Es war ein Tordebüt mit einem sehr langen Anlauf - nicht nur in Bezug auf den Sprint über das halbe Feld. Nach einem Steilpass von Yan Couto behauptete Julien Duranville entschlossen den Ball und düpierte auch noch Torwart Carl Leonhard mit einem Beinschuss.

Es war der Treffer zum 4:1-Endstand für den BVB gegen Phönix Lübeck - und für den Schützen Duranville ein ganz besonderer. Auch Trainer Nuri Sahin freute sich für seinen Schützling, „weil er eine sehr lange Leidenszeit hatte. Und jetzt steht er stabil auf dem Platz, trainiert viel, wird kräftiger. Dass er sich dafür belohnt hat, hat mich extrem gefreut.“

Für sein Debüttor im Trikot von Borussia Dortmund ließ sich der 18-Jährige von den BVB-Auswechselspielern feiern. Es ist der vorläufige Höhepunkt der jüngsten positiven Entwicklung, die sich bereits in der Vorbereitung angedeutet hatte.

Auch wenn sein Coach am SPORT1-Mikrofon auch noch Nachholbedarf sah: „Er hat auch heute wieder einige Bälle verloren, die er nicht verlieren darf. Das ist dieser Maßstab, den die Jungs für sich setzen müssen.“ Generell bescheinigte Sahin Duranville aber „viel Tempo“ und „gute Dribblings“.

Auch Neuzugang und Torschütze Waldemar Anton schwärmte von Duranvilles Fähigkeiten. „Ich hoffe, dass er verletzungsfrei bleibt. Das ist das Allerwichtigste für ihn. Ansonsten ist er ein super Junge. Sehr, sehr bodenständig, arbeitet viel an sich“, sagte Anton bei SPORT1. „Wenn er so weitermacht und vor allem verletzungsfrei bleibt, kann er uns in der Saison sehr helfen.“

Duranville vom Verletzungspech geplagt

Trotz seines jungen Alters ist Duranvilles Krankenakte schon prall gefüllt. Der belgische Flügelstürmer gilt als großes Talent, war allerdings seit seinem Wechsel im Januar 2023 vom RSC Anderlecht zum BVB regelrecht vom Pech verfolgt.

Unmittelbar nach seiner Ankunft in Dortmund fiel Duranville mit einem Muskelteilabriss mehrere Monate lang aus. Sein Bundesliga-Debüt feierte der Youngster durch eine Einwechslung beim 2:2 gegen Mainz 05 am 34. Spieltag, als Dortmund noch die Meisterschaft verspielte. Duranville brachte frischen Wind in die Partie, die Titelträume platzten dennoch.

Es dauerte nicht lange, bis bei Duranville das Verletzungspech erneut zuschlug. Ende Juli 2023 zog er sich während eines Testspiels im Rahmen der US-Tour einen Muskelfaserriss zu. Damals war von einer Pause von mehreren Wochen die Rede. Im September der nächste Rückschlag: Duranville, für die U19 des BVB gegen Borussia Mönchengladbach am Ball, erlitt die nächste Muskelverletzung und musste wieder monatelang aussetzen.

In der Rückrunde der Vorsaison wurde Duranville behutsam herangeführt, mehr als zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga waren aber nicht drin. Und dann bremste ihn im April die erneut die Muskulatur aus.

Der Neustart in der Vorbereitung verlief dann vielversprechend, vor allem von Rückschlägen blieb Duranville verschont. „Er hat über den Sommer körperlich einen Riesensprung gemacht. Er wird stabiler. Und wenn er stabiler wird und wir Rhythmus reinbekommen, dann wird er für uns wichtig sein“, sagte BVB-Coach Sahin vergangene Woche.

Kompany sieht in Duranville Kandidat für Ballon d‘Or

„Über seine Qualitäten müssen wir nicht reden. Der Junge muss einfach auf die Piste kommen. Und das am besten über einen längeren Zeitraum. Und dann ist er richtig gut“, ergänzte Sahin und geriet ins Schwärmen: „Wenn der Junge den Ball berührt, dann hat man das Gefühl, man guckt jemandem zu, der etwas Besonderes hat.“

Auch der neue Bayern-Trainer Vincent Kompany prophezeite seinem Landsmann Duranville einst Großes. Kompany, der ihn aus gemeinsamer Zeit in Anderlecht kennt, sagte Anfang 2023 auf die Frage nach potenziellen Gewinnern des Ballon d‘Or: „Da ist einer für euch: Duranville. Kein Druck.“

Trotz der vielen Rückschläge hat sich Duranville offenbar die nötige Lockerheit in seinem Spiel bewahrt. Der verdiente Lohn: sein Debüttor im DFB-Pokal. Und vielleicht fällt die Anlaufzeit zu seinem nächsten Erfolgserlebnis im BVB-Trikot nicht wieder so lange aus.