Im goldenen Konfettiregen reckte BVB-Kapitän Sebastian Kehl den DFB-Pokal in die Höhe. Bundespräsident Joachim Gauck wurde kurzerhand Teil der Jubeltraube.
Diese Bayern-Schmach veränderte alles
Auf dem Rasen stand Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und applaudierte sichtlich gerührt. Zuvor hatten die Schwarz-Gelben am 12. Mai 2012 für einen historischen Abend gesorgt und den FC Bayern im Pokalfinale mit 5:2 (3:1) gedemütigt.
„Wir waren über 90 Minuten gesehen klar die bessere Mannschaft“, fand Bayern-Star Philipp Lahm und wurde dafür belächelt.
Lewandowski schoss FC Bayern ab
Robert Lewandowski schoss drei Tore. Zudem trafen Mats Hummels und Shinji Kagawa. Für den FC Bayern gelang Arjen Robben und Franck Ribéry nur Ergebniskosmetik. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
„Der Moment, als wir nach der Meisterschale auch den Pokal in den Händen hielten, das war speziell. Das vergesse ich nie“, blickt Lukasz Piszczek bei den Ruhr Nachrichten zurück.
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Damit holte der BVB das Double aus Meisterschaft und Pokaltriumph. Während die Bayern-Stars um Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger mit gesenktem Kopf das Spielfeld verließen, feierte der BVB wenige Minuten nach der Pokalübergabe in der Kurve des Berliner Olympiastadions.
Es schien, als würde eine neue Ära beginnen. Der Schein trog nicht. Allerdings war dieser warme Frühsommerabend nicht der endgültige Startschuss einer erfolgreichen Titelzeit des BVB, der in diesem Jahr und im Jahr zuvor bereits Meister geworden war.
Vielmehr startete damit eine Dominanz des FC Bayern, die der deutsche Fußball zuvor nie gesehen hat! (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Watzke wusste: „Imperium schlägt zurück“
Denn seitdem kam der Meister stets aus München (zehnmal in Serie), auch im Pokal gab es fünf Titel zu feiern. 2013 gewannen die Roten zudem die Champions League im Finale gegen den BVB und stemmten 2020 sogar ein weiteres Mal den Henkelpott in die Höhe. Jeweils zwei Siege bei der Klub-WM und im UEFA-Supercup krönten die Bayern-Dominanz. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Insgesamt kommen also seit 2012 unfassbare 19 Titel zusammen!
Für den Verein aus dem Ruhrpott blieben hingegen nur zwei Erfolge im Pokal (2017 und 2021).
Watzke wusste damals auf dem Rasen in Berlin schon, was kommen wird: „Das Imperium wird zurückschlagen, das ist doch völlig klar. Wenn du Bayern so nahe kommst, gibt es gewisse Eskalationen. Das hat Werder Bremen vor Jahren ebenfalls zu spüren bekommen.“
FC Bayern: Sammer ersetzte Nerlinger
„Wir werden unsere Mannschaft so lange verstärken, bis wir wieder allein sind“, hatte der damalige Bayern-Präsident Uli Hoeneß versprochen.
Er warf wenig später Sportdirektor Christian Nerlinger raus und holte Matthias Sammer als Sportvorstand. Im Sommer kam mit Xherdan Shaqiri, Claudio Pizarro, Mario Mandzukic, Javi Martinez und Dante ein großes Paket neuer Leistungsträger.
Die neue Rivalität zwischen den beiden Vereinen zeigte sich vor allem bei den beiden extrovertierten Funktionären, bei denen das Klima nach 2012 zeitweise stark abkühlte. „Wir sind noch nicht mal per Du. Und ich habe, ehrlich gesagt, auch nie darauf gewartet“, so Watzke über das Verhältnis zu Hoeneß.
Watzke wütete sogar zwischenzeitlich über Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge: „Sie wollen uns zerstören.“
FC Bayern holte Götze, Lewandowski, Hummels vom BVB
Davor hatte der Rivale aus München 2013 erst Mario Götze für 37 Millionen Euro geholt, 2014 dann auch Lewandowski ablösefrei abgeworben und 2016 schließlich Mats Hummels für 35 Millionen Euro zurückgeholt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zum DFB-Pokal)
Lewandowski wurde im Süden sogar zum Weltfußballer und schoss seit seinem Wechsel satte 27 Tore gegen den Ex-Klub und zementierte damit die Machtverhältnisse immer wieder.
Eine Woche nach dem denkwürdigen Pokalfinale verlor der FC Bayern übrigens auch noch das Endspiel der Champions League gegen den FC Chelsea im Elfmeterschießen in der eigenen Arena. Doch auch das „Drama dahoam“ verkraftete der Klub. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan des DFB-Pokals)
Watzke resümierte deshalb: „Dortmunds größter Fehler war es, 2012 den FC Bayern zu sehr zu reizen.“ Bei Blickpunkt Sport im BR meinte Rummenigge: „Das kann ich bestätigen. Da war die Stimmung im Keller. Wir haben gesagt: Wir müssen irgendwas machen, um die Scharte wieder wegkriegen.“
Gesagt, getan: Ein Jahr später folgte das Bayern-Triple.