Bayer Leverkusen siegt im hart umkämpften DFB-Pokal-Duell gegen den FC Bayern München mit 1:0 (0:0) und steht damit im Viertelfinale. Nach einer Roten Karte gegen Manuel Neuer spielte der deutsche Rekordmeister gegen den aktuellen Doublesieger über weite Strecken in Unterzahl.
Einzelkritik: Der zweite Joker sticht
Leverkusen nutzte die entstandenen Räume aus und entschied mit seinem Joker Nathan Tella die Partie. Die SPORT1-Einzelkritik zum Leverkusen-Auftritt.
Ersatz-Torwart Kovar überzeugt
MATEJ KOVAR: Das in der vergangenen Saison ungeschriebene Gesetz, dass der junge Tscheche in den Pokal-Wettbewerben immer den Vorzug vor Kapitän Lukas Hradecky erhält, gilt seit diesem Sommer nicht mehr. Umso überraschender war die Entscheidung von Xabi Alonso, Kovar ausgerechnet in München in die Startelf zu stellen. Nervosität war ihm aber nicht anzumerken - im Gegenteil. Gleich den ersten Abschluss der Bayern durch Coman parierte der 24-Jährige sicher (7.), ebenso den Kopfball von Goretzka (43.). Auch nach dem Seitenwechsel blieb er fehlerfrei. SPORT1-Note: 2
PIERO HINCAPIE: Als Außenverteidiger aufgestellt, rackerte und ackerte er über die linke Seite. Defensiv bissig und meistens sicher, versuchte er, so gut es ging, offensive Akzente zu setzen. Doch seine tiefen Läufe hinter die Abwehr oder die Flanken brachten in vielen Fällen nichts ein. SPORT1-Note: 3,5
Tapsoba nicht immer sattelfest - Tah stark
EDMOND TAPSOBA: Hatte etwas Glück, dass er Kimmichs Eckball kurz vor der Pause nicht ins eigene Gehäuse jagte. Auch sonst wirkte Tapsoba, der früh verwarnt wurde und zeitweise kurz vor einem Platzverweis stand, nicht immer sattelfest. Am Boden gewann er nur drei seiner sechs Zweikämpfe, in der Luft sah es zumindest etwas besser aus. SPORT1-Note: 4
JONATHAN TAH: Ein starker Auftritt des Innenverteidigers, der mit seinem langen Ball auf Frimpong die Rote Karte von Neuer provozierte. Souverän in den Zweikämpfen und ohne große Wackler. War immer da, wenn er gebraucht wurde. Jederzeit konzentriert und aufmerksam, strahlte auch in den Phasen, in denen die Leverkusener am eigenen Strafraum eingeschnürt waren, viel Sicherheit aus. SPORT1-Note: 2,5
NORDI MUKIELE (bis 61.): Sein erster Startelf-Einsatz nach überstandener Muskelverletzung im Oberschenkel. Dass Mukieles missglücktes Tackling gegen Davies in der 7. Minute ohne Folgen blieb, schien ihm spürbar Sicherheit zu geben. Immer wieder wagte er sogar Vorstöße über die rechte Außenbahn, die aber letztlich nicht zwingend genug waren. Zwei verlorene Laufduelle gegen Coman waren dann wohl der Grund, warum ihn Alonso nach rund einer Stunde vom Platz nahm. SPORT1-Note: 3,5
Andrich bremst Musiala aus
ROBERT ANDRICH (bis 46.): Gab das, was sie in München lange gesucht haben: Eine klassische Holding-Six. Andrich spielte ohne Glanz und Schnörkel, war aber jederzeit das so wichtige Bindeglied zwischen Defensive und Offensive und sorgte nebenbei dafür, dass Musiala kaum ins Bayern-Spiel eingebunden wurde. Das bewahrte ihn allerdings nicht davor, in der Pause aus taktischen Gründen vom Feld genommen zu werden. SPORT1-Note: 3,5
ALEJANDRO GRIMALDO: Alonso beorderte seinen Landsmann noch weiter nach vorne als sonst. Doch so viele Akzente wie an anderen Tagen setzte Grimaldo im offensiven Mittelfeld lange nicht. Dafür vernachlässigte der flexible Spanier seine Defensivaufgaben nie. Besonders erwähnenswert ist sein famoser Sprint über das gesamte Spielfeld in der 34. Minute, als er einen Gegenangriff der Hausherren unterbinden konnte. In der zweiten Halbzeit bereitete er mit einer präzisen Flanke das 1:0 durch Tella vor. SPORT1-Note: 2,5
GRANIT XHAKA: Wo Xhaka draufstand, steckte auch Xhaka drin. Der Schweizer sortierte, ordnete, versuchte auch in hitzigen Situationen, die Ruhe zu bewahren. Ganz am Ende des ersten Durchgangs rettete er zudem in höchster Not, als er Laimer den Ball während eines Konters gerade noch vom Fuß spitzelte. SPORT1-Note: 2,5
EXEQUIEL PALACIOS: Der quirlige Argentinier brachte das ein, was an Pokal-Abenden wie diesem wohl besonders gefordert ist: Mentalität. Stets gierig und mit nötiger Aggressivität gepaart, hechelte Palacios den Bällen im Mittelfeld hinterher. Auch wenn ihm nicht alles gelang, war er so dennoch ein wichtiger Bestandteil des Sieges. SPORT1-Note: 3
Frimpong zeigt Wirkung - Wirtz wirkt verloren
JEREMIE FRIMPONG: Seine Hauptaufgabe des Tages war auf dem Papier eine denkbar einfache: lange Bälle erlaufen. Und das zeigte schon früh eine große Wirkung. Als der entsprechend offensiv aufgestellte Frimpong in der 17. Minute sein Tempo erstmals ausspielen konnte und in Richtung Bayern-Strafraum sprintete, zwang er Neuer zum rustikalen Eingreifen und verursachte so den Platzverweis des Bayern-Keepers. Frimpong blieb auch danach sehr aktiv, Mitte der ersten Halbzeit scheiterte er aus vielversprechender Lage am eingewechselten Peretz. SPORT1-Note: 2,5
FLORIAN WIRTZ: Weil Patrik Schick zunächst auf der Bank Platz nahm, begann Leverkusens Zauberer auf ungewohnter Position in der zentralen Sturmspitze. Dort wirkte er gegen die körperlich überlegenen Kim und Upamecano anfangs recht verloren, weshalb Wirtz seine Teamkollegen schon nach fünf Minuten energisch aufforderte, ihm mehr Unterstützung zu geben. Das klappte lange lediglich bedingt - selbst während der langen Überzahl. Trotzdem schaffte es der Nationalspieler mit seiner Genialität im Laufe der Partie vermehrt, sich in Szene zu setzen und selbst zwei gute Chancen zu erarbeiten. SPORT1-Note: 3,5
Gebrauchter Abend für Schick - Tella überzeugt
PATRIK SCHICK (ab 46., bis 61.): Ein maximal gebrauchter Abend für den zuletzt erstarkten Tschechen. Schick kam nach dem Seitenwechsel in die Begegnung, setzte sich keine Viertelstunde später angeschlagen auf den Rasen und musste mit Problemen an der linken Wade dann schon wieder raus. Seine magere Bilanz: Zwei Ballkontakte, nur ein an den Mann gebrachter Pass. SPORT1-Note: ohne Bewertung
NATHAN TELLA (ab 61.): Seine allererste auffällige Szene sollte gleich die spielentscheidende sein. Die perfekte Hereingabe von Grimaldo drückte Tella, der in den vergangenen Wochen einen schweren Stand hatte und selten gefragt war, aus gut fünf Metern über die Linie. In der Schlussphase dann weniger am Ball, sondern eher mit wichtiger Laufarbeit und dem Schließen der freien Räume beschäftigt. SPORT1-Note: 2
ARTHUR (ab 61.): Ohne Fehl und Tadel nach seiner Einwechslung. Half während der letzten halben Stunde mit, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen, was durchaus als gute Empfehlung für weitere Einsätze zu verstehen ist. SPORT1-Note: 3