Noch zwei Tage bis zum WM-Start der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko (So., 17 Uhr im LIVETICKER) und noch immer ist unklar, ob Bundestrainer Joachim Löw in der Startelf auf Sorgenkind Mesut Özil setzt.
Mit oder ohne Özil? Die Analyse
Im Trainingslager in Eppan wirkte der Arsenal-Star noch unfit. In Halbzeit zwei gegen Österreich baute er völlig ab. Ganz anders präsentiert sich Özil bisher auf russischem Boden. In den Trainingseinheiten wirkt Özil spritzig, ausdauernd und gut gelaunt.
In einer Trainingsform am Mittwoch spielte er als einziger Spieler durch, war immer anspielbereit und passsicher. Beim Training am Freitagabend zeigte er sich ebenfalls aktiv und gut gelaunt, flachste mit Antonio Rüdiger und zeigte sich im Zusammenspiel mit Mario Gomez passsicher.
SPORT1 analysiert, was für einen Startelfeinsatz des Spielmachers spricht und was nicht.
Das spricht für Özils Startelfeinsatz:
- Löw-Liebling
Özil ist unter Löw gesetzt. Der Bundestrainer weiß, mit seinem introvertierten Superstar umzugehen und schützt ihn, wenn mal wegen seiner lethargisch wirkenden Spielweise Kritik auf Özil einprasselt. Löw-Konsequenzen musste der 29-Jährige auch nicht fürchten, obwohl er sich vorm WM-Start mit Türkeis Machthaber Recep Tayyip Erdogan fotografieren ließ und sich bis heute nicht dazu geäußert hat.
- Effizienz
Die Kritik, die Özil oftmals entgegenschlägt: Er nehme sich in wichtigen Spiel zu sehr zurück, glänze vielmehr gegen vermeintlich kleinere Gegner. In der Nationalmannschaft trifft das durchaus zu. Seine Gesamt-Statistik jedoch spricht für ihn: 23 Tore und 40 Assists in 90 Länderspielen stehen auf Özils Haben-Seite im Dress der Nationalelf – übrigens sammelte er sämtliche Scorer-Punkte unter Löw, der ihn im Februar 2009 in der DFB-Elf debütieren ließ.
- Geborener Spielmacher
Vor den beiden Sechsern Toni Kroos und Sami Khedira genießt Özil alle Freiheiten in der Offensive. Er interpretiert die Rolle des Spielmachers wie kaum ein anderer, drosselt das Tempo, besticht mit guter Übersicht und Passschärfe. Zudem ist er in diesem Verbund eingespielt – auch mit Thomas Müller auf der rechten Seite.
Das spricht gegen Özils Startelfeinsatz:
- Erdogan-Ärger
Das Theater um sein Foto mit Erdogan brachte Özil Pfiffe gegen Österreich ein und (noch immer) massive Kritik, weil er sich noch immer nicht wegen des Fotos mit Türkei-Präsident erklärt hat, geschweige denn distanziert. Dazu äußern wollen sich DFB-Verantwortlichen nicht mehr. "Ich sehe nicht die Notwendigkeit, das Thema hier nochmal aufzugreifen", sagte Oliver Bierhoff am Freitag. Jedoch räumte der Team-Manager auch ein, dass das Thema den DFB und die Mannschaft noch immer beschäftige. Özil hat das Thema auch beschäftigt, sichtlich sogar gegen Österreich. Wie er mit Pfiffen gegen Mexiko umgehen würde, ist völlig offen. Kaltlassen würde es ihn sicher nicht und spurlos vorbeigegangen sind die seit Wochen anhaltenden Diskussionen um sein Schweigen auch nicht.
- Nicht bei 100 Prozent
Wegen einer Rückenverletzung fehlte er dem FC Arsenal kurz vor Saisonende. Im Trainingslager in Südtirol verpasste Özil wegen seines lädierten Knies aus dem Österreich-Test zudem vier Einheiten des Mannschaftstrainings, schuftete allein im Fitnesszelt und anschließend auf dem Platz. Özil ist derzeit noch nicht bei 100 Prozent Fitness, wenngleich er in den Trainingseinheiten in Russland bislang einen fitteren Eindruck macht als noch vor zwei Wochen. Mögliche Özil-Vertreter wie Marco Reus, Julian Draxler oder Leon Goretzka sind besser in Form.
- Reus-Gala
Da Özil im letzten WM-Test gegen Saudi Arabien (2:1) angeschlagen ausfiel, vertrat ihn Marco Reus auf der Zehner-Position. Der Dortmunder nutzte die Chance und lieferte eine Klasse-Vorstellung ab. Nach der Reus-Gala wurden sogar Rufe laut, dass er als Spielmacher besser geeignet sei als Özil. Hinzukommt, dass mit Julian Draxler auf der linken Außenbahn ebenfalls ein Topspieler bereitsteht, wenn er denn sein Potential abruft.
SPORT1-Prognose:
Da Özil noch nicht bei hundertprozentiger Fitness ist, wird ihn Löw gegen Mexiko nicht von Beginn an spielen lassen. Die Özil-Alternativen sind zu gut, um ihn unbedingt starten lassen zu müssen.
SPORT1-Aufstellung gegen Mexiko:
Neuer - Kimmich, Boateng, Hummels, Hector - Kroos, Khedira - Müller, Reus, Draxler - Werner