Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die zuletzt heftig kritisierten Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan nach deren öffentlichem Auftritt mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Schutz genommen.
Merkel nimmt Gündogan in Schutz
"Ich glaube, die beiden Spieler haben nicht bedacht, was das Foto auslöst mit dem Präsidenten Erdogan", sagte Merkel in der ARD-Talkshow Anne Will am Sonntagabend.
Merkel hofft, dass das Thema angesichts der bevorstehenden Weltmeisterschaft (14. Juni bis 15. Juli) zur Ruhe kommt. (SERVICE: Der Spielplan im Überblick)
Merkel appelliert an die Fans
Beide Spieler seien Teil der Nationalmannschaft, "und deshalb würde ich mich freuen, wenn mancher Fan auch klatschen könnte". Gündogans Aussage, er spiele weiterhin gerne für Deutschland, habe Merkel als sehr berührend empfunden.
Bei der WM-Generalprobe gegen Saudi-Arabien in Leverkusen musste Gündogan erneut Pfiffe über sich ergehen lassen. Ex-Nationalspieler Christian Ziege sieht darin eine Gefahr für die Ziele der Nationalmannschaft bei der WM.
Ziege: Pfiffe ein Problem fürs Team
"Ich glaube, dass man in dem Spiel gemerkt hat, dass das nicht Gündogans Problem allein ist, sondern dass das die Mannschaft auch mitbekommt. Der Fehler ist, dass du im Moment eigentlich keinen von beiden einsetzen kann, ohne deinen Erfolg bei der WM zu gefährden", sagte der Europameister von 1996 im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.
"In der Situation, wie sie jetzt ist, kommst du vielleicht in die Bredouille, dass du keinen der beiden Spieler einsetzen kannst, und du fährst mit zwei Spielern weniger zu einer WM. Du beraubst Dich zweier Alternativen", ergänzte Ziege.
Auch der frühere Nationalspieler Mario Basler sieht Löw zum Handeln gezwungen. "Wenn die Mannschaft im ersten Spiel in Russland ausgepfiffen wird, dann muss Jogi reagieren und Özil rausnehmen. Denn er gefährdet sonst einen großen Titel", meinte der WM-Teilnehmer von 1994.
Özil und Gündogan hatten sich Mitte Mai kurz vor Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders mit Erdogan fotografieren lassen. Gündogan schenkte Erdogan zudem ein Trikot mit der Widmung: "Für meinen Präsidenten, hochachtungsvoll." Es folgte harte Kritik, die beiden Spieler hätten sich für Wahlkampfzwecke missbrauchen lassen.
Beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am 2. Juni in Österreich wurden beide Spieler ausgepfiffen. Gündogan musste einen ähnlichen Spießroutenlauf auch am 8. Juni in Leverkusen gegen Saudi-Arabien über sich ergehen lassen, Özil verpasste das Spiel angeschlagen.