Wenn der FC Schalke 04 am Dienstagabend erneut auf Hoffenheim treffen wird, dann in der zweiten Runde des DFB-Pokals, wird Frank Kramer wieder auf der Trainerbank sitzen. Dass der 50 Jahre alte Cheftrainer das nach der 0:3-Pleite, der vierten Niederlage in Folge, noch darf, überraschte dann doch.
Warum Schalke an Kramer festhält
Die Sport-Bosse Peter Knäbel und Rouven Schröder steckten noch Freitagabend nach der Heimpleite die Köpfe zusammen, diskutierten, analysierten - und kamen zum Entschluss, dass der Ex-Bielefelder vorerst weitermachen darf. Der Rauswurf wurde also vertagt.
Kramer ist damit nur noch ein Trainer auf Bewährung. Schon eine schwache Leistung im Pokal könnte die Bosse zum Handeln zwingen (DATEN: Ergebnisse und Spielplan des DFB-Pokals). Fraglich, ob Kramer bei einer hohen Pleite noch am Sonntag im Abstiegsgipfel bei Hertha BSC auf der Trainerbank sitzen wird.
Der S04-Coach selbst sagte über die für ihn schwierige Situation am Montag: „Mit diesen Szenarien beschäftige ich mich nicht. Das ist nicht mein Thema. Natürlich tut es gut, wenn man den Rücken gestärkt bekommt. Aber ich kremple die Ärmel hoch und weiter geht‘s.“
Kramer ohne Rückendeckung
Der Austausch mit Rouven Schröder, der zuletzt jegliche Rückendeckung für Kramer ausließ („Wir werden keine Garantien aussprechen, die gibt es im Leben sowieso nicht“) sei „ganz eng, sachlich und direkt“. „Wir haben uns über alle Dinge unterhalten“, erzählt der Noch-Coach. „Jetzt gehen wir gemeinsam in das nächste Spiel.“
Der Auftritt gegen Hoffenheim hat die sportliche Führung noch nicht zu einem Rauswurf bewegt. Eine Besserung, wenn auch nur eine leichte, war zu erkennen. Der Aufsteiger zeigte vor allem offensiv gute Momente, was auch daran lag, dass Kramer von seiner bisweilen destruktiven Spielweise mit planlosen, langen Bällen abrückte und seine Kicker zu spielerischen Lösungen ermutigte. Florent Mollet auf der „Zehn“ und Alex Kral auf der „Sechs“, die zuletzt kaum zum Zug kamen, überzeugten.
„Wir hatten unsere Möglichkeit und hatten das Gefühl, dass wir dem Gegner in Ballbesitz wehtun können“, findet Kramer, dem sicherlich in die Karten gespielt hat, dass die beiden kommenden Spiele auswärts ausgetragen werden und laute Unmutsbekundungen der Fans, wie am Freitag („Kramer-Raus“-Rufe), nur bedingt zum Vorschein kommen.
Nachfolgersuche läuft bereits - Reis aus dem Rennen?
Am Dienstag darf er also noch coachen. Und dann? Kaum jemand glaubt daran, dass Kramer dieses Jahr auf dem Schalker Schleudersitz noch übersteht. „Ich beschäftige mich einzig und allein damit, wie ich die Mannschaft bestmöglich vorbereiten kann“, sagt er kämpferisch. Ob es eine Gnadenfrist für ein oder zwei Spiele ist, dazu sei von Seiten der Bosse nichts an Kramer gedrungen (NEWS: Alle aktuellen Infos zum DFB-Pokal).
Auf Schalke wird längst öffentlich über Kramers Nachfolger diskutiert. Sebastian Hoeneß und Adi Hütter gelten als heiße Kandidaten.
Der Name Thomas Reis, der schon im Sommer kommen sollte, hält sich zudem weiter hartnäckig. Nach SPORT1-Informationen sind die Vorbehalte gegenüber dem einstigen Wunschtrainer in der Schalker Klubführung aber gestiegen. Der 49-Jährige, der kürzlich erst beim VfL Bochum entlassen wurde, gab zuletzt auch neben dem Platz keine gute Figur ab. Darüber berichtete auch die WAZ.
Eine naheliegende Möglichkeit wäre eine Interims-Lösung mit den beiden Assistenztrainern Mike Büskens und Matthias Kreutzer. In der Winter-WM-Pause, die schon in weniger als vier Wochen beginnt, könnten die Cheftrainersuche dann mit der nötigen Sorgfalt angeschoben werden.