Claudio Pizarro war müde.
Rekordmann Pizarro kann es noch
Als einer der letzten Bremer schlurfte der Peruaner Richtung Mannschaftsbus, die Kopfhörer schon in den Ohren. Pizarro hatte sich in der Kabine lange behandeln lassen. Vier blutige Striemen an der Wade hatte er vom Pokalfight davongetragen.
Zeichen des irren 4:3-Sieges von Werder im Achtelfinale bei Borussia Mönchengladbach. Ein Sieg, der mit einem Tor und einer Vorlage auch zu einem großen Teil Pizarros Sieg war.
Kein Wunder, dass der 37-Jährige die Sprechchöre der Fans zuvor in vollen Zügen genossen hatte. Er grinste oft, als er über den rundum gelungenen Pokalabend sprach. Immerhin war es ganz nebenbei sein 51. Spiel im Pokal und sein 29. Treffer - damit ist er Rekordhalter unter den noch aktiven Profis. (DATENCENTER: DFB-Pokal)
Lange nicht mehr über 90 Minuten gespielt
"Ich bin zufrieden. Ich habe ein Tor und ein gutes Spiel gemacht und wir haben gewonnen. Jetzt bin ich sehr müde, ich habe lange nicht mehr über 90 Minuten gespielt", sagte Pizarro.
Exakt eines ist es bei 14 Pflichtspiel-Einsätzen bis zum Spiel in Gladbach gewesen, am Dienstag stand er erst zum dritten Mal in der Startelf. Im Grunde muss einer wie Pizarro aber auch gar nicht mehr Woche für Woche über die volle Distanz gehen. Denn der Routinier bringt ganz andere Qualitäten mit. Als Anführer, als Antreiber. Als Motivator und als Ruhepol.
"Claudio ist Claudio"
"Claudio ist Claudio. Er hat in der Kabine gesagt: "Wir können das. Wir machen das." Und genau diese Dinge haben wir von ihm erwartet und genau dafür haben wir ihn auch geholt", sagte Trainer Viktor Skripnik.
Für Pizarro war es erst der zweite Pflichtspiel-Treffer für Werder in dieser Saison. "Er kommt langsam in Schuss und macht das gut, hält die Bälle gut und macht auch noch das wirklich wichtige 3:2", sagte Manager Thomas Eichin. Daneben zeigte Pizarro zahlreiche gute Offensivaktionen und unter dem Strich endlich mal wieder das, was Werder sich von ihm erhofft hat. Und an guten Tagen immer noch an ihm hat.
Für die Bremer war es erste Sieg nach zuvor vier Spielen ohne Erfolgserlebnis, für Pizarro gleichzeitig eine mittlere Genugtuung. Der Hype war nach seinem Wechsel im September schnell verstummt, Kritiker sprachen bei seinem nun schon dritten Werder-Engagement ebenso schnell von einem Reinfall. Auf dem Papier wirkte er tatsächlich nicht wie eine große Hilfe. Doch Papier ist bekanntlich geduldig.
Bremer Befreiungsschlag?
Pizarro lächelt solche Diskussionen sowieso weg. Und spricht lieber über einen möglichen Befreiungsschlag, eine im Abstiegskampf der Liga dringend benötigte Kehrtwende. "Jetzt bekommen wir ein bisschen Selbstvertrauen. Ich hoffe, dass wir auch am Samstag in Frankfurt ein gutes Spiel machen können", sagte Pizarro. Dann spielt der Tabellen-14. aus Bremen beim 15.
Mit ihm? Vielleicht sogar wieder über 90 Minuten? "Ich habe ja jetzt ein paar Tage zum Erholen", sagte Pizarro. Grinste. Und schlurfte davon.