmal zurück in die Nationalmannschaft, oder nicht?
So realistisch ist eine Boateng-Rückkehr
Im Kreis der deutschen Nationalmannschaft dreht sich wieder viel um Jérôme Boateng, obwohl er gar nicht dabei ist.
Nicht zuletzt, weil mit Hansi Flick derjenige Bundestrainer ist, der ihm beim FC Bayern wieder zu alter Weltklasse verhalf, mit ihm sechs Titel gewann und seit Jahren ein großer Förderer des 33 Jahren alten Innenverteidigers ist. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM-Qualifikation)
Darüber sprach Flick mit Boateng
Der Kontakt der beiden ist bis heute nicht abgerissen. Zuletzt gab es nach SPORT1-Informationen ein Telefonat der beiden. Darüber berichtete die BILD zuerst.
Flick und Boateng sprachen über Privates, seine Situation bei seinem neuen Klub Olympique Lyon und auch darüber wie Boatengs Perspektiven beim DFB sind.
Während Flicks erstem DFB-Lehrgang als neuer Bundestrainer hatte Boateng gerade beim französischen Traditionsverein bis 2023 unterschrieben. Seitdem kämpft er sich nach Wochen der privaten Schufterei zur Topform zurück. (DATEN: Tabellen der WM-Qualifikation)
Flick erklärte Boateng im Telefonat, warum er den Weltmeister von 2014 auch für die kommenden Länderspiele gegen Rumänien und in Nordmazedonien nicht nominiert hat. Vor allem soll sich Boateng in Frankreich erstmal in Ruhe akklimatisieren.
Doch beide wissen auch: Die Innenverteidigung ist mit Niklas Süle, Antonio Rüdiger und Matthias Ginter erstmal gut besetzt, Nico Schlotterbeck wird in Ruhe aufgebaut. Zudem fehlt weiterhin Mats Hummels, der laut Flick erstmal hundertprozentig fit werden soll.
Bierhoff: „Auch Jerome ist eine Alternative“
Aber bis zur WM 2022 in Katar kann noch viel passieren - und Boateng als erfahrenen Führungsspieler zumindest in der Hinterhand zu haben ist für Flick eine Top-Option.
Ist eine zeitnahe Boateng-Rückkehr wirklich ein Thema?
SPORT1 fragte Oliver Bierhoff. „Ich weiß, dass Hansi aus seiner Bayern-Zeit große Stücke auf Jérôme hält. Er bewertet ihn positiv. Das Schöne an der Nationalmannschaft ist, dass man keine Spieler verpflichten muss. Das betrifft aber nicht nur Jérôme, sondern auch Mats Hummels oder Mario Götze. Er geht mit ihnen in den Austausch und geht sehr offen mit ihnen um. So wie ich ihn kenne, schlägt er keinem die Tür zu. Jeder hat die Chance, sich wieder reinzuspielen. Natürlich ist auch Jérôme eine Alternative“, erklärte der DFB-Direktor.
Stichwort Austausch: Während Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels im März 2019 von Löw wie aus dem Nichts ausgebootet wurden und er ihre DFB-Rückkehr lange Zeit kategorisch ausschloss, hält Flick denjenigen Spielern die Türen offen, die er in seinen ersten Wochen im neuen Amt nicht berücksichtigen konnte – auch Boateng.
Flicks Credo: Wer kontinuierlich Leistung bringt, hat immer Chancen berufen zu werden!
Die Spieler wissen Flicks offene Kommunikation zu schätzen. Ohnehin setzt sich Boateng (76 Länderspiele/1 Tor) nicht unter Druck. Sein letztes Länderspiel bestritt er im Oktober 2018.
Im exklusiven SPORT1-Interview sagte Boateng im vergangenen September: „Nicht nur ich, auch Spieler wie Thomas Müller haben beim FC Bayern erfahren, dass es Hansi immer um Leistung geht. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich unbedingt zur Nationalmannschaft zurück muss. Am Ende des Tages geht es um Leistung, die jeder bringen muss, um es sich zu verdienen, bei der Nationalmannschaft zu spielen. Und es gibt noch andere Verteidiger, die auf meiner Position ihre Ansprüche haben und ihre Leistung bringen müssen und gebracht haben“, erklärte Boateng.
Und weiter: „Für mich ist es jetzt wichtig, fit zu werden. Dann will ich eine gute Saison spielen und wie es im Fußball so ist: Wenn es gut läuft, bekommt man vielleicht wieder seine Chance.“
Mit Lyon ist Boateng noch nicht in der Spur
Noch passen zumindest die Ergebnisse bei Lyon nicht. Das Team des früheren Leverkusener Trainers Peter Bosz rangiert mit 13 Punkten nur auf Platz 10 der Tabelle. Zuletzt reichte es für den Europa-League-Teilnehmer nur zu einem 1:1 bei AS St.-Étienne.
Boateng stand erneut in der Startelf. Nach seiner Auswechslung in der 68. Minute wurde sein Team jedoch unsicherer und fing sich in der fünften Minute der Nachspielzeit den Ausgleich per Handelfmeter. In bislang fünf Pflichtspieleinsätzen kommt Boateng auf 299 Einsatzminuten.
Nach SPORT1-Informationen fühlt sich Boateng in Lyon pudelwohl, zudem ist er verletzungsfrei. Innerhalb des Teams ist er gut integriert. Mit seinen Töchtern Lamia und Soley hat er vor kurzem ein Haus bezogen, um sich noch heimischer zu fühlen.
Mit Flick jedenfalls wird Boateng auch weiterhin im Austausch stehen. Denn in seiner alten Bayern-Form ist er für die Nationalmannschaft eigentlich unverzichtbar.