Als die Konfettimaschine ansprang, standen nicht die Spieler auf dem Podest, denen der überwiegende Teil Fußball-Deutschlands die Daumen gedrückt hatte.
Leipzig ist ein würdiger Pokalsieger
Statt Freiburgs Kapitän Christian Günter war es Leipzigs Spielführer Peter Gulacsi, der den Pokal nach oben reckte - aber auch die größten RB-Hasser mussten am Ende anerkennen, dass der Triumph der Roten Bullen verdient war.
Nach zwei Finalpleiten in den Jahren zuvor hätte RB eine weitere Niederlage weit zurückgeworfen, zumal die Trophäe in diesem Jahr auf dem Silbertablett angereicht wurde. (NEWS: Alle aktuellen Infos zum DFB-Pokal)
Sandhausen, Babelsberg, Rostock und Hannover waren auf dem Weg nach Berlin ein besseres Kanonenfutter, der SC Freiburg war der erste Gegner auf Augenhöhe. Wäre es wieder in die Hose gegangen, hätte Leipzig auf absehbare Zeit den Ruf eines neuen Vizekusens gehabt.
Leipzig zeigt beachtliche Nehmerqualitäten
Doch die Tedesco-Elf zeigte beeindruckende Moral, als sich alles gegen sie wandte – Rückstand, Unterzahl und ein Schiedsrichter, der im Zweifel gegen sie entschied. (STIMMEN: Freiburg trauert nach „Drecks-Elfmeter“)
RB, auch sechs Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg als Konstrukt ohne fußballerische Seele verspottet, ja sogar verachtet, füllte in diesen 120 Minuten die eigene und noch kurze Vereinschronik mit Leben. (BERICHT: Tedesco-Kritik: „Purer Hass“)
Der Comeback-Sieg unter widrigen Voraussetzungen wird helfen, den bei vielen Fußballromantikern ungeliebten Brauseklub zumindest ein kleines Stückchen mehr zu akzeptieren und etwas weniger zu dämonisieren.
Freiburg schoss ein klassisches Eigentor
Schon im Vorfeld hatte sich ein Teil der neutralen Fans auf die Seite der Sachsen geschlagen, nachdem der SC Freiburg sich geweigert hatte, einen gemeinsamen Fan-Schal auf den Markt zu bringen.
Leipzig hatte auf einmal eine Art Mitleidsbonus, während Freiburg nicht nur nach Meinung des Soziologen Gunter Pilz ein klassisches Eigentor geschossen hatte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan des DFB-Pokals)
Für einen kurzen Moment hatte der sympathische Klub aus dem Schwarzwald die Rolle des bösen Buben übernommen - und damit gewissermaßen den Dämon aus dem RB-Konstrukt vertrieben.
Den kleinen Vorteil nutzte der Favorit und rächte sich auf seine Weise: Auf dem Pokal wurde am Ende nicht der SC Freiburg eingraviert - sondern RB Leipzig.