War die zu späte Entlassung von Trainer David Wagner ein entscheidender Fehler des um den Abstieg kämpfenden FC Schalke 04?
Schneider gesteht Trainings-Fehler
Im CHECK24 Doppelpass hat Sportvorstand Jochen Schneider seine Sicht der Dinge zu diesem und anderen Aspekten der Schalker Krise geschildert - und dabei in bemerkenswerter Offenheit auch schwerwiegende Fehler der Verantwortlichen eingestanden.
Unter anderem berichtete Schneider von Trainingsfehlern unter Wagner bei der Vorbereitung auf den Liganeustart nach der Coronapause zwischen März und Mai 2020.
Zudem bekräftigte Schneider drei Tage vor dem Pokalduell beim VfL Wolfsburg auch, dass er auf das Szenario eingestellt ist, dass die Schalker Krise auch ihn den Job kostet.
Jochen Schneider würde Aus beim FC Schalke 04 hinnehmen
"Ich bin keiner, der an seinem Vertrag klebt", sagte Schneider: "Wenn der Aufsichtsrat auf mich zukommt, beenden wir das einvernehmlich. Ich bin keiner, der einen Euro mitnimmt, für den ich nicht gearbeitet habe." Im Falle des "Worst Case", des Abstiegs also, sei "die Mission von Christian Gross beendet", und auch er sei dann auf alles vorbereitet: "Wenn dieser Fall eintritt, werde ich mit dem Aufsichtsrat sprechen und wir werden eine einvernehmliche Lösung finden. Da geht es nicht um mich, sondern um Schalke 04."
Schneider steht vor allem wegen seiner Trainer-Entscheidungen in der Kritik, unter anderem, weil er nicht schon im Sommer den Schnitt mit Wagner gewagt hatte.
Seine Verteidigung? "Wir hatten bis Januar 2020 tolle Spiele, die Überlegung war: Wenn die Mannschaft wieder beieinander ist, wenn wir in der neuen Saison kompensieren, was wir im März falsch gemacht haben, dann kriegen wir es auch wieder zum Laufen", rechtfertigte sich Schneider: "Das 8:0 in München hat alles zusammenfallen lassen wie ein Kartenhaus. Danach gegen Bremen waren wir auch schlecht, da war uns allen klar, auch David, dass es nicht funktioniert."
"Fehler in der Trainingssteuerung" unter David Wagner
Schneider sprach in diesem Zusammenhang auch über Versäumnisse im athletischen Bereich, die am Ende der Saison 2020 zur Bürde geworden waren.
"Man muss eines ehrlicherweise sagen - und wir haben das auch aufgearbeitet mit David Wagner und den Athletiktrainern", holte Schneider aus: "Wir haben den Lockdown zunächst als Chance gesehen, die Verletzten zurückzubekommen. Sie sind zurückgekommen, aber sie waren aber nicht matchfit, wir haben da Fehler gemacht in der Trainingssteuerung. Da sind andere Mannschaften viel besser rausgekommen. Nach dem Restart waren wir ganz schlecht, teils nicht konkurrenzfähig."
S04 gewann keines der neun damals noch ausstehenden Spiele mehr (sieben Niederlagen), stürzte von Platz 6 auf 12.
Schneider trauert Weston McKennie hinterher
Schneider machte mehrfach klar, dass er die Schuld nicht an Wagner abladen will, betonte die vielen schwierigen Umstände - das "unglaubliche Verletzungspech" in der zweiten Saisonhälfte, die heftige Verschärfung der finanziellen Probleme durch die Coronakrise und die schmerzhaften Einschnitte in den Kader.
"Es wäre mir sonst als Allerletztes eingefallen, einen Weston McKennie abzugeben", führte Schneider aus: "Aber es gab keine andere Möglichkeit, uns waren die Hände gebunden. Und der Transfer war sportlich natürlich auch ein schlechtes Signal."
Wagner wurde nach dem Werder-Hinspiel entlassen, auch Nachfolger Manuel Baum musste inzwischen vorzeitig gehen. Nach einem Intermezzo von Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens versucht nun Schneiders früherer Stuttgarter Weggefährte Christian Gross die Rettung.
Mit nur vier Punkten aus sechs Spielen ist er jedoch auf keinem guten Weg, nach dem 1:1 in Bremen am Samstag ist Schalke weiter am Tabellenende, mit sieben Punkten Rückstand auf den 1. FC Köln auf dem Relegationsplatz 16.