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Mesut Özil erklärt Erdogan-Fotos: Die Stellungnahme im Wortlaut

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Mesut Özil erklärt Erdogan-Fotos: Die Stellungnahme im Wortlaut

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Özils Erdogan-Erklärung im Wortlaut

Mesut Özil erklärt sich erstmals zur Erdogan-Affäre: Er erklärt, warum er die Fotos nicht bereut. Seine Stellungnahme im Wortlaut.
Mesut Özil hat sich erstmals öffentlich zur Erdogan-Affäre geäußert und sich zu dem Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten bekannt.
Mesut Özil erklärt sich erstmals zur Erdogan-Affäre: Er erklärt, warum er die Fotos nicht bereut. Seine Stellungnahme im Wortlaut.

Nach wochenlangem Schweigen äußert sich Mesut Özil erstmals zur Erdogan-Affäre.

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Auf seinen Sozialen Kanälen veröffentlichte der Nationalspieler am Sonntag ein Statement. Credo: Er bereut die Fotos mit Türkeis Staatspräsidenten nicht.

SPORT1 dokumentiert die Übersetzung seines Statement im Wortlaut

"Die vergangenen Wochen haben mir die Zeit gegeben, zu reflektieren und über die letzten Monate nachzudenken. Daher möchte ich meine Gedanken und Gefühle darüber erklären, was passiert ist.

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Wie bei vielen anderen Leuten geht meine Abstammung auf mehr als nur ein Land zurück. Ich bin in Deutschland aufgewachsen, meine familiären Wurzeln liegen aber in der Türkei. Ich habe zwei Herzen, ein deutsches und ein türkisches. Während meiner Kindheit hat mich meine Mutter gelehrt, immer respektvoll zu sein und nie zu vergessen, wo ich herkomme. Und über diese Werte denke ich bis heute nach.

Özil: Das höchste Amt des Landes respektieren

Im Mai habe ich Präsident Erdogan während eines Charity-Events in London getroffen. Das erste Mal hatten wir uns 2010 getroffen, nachdem er sich zusammen mit Angela Merkel in Berlin das Spiel zwischen Deutschland und der Türkei angeschaut hatte. Seitdem haben sich unsere Wege mehrfach gekreuzt. Ich bin mir bewusst, dass unser Foto für eine große Resonanz in den deutschen Medien gesorgt hat. Einige haben mir vorgeworfen, ich würde lügen oder ich sei hinterlistig. Aber das Bild, das wir gemacht haben, hatte keinerlei politische Absichten. Wie ich bereits sagte, hat mich meine Mutter dazu gebracht, niemals meine Herkunft, mein Erbe und meine familiären Traditionen zu vergessen. 

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Für mich ging es bei einem Foto mit Präsident Erdogan nicht um Politik oder um Wahlen, sondern darum, das höchste Amt des Landes meiner Familie zu respektieren. Mein Beruf ist Fußballer, nicht Politiker und unser Treffen war keine Befürwortung irgendeiner Politik. Tatsächlich haben wir über dasselbe Thema gesprochen wie jedes Mal, wenn wir uns treffen, nämlich Fußball, denn er war selbst Spieler in seiner Jugend.

"Ob türkischer oder deutscher Präsident - meine Handlungen wären dieselben"

Auch wenn die deutschen Medien etwas anderes dargestellt haben, ist die Wahrheit, dass die Ablehnung eines Treffens mit dem Präsidenten respektlos gegenüber den Wurzeln meiner Vorfahren gewesen wäre, die mit Sicherheit stolz darüber gewesen wären, wo ich heute bin. Für mich hat es keine Rolle gespielt, wer der Präsident war, sondern dass es der Präsident war. Respekt vor einem politischen Amt zu haben, ist eine Auffassung, die sicher auch die Queen und Premierministerin Theresa May vertreten haben, als sie Erdogan in London ebenfalls getroffen haben. Ob es der türkische oder der deutsche Präsident gewesen wäre, meine Handlungen wären nicht anders gewesen.

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Ich verstehe, dass es vielleicht schwer nachzuvollziehen ist, da in einigen Kulturen ein politischer Führer nicht getrennt von der Person betrachtet werden kann. Aber in diesem Fall ist es anders. Was auch immer das Ergebnis der letzten Wahlen gewesen wäre, oder der Wahlen davor, ich hätte das Bild trotzdem gemacht."

Wenige Zeit später fügte Özil ein weiteres Schreiben hinzu. 

"Ich weiß, dass ich ein Fußballer bin, der in den wohl drei anspruchsvollsten Ligen der Welt gespielt hat. Ich kann mich glücklich schätzen, großartige Unterstützung von meinen Teamkollegen und Trainern erhalten zu haben, während ich in der Bundesliga, La Liga und Premier League gespielt habe. Obendrauf habe ich im Laufe meiner Karriere gelernt, wie ich mit den Medien umzugehen muss.

"Foto für rechte Propaganda"

Viele Menschen sprechen über meine Leistung – manche applaudieren, manche kritisieren. Wenn eine Zeitung oder ein Experte Fehler bemängelt, die ich im Spiel gemacht habe, dann akzeptiere ich das. Ich bin kein perfekter Fußballer und oft motiviert mich Kritik noch härter zu trainieren. Aber was ich nicht akzeptieren kann, sind deutsche Medien, die zum wiederholten Mal meine Herkunft und ein einfaches Bild als Erklärung für eine schlechte Weltmeisterschaft einer kompletten Mannschaft hernehmen.

Diverse deutsche Zeitungen nutzen meinen Hintergrund und das Foto mit Präsident Erdogan zum Zweck rechte Propaganda in Sinne ihrer politischen Sache zu machen. Wieso sonst benutzten sie Bilder und Schlagzeilen mit meinem Namen als direkte Erklärung für die Niederlage in Russland? Sie kritisierten nicht meinen Auftritt, auch nicht das Auftreten des Teams, sie kritisierten nur meine türkische Abstammung und meinen Respekt davor. Das überschreitet eine persönliche Grenze, die man niemals überqueren sollte, da die Zeitung versuchen, Deutschland gegen mich zu aufzubringen.  

Özil: Macht mich türkische Herkunft zu lohnendem Ziel?

Was mich ebenfalls enttäuscht sind die unterschiedlichen Maßstäbe, die die Medien anlegen. Lothar Mattäus, ein ehrbarer Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, traf vor ein paar Tagen einen anderen Weltführer (Russlands Präsident Wladimir Putin, Anm.d.Red.) und erntete so gut wie keine Kritik. Trotz seiner Funktion im DFB, wurde er nicht aufgefordert, öffentlich sein Handeln zu erklären. Er repräsentiert ohne jeglichen Tadel weiterhin die Spieler Deutschlands. Wenn die Medien wollten, dass ich aus dem WM-Kader ausgeschlossen werde, dann sollte ihm doch sicherlich die Position als Ehrenspieler abgesprochen werden? Oder macht mich meine türkische Herkunft zu einem lohnenderen Ziel?

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Ich habe immer gedacht, dass eine Partnerschaft Unterstützung schlussfolgert, sowohl in guten wie in schlechten Zeiten. Vor Kurzem, plante ich zusammen mit Charity-Partnern einen Besuch  meiner ehemaligen Schule Berger-Feld in Gelsenkirchen. Ich habe ein einjähriges Projekt gegründet, wo Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder aus ärmeren Familien und andere Kinder zusammen Fußball spielen können und soziale Regeln für das Leben lernen. Aber einige Tage, bevor ich kommen wollte, wurde ich von meinen so genannten 'Partnern' verlassen, weil sie nicht länger mit mir zusammenarbeiten wollten. Zusätzlich hat die Schule meinem Management mitgeteilt, dass sie mich nicht länger sehen wollen, weil sie aufgrund meines Fotos mit Präsident Erdogan Angst vor den Medien und vor der rechten Partei in Gelsenkirchen hätten. Um ehrlich zu sein, schmerzt das. Obwohl ich einer ihrer Schüler war, habe ich mich unerwünscht und ihrer Zeit wertlos gefühlt.

"Was sagt der DFB zu alldem?"

Hinzu kommt, dass sich ein weiterer Partner von mir losgesagt hat. Dabei handelt es sich auch um einen Partner des DFB, vor der WM wurde ich gebeten, an Werbevideos teilzunehmen. Nach meinem Bild mit Präsident Erdogan haben sie mich aus der Kampagne genommen und alle weiteren geplanten Werbeaktivitäten gestrichen. Für sie war es nicht länger tragbar, zusammen mit mir gesehen zu werden und in einer Situation, die sich 'Krisenmanagement' nennt. Das ist sehr ironisch, denn ein deutsches Ministerium hatte ihre Produkte für illegal erklärt, da sie unautorisierte Software beinhalte, die das Risiko für den Kunden erhöhe. Hunderttausende ihrer Produkte wurden zurückgerufen. Während ich kritisiert und vom DFB aufgefordert wurde, meine Handlungen zu erklären, gab es keine solche offizielle und öffentliche Aufforderung an den DFB-Sponsor. Warum? Habe ich nicht recht, dass das viel schlimmer ist als ein Foto mit dem Präsidenten des Landes meiner Familie? Was sagt der DFB zu alldem?

"Kein Platz, Dinge zu würdigen"

Wie ich zuvor sagte, 'Partner' sollten in jeder Situation an deiner Seite stehen. Adidas, Beats und BigShoe waren extrem loyal und es war unglaublich, mit ihnen in dieser Zeit zu arbeiten. Sie standen über dem Nonsens, der von den deutschen Medien kreiert wurde und wir setzen unsere professionelle Zusammenarbeit, die ich immer genossen habe, fort. Während der WM habe ich mit BigShoe zusammengearbeitet und geholfen, 23 Kindern in Russland lebensrettende Operationen zu ermöglichen, so wie ich es bereits in Brasilien und Afrika getan habe. Das ist für mich das Wichtigste, was ich als Fußballer mache. Aber die Zeitungen finden keinen Platz, diese Dinge zu würdigen. Für sie ist es wichtiger, wenn ich ausgebuht werde. Oder ein Bild mit einem Präsidenten ist für sie anscheinend bedeutender, als Kindern auf der ganzen Welt durch Operationen zu helfen. Sie hätten auch die Möglichkeit, die Wahrnehmung dafür zu erhöhen und Finanzmittel zu besorgen. Aber sie haben sich entschieden, das nicht zu machen."