Das unflätige Verhalten deutscher Hooligans beim 2:1-Erfolg in Prag hat für den DFB und seine Nationalmannschaft womöglich doch unangenehme Folgen.
Fan-Eklat: Grindel erhebt Vorwürfe
"Wir haben die Angelegenheit auf dem Schirm", sagte eine FIFA-Sprecherin am Montag auf SPORT1-Anfrage. "Wir haben das Thema in den Medien verfolgt. Wir haben Beobachter, die es hinsichtlich unseres Anti-Diskriminierungs-Systems überprüfen."
Eine direkte Verantwortung des DFB wies Verbandspräsident Reinhard Grindel zurück. Auf SPORT1-Nachfrage, ob Sanktionen für den Verband zu erwarten seien, antwortete Grindel: "Das gilt es jetzt abzuwarten", sagte Grindel am Montag.
Vorwürfe gegen tschechischen Verband
Bei der Vergabe der vom tschechischen Verband zur Verfügung gestellten 1200 Gästekarten über den Fanclub Nationalmannschaft sei laut des 55-Jährigen mithilfe des personalisierten Verfahrens alles reibungslos verlaufen.
"Insofern sind die Probleme durch den völlig freien Verkauf unserer Kollegen vom tschechischen Verband entstanden. Ich hoffe, dass das beim weiteren Verfahren berücksichtigt wird", fügte Grindel an.
Grindel berichtet von Blocksturm
Zudem berichtete der DFB-Präsident von einem Blocksturm. "Das heißt, eine beachtliche Zahl dieser Hooligans sind ohne Eintrittskarte ins Stadion gelangt. Dabei hat es offenbar auch Verletzungen bei Ordnern gegeben. Zum anderen sind offenbar gezielt für diesen Bereich Tickets erworben worden", sagte Grindel.
Zwar haben sich durch die Ankündigung der FIFA keine direkten Konsequenzen ergeben, sie sind aber möglicherweise eine Frage der Zeit.
"Wir müssen noch ein bisschen warten. Wir erhalten Berichte zu jedem WM-Qualifikationsspiel. Der zum Spiel in Prag ist noch nicht da", erklärte die Sprecherin.
"Erst anschließend entscheiden wir, ob wir eine Untersuchung einleiten. Es wird noch ein wenig dauern, bis das Disziplinarkomitee der FIFA wieder zusammenkommt."
Geldstrafe könnte drohen
Laut dem FIFA-Disziplinarreglement könnte dem DFB eine Geldstrafe in Höhe von 30.000 Schweizer Franken (umgerechnet ca. 26.000 Euro) drohen.
Dies ist laut FIFA die Mindeststrafe, wenn "die Menschenwürde einer Person oder einer Gruppe von Personen durch herabwürdigende, diskriminierende oder verunglimpfende Äußerungen oder Handlungen in Bezug auf Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion oder Herkunft verletzt" wird.
Allerdings sind bei schweren Ausschreitungen auch noch weitere Sanktionen möglich, darunter ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit, eine Forfait-Niederlage (Spiel wird mit 0:3 gewertet), der Abzug von Punkten oder schlimmstenfalls der Ausschluss aus dem Wettbewerb.
Derzeit ist die genaue Strafe aber noch nicht abzusehen. "Das wird von Fall zu Fall entschieden", sagte die FIFA-Vertreterin.
"Das hängt auch davon ab, ob so etwas zum ersten Mal geschehen ist und wie gravierend der Vorfall war. Eine exakte Vorhersage einer möglichen Strafe, falls ein Verfahren eröffnet wird, kann ich nicht geben. Dazu müssen wir die Berichte abwarten."