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DFB-Talent Abdelhamid Sabiri: Kuntz befördert einen Streitbaren

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DFB-Talent Abdelhamid Sabiri: Kuntz befördert einen Streitbaren

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Kurioser DFB-Aufstieg eines Bad Boys

U21-Debütant Abdelhamid Sabiri hinterließ in Nürnberg verbrannte Erde, bei Huddersfield tut er sich noch schwer. Über einen unvermuteten Karriere-Sprung.
Wird U21-Debütant Abdelhamid Sabiri der neue Star beim DFB? Der Deutsch-Marokkaner gilt als Bad Boy, wurde aber trotzdem für die DFB-Auswahl nominiert.
U21-Debütant Abdelhamid Sabiri hinterließ in Nürnberg verbrannte Erde, bei Huddersfield tut er sich noch schwer. Über einen unvermuteten Karriere-Sprung.

Fans und Experten schauten etwas verwundert, als der aktuelle Kader der U21-Auswahl für die Spiele gegen Norwegen und Irland bekannt gegeben wurde und der Name Abdelhamid Sabiri auftauchte - auch Sabiri selbst staunte.

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"Ein wenig überrascht war ich schon, aber natürlich habe ich mich auch riesig gefreut", sagte der 21-Jährige zu SPORT1.

Auch wenn er zumindest gegen Norwegen noch nicht zum Einsatz kam; ganz unvorbereitet traf ihn Kuntz' Anruf nicht. "Ich war schon länger mit Stefan Kuntz in Kontakt, er hat mich schon mehrere Male angerufen."

Sabiris jüngste Vergangenheit war nicht unbedingt so, dass der Anruf des Nationaltrainers automatisch kommen musste. Beim 1. FC Nürnberg, für den der Deutsch-Marokkaner im Januar 2017 sein Debüt in der 2. Liga gab, wollte Sabiri nicht so recht zünden. Mehr noch: Er erarbeitete sich den Ruf eines Enfant terribles.

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Sabiri streikte sich bei Nürnberg weg

Sabiri sorgte für Schlagzeilen neben dem Platz, als er sich im vergangenen Sommer zu Premier League-Klub Huddersfield Town streikte. Sabiri provozierte seine ehemaligen Teamkollegen mit einem Video von UFC-Star Conor McGregor.

"Ich möchte die Chance nutzen, um euch allen aus tiefstem Herzen zu sagen: Ich entschuldige mich bei absolut niemandem", heißt es in einem Interview-Mitschnitt McGregors, welchen Sabiri an die Whatsapp-Gruppe der FCN-Spieler schickte.

Ein hässlicher Abschied. Nürnbergs Ultras beschimpften ihn daraufhin auf einem Spruchband als "charakterlos" - was nur der druckreife Teil ist.

Vor allem sein Auftreten in den sozialen Medien kommt gar nicht gut an: Er versah Bilder von Torschützen gegen den Club (unter anderem nach dem 0:2 gegen Greuther Fürth) mit Likes, er postete ein Bild zur 0:7-Klatsche des FCN bei Borussia Dortmund in seine Story.

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David Wagner vom Zeitpunkt überrascht

Der Wechsel nach England klappte. Sein Trainer im neuen Klub: David Wagner, dem mit Huddersfield damals gerade der Aufstieg in die Premier League gelungen war.

Für den Coach kam die Nominierung seines Schützlings zur U21 auch nicht ganz überraschend. "Stefan Kuntz ist mit Hamid schon seit einigen Monaten im Kontakt. Vor einem Jahr war Kuntz in Huddersfield. Wir trafen uns alle gemeinsam", sagte Wagner im Gespräch mit SPORT1: "Es musste zunächst geprüft werden, ob er einsatzfähig für Deutschland ist. Es fehlte die Spielgenehmigung. Stefan hat Hamid auch in der Vorbereitung und im Pokal gesehen. Der Zeitpunkt ist für mich überraschender. Weil er die zurückliegenden Spiele bei uns nicht zum Einsatz kam."

Der Start bei Huddersfield war für Sabiri nicht leicht: "Die Mannschaft hat in der vergangenen Saison sehr stabil gespielt und es gab auf seiner Position keine Schwierigkeiten und Hamid kam sehr spät zu uns."

Wagner will aber nichts hören von Problemfall: "Er ist in seiner noch jungen Karriere einen ungewöhnlichen Weg gegangen, weil er nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurde. Und von Nürnberg aus der 2. Liga in die Premier League ist schon ein großer Schritt. Dass der Junge diesen nicht mit Leichtigkeit macht, war absehbar."

"Straßenfußballer, kein glattgebügelter Typ"

Jetzt will Sabiri die Gunst der Stunde nutzen: "Natürlich möchte ich mich bei der U21 zeigen und auf so viele Einsatzminuten wie möglich kommen. Hier kann ich auf einem hohen Niveau mit den besten deutschen Spielern in dieser Altersklasse trainieren. Die Erfahrungen hier werden mich in meiner Entwicklung weiterbringen."

Von Wagner bekommt der Spieler die volle Unterstützung. Sabiri sei ein Spieler mit "außergewöhnlich viel Talent". Es sei "genau das, wonach wir alle immer schreien, ein echter Straßenfußballer und kein glatt gebügelter Typ", der sich vieles selbst beigebracht habe, er sei "kein Mainstream-Spieler".

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Doch Wagner mahnt auch: "Trotz seines großen Talents muss er noch sehr viel lernen. Wir haben uns Ende der Saison lange unterhalten und hatten uns überlegt, Hamid auszuleihen. Dann hat er aber so eine gute Vorbereitung gespielt, dass das für uns keine Option mehr war."

Schwankungen bei Huddersfield

Im ersten Spiel bei Crystal Palace stand Sabiri im Kader, konnte aber noch nicht überzeugen. "Wie viele junge Spieler hat auch Hamid noch extreme Schwankungen in seinen Leistungen", beschwichtigt Wagner.

Auf die Frage, ob Sabiri im Profigeschäft vielleicht überfordert sei, kommt ein entschiedenes "überhaupt nicht" vom Coach. "Da mache ich mir auch gar keine Gedanken. Hamid gibt immer Vollgas. Er hat unheimlich viel Kampfgeist und manchmal habe ich den Eindruck, je höher die Widerstände, desto mehr ist er voll dabei."

Da stimmt Sabiri seinem Trainer zu: "Da hat er auf jeden Fall Recht. Je härter und schwieriger es wird, desto mehr kann man von mir erwarten. Dann bin ich voll motiviert und kämpfe mich richtig durch. Das liegt irgendwie in meinen Genen."

Sabiri kämpfte "gegen alle Widerstände an und blieb dann bei uns", so Wagner, "wir hoffen jetzt, dass er bei uns in der zweiten Saison seinen Durchbruch schafft." Zweifel hat er nicht: "Er ist im Kopf völlig klar und hat viel zu viel Lust auf Fußball."

Wagner spricht von "Street-Fighting-Gen"

Keine Frage, Wagner hält große Stücke auf Sabiri: Er sei ein Spieler, der eine "klare Ansage" brauche, aber ein gewisses "Street-Fighting-Gen" besitze und "wenig Angst" habe "auch in den defensiven Zweikampf zu gehen". Er sei zudem "wahnsinnig kopfballstark, obwohl er gar nicht so groß ist. Aufgrund dieses furchtlosen Einsatzes, den er an den Tag legt, verfügt er natürlich auch über eine Technik, die uns manchmal selbst erstaunt."

Wagner jedenfalls glaubt zu wissen, wie er Sabiri wieder in die Spur kriegt: "Allzu viele Streicheleinheiten bringen da nichts. Im richtigen Moment gibt es schon auch Lob."