Das Thema ist noch immer aktuell: Die Ausbootung von Leroy Sane aus dem deutschen WM-Kader schlägt weiter hohe Wellen. Nicht nur Fans, auch Ex-Spieler können die Entscheidung von Bundestrainer Joachim Löw nicht nachvollziehen.
Sane: Ballack legt gegen Löw nach
So twitterte beispielsweise Michael Ballack kurz nach der Bekanntgabe des deutschen WM-Kaders: "Löw setzt sich mit dieser Entscheidung massiv unter Druck. Der beste junge Spieler der abgelaufenen Premiere-League-Saison muss zu Hause bleiben? Jogi, nicht dein Sane-Tag heute?!"
In einer betfair-Medienrunde untermauerte Ballack gegenüber SPORT1 sein Unverständnis über den Verzicht auf Sane. "Er hat alle Qualitäten gezeigt und hätte mit seinen Fähigkeiten diese Weltmeisterschaft beeinflussen können. Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut, solch einen Spieler bei diesem Turnier zu sehen", zeigt sich Ballack enttäuscht.
Bei der Frage nach dem Warum, verweist Ballack auf die Aussagen von Löw: "Letztendlich kann nur der Bundestrainer diese Frage beantworten, was er ja bereits getan hat. Allerdings kann ich keine sportlichen Gründe dahinter erkennen."
Brandt gewinnt Kopf-an-Kopf-Rennen
Löw hatte im Anschluss an die Bekanntgabe seines WM-Kaders den Verzicht von Sane damit erklärt, dass er Konkurrent Julian Brandt einen Tick besser gesehen habe. "Die Entscheidung war wahnsinnig knapp", so der Bundestrainer: "Bei einem 100-Meter-Lauf hätte man ein Zielfoto gebraucht."
Das sieht Ballack aber ganz anders: "Vergiss es, für mich gibt es kein Photo-Finish. Auf der Position, auf der Julian Brandt spielt, brauchst du eine Phantasie, um das zu glauben. Er spielt nicht auf dem Level, auf dem Sane spielt. Sane spielt bei einem größeren Klub, mit besseren Spielern zusammen."
Dennoch schwärmte Löw auch in den höchsten Tönen über den City-Star, dem allerdings auch immer wieder eine zu lasche Einstellung vorgeworfen wird: "Leroy hat ein riesiges Talent. Absolut. Er wird auch wieder dabei sein. Ab September werden wir wieder mit ihm arbeiten."
Löw meinte aber auch: "Bei der Nationalmannschaft war er bisher noch nicht so ganz angekommen. Leroy hat sich abseits des Platzes sehr korrekt verhalten."
Ballack sieht Titelchancen nicht geringer
Dass der Verzicht von Sane dem DFB-Team die möglichen Titelchancen kosten könnte, glaubt Ballack allerdings nicht: "Nein, das denke ich nicht. Dafür ist die Qualität des restlichen Kaders zu hoch. Das Fehlen eines solchen Spielers würde bei anderen Nationen größer ins Gewicht fallen", so der ehemalige DFB-Kapitän.
Gleichwohl schränke sich Löws taktischer Handlungsspielraum ohne Sane ein. "Wenn die großen Teams kommen, muss man taktisch flexibel sein und sich auf deren Spielweise einstellen. Dann hätten vielleicht andere Spieler besser gepasst", sagte Ballack, der die WM 2010 verletzungsbedingt verpasst hatte und anschließend kein Länderspiel mehr bestritt.
Insgesamt absolvierte Ballack, der 2012 seine aktive Karriere beendete, 98 Partien für das DFB-Team und erzielte dabei 42 Tore.