Die Saarbrücker Helden um Marcel Gaus tanzten zu Ballermann-Klängen in der Kabine, Trainer Rüdiger Ziehl saugte genüsslich die magischen Momente auf - und die Fans feierten das Pokalwunder mit einem Autokorso: Nach dem Triumph gegen die großen Bayern herrschte im Saarland Ekstase pur.
Saarbrücken außer Rand und Band
„Ein Spiel für die Geschichtsbücher“, schwärmte Siegtorschütze Gaus: „Es gibt Spiele, da erzählen Leute Jahrzehnte später noch von. Und das ist auch so ein Spiel gewesen.“
Ziehl gab seinem Team nach dem irrsinnigen 2:1 (1:1) in der zweiten Runde spontan für Donnerstag trainingsfrei und erteilte höchstpersönlich den Partybefehl. „Wenn wir heute nicht feiern, kann man nie feiern“, sagte der sonst so besonnene Coach: „Da würde mich jeder für bekloppt halten, wenn ich sagen würde, dass sie nach zwei Bier nach Hause gehen sollen.“
Nach Pokalwunder: Ausgelassene Party in der Innenstadt
Viele Spieler gehorchten artig, mischten sich am St. Johanner Markt bis tief in die Nacht unter die freudetrunkenen Anhänger.
Immer wieder schallte der von der Band Schaafa Senf eigens kreierte Siegersong durch Tausende Kehlen im Saarbrücker Partyviertel.
„Denn in der allerschönsten Stadt, macht Blauschwarz auch die Bayern platt“, heißt es in der umgedichteten Version des Klassikers ‚Skandal im Sperrbezirk‘: „Der FCS war gut trainiert und Thomas Müller angeschmiert.“
Schon 1977 hatten die Saarbrücker den Rekordmeister um Gerd Müller und Franz Beckenbauer mit 6:1 gedemütigt.
Saarbrücken-Profis können ihr Glück kaum fassen
Der Verein bekomme durch die neuerliche Sensation „eine Milliardenreichweite, die nicht alltäglich ist. Das steht überall auf der Welt“, frohlockte Gaus, der den Ludwigspark in der sechsten Minute der Nachspielzeit in Ausnahmezustand versetzte. Noch wichtiger sei allerdings die Erkenntnis, „dass man zusammen sehr viel erreichen kann“.
Die Pokalhelden konnten ihr Glück kaum fassen.
„Ein Highlight im Leben“, sagte Calogero Rizzuto überwältigt: „Wie viele Mannschaften gewinnen schon gegen Bayern? Da sah es die letzten Wochen düster aus. Einen geileren Abend hatte ich bislang noch nicht.“ Er könne das Erreichte noch „gar nicht realisieren“ und werde definitiv „nicht schlafen“.
Patrick Sontheimer (45.+2) hatte für den in Halbzeit eins mindestens ebenbürtigen Außenseiter die Führung von Thomas Müller (16.) ausgeglichen.
„Es war klar, dass wir eine Verlängerung verlieren“
Im zweiten Durchgang wuchs dann Torhüter Tim Schreiber beim Sturmlauf der Bayern über sich hinaus. „Ich kann es nicht glauben. Es ist Wahnsinn“, schrie der Keeper ins ARD-Mikrofon: „Einfach geil“.
Bemerkenswerterweise wechselte Ziehl in der Schlussphase trotz Dauerdrucks der Münchner gar offensiv. „Es war klar, dass wir eine Verlängerung verlieren“, sagte der 46-Jährige: „Wir mussten das Tor machen, weil wir 120 Minuten nicht geschafft hätten - eine unfassbare Willensleistung.“
An einen möglichen Sensationslauf ins Halbfinale wie 2020 verschwende er im Gegensatz zu den euphorisierten Fans allerdings „noch keine Gedanken“, betonte Ziehl.
Mit einer Leistung wie gegen die Bayern ist dem Bundesliga-Gründungsmitglied in der Festung Ludwigspark aber alles zuzutrauen.