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Ein magischer deutscher Moment

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Ein deutsches Tor für die Ewigkeit

Am Samstag jährt sich der erste WM-Titel der deutschen Fußballerinnen. Das Golden Goal von Nia Künzer im Jahr 2003 ist bis heute unvergessen.
Deutschland gewann das WM-Finale 2003 gegen Schweden mit 2:1
Deutschland gewann das WM-Finale 2003 gegen Schweden mit 2:1
© IMAGO/ZUMA Press Wire
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Am Samstag jährt sich der erste WM-Titel der deutschen Fußballerinnen. Das Golden Goal von Nia Künzer im Jahr 2003 ist bis heute unvergessen.

Von ihrem magischen Moment kann Nia Künzer gar nicht genug bekommen. „Ich freue mich, immer wieder diese Sequenz zu sehen“, erzählte die deutsche WM-Heldin, seit Januar 2024 DFB-Sportdirektorin für den Frauenfußball, mit breitem Grinsen. Bestimmt Hunderte Male habe sie ihren Kopfball für die Geschichtsbücher angeschaut: „Und es kommen immer wieder die Erinnerungen hoch.“

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In jener 98. Minute am 12. Oktober 2003 stieg Künzer nach einem perfekten Freistoß von Renate Lingor am höchsten - und machte Deutschland per Golden Goal zum Weltmeister. Der DFB selbst schrieb davon, dass dieses besondere Tor Künzer „Weltruhm verschaffte“ - ein Umstand, der ihr ein wenig zu schaffen machte.

„Die Aufmerksamkeit war [...] nicht fair verteilt. Ich hatte gerade mal etwas mehr als 90 Minuten im ganzen Turnier gespielt - und stand plötzlich im Rampenlicht. Ich spürte eine gewisse Befangenheit im Miteinander. Ich wusste nicht so recht, wie ich mit der Situation, den Anfragen von TV-Shows und Sponsoren umgehen sollte. Und war mir auf einmal unsicher im Umgang mit Spielerinnen, die ich teilweise ja schon jahrelang gekannt hatte“, erklärte Künzer 2023 im kicker.

Am Samstag jährt sich der erstmalige Gipfelsturm der Fußballerinnen zum 21. Mal, das historische 2:1 im Finale von Carson gegen Schweden ist bei den Protagonisten immer noch allgegenwärtig. „Das Witzige ist, jedes Mal, wenn ich es sehe und der Reporter schreit, bekomme ich Gänsehaut“, schilderte Lingor dem SID vor einem Jahr: „Es ist sehr emotional. Man kriegt automatisch ein Grinsen drauf. Man kann es nicht oft genug sehen.“

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DFB-Jubiläumstreffen 2023

Ende Juni 2023 waren die Weltmeisterinnen samt Trainerteam zum 20-jährigen Jubiläumstreffen am neuen DFB-Campus in Frankfurt zusammengekommen. „Ich habe viele wirklich lange nicht gesehen, aber die WM verbindet uns in gewisser Weise auf ewig“, sagte Künzer damals. „Einmal Weltmeister, immer Weltmeister“, betonte Torhüterin Silke Rottenberg: „Das ist einfach cool, so etwas bleibt im Herzen und den Gedanken. Es gibt nichts Größeres im Fußball.“

In einer bislang unerreichten Art und Weise war das DFB-Team im Land des Topfavoriten USA auf den WM-Thron gestürmt „Die Mannschaft war überragend - vom ersten Spiel bis zum Finale“, schwärmte Trainerin Tina Theune. In damals nur sechs Partien gelangen gewaltige 25 Treffer - bis heute Rekord. Nach einer Mammut-Vorbereitung von 90 Tagen war die Vorrunde mit neun Punkten ebenso ein Durchmarsch wie das Viertelfinale mit einem 7:1 gegen Russland.

Künzer wollte nicht unbedingt rein

„Wir waren in einem richtigen Flow“, sagte die damalige Co-Trainerin Silvia Neid: „Wir sind verdient Weltmeister geworden.“ Gegen die übermächtig erscheinenden Vereinigten Staaten gab es im Halbfinale ein 3:0, Torhüterin Silke Rottenberg überragte. Im Endspiel glich dann Maren Meinert (46.) die Führung von Hanna Ljungberg (41.) aus, ehe der Auftritt von Edeljokerin Künzer folgte, die mit zur WM geflogen war, obwohl sie bereits drei Kreuzbandrisse erlitten hatte.

„Meine Gefühle waren damals durchaus zwiespältig. Ich wollte zwar irgendwie dabei sein, es war aber nicht so, dass ich es mir sehnlich gewünscht habe, jetzt endlich eingewechselt zu werden. Die Anspannung war einfach sehr groß“, erklärte Künzer 2023 im kicker: „Als mich Tina dann rief, gab sie mir noch den guten Hinweis: Sieh zu, dass hinten keins fällt und mach vorne eins (lacht). Da war der Druck noch mal größer. Und dann ging es los.“

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Das Erfolgsrezept erklärte sie dem SID wie folgt: „Jede wusste, dass sie ein wichtiger Teil ist, ohne den es nicht funktioniert. Auch die, die nicht gespielt haben, waren eine Bank“, fügte Lingor hinzu: „Sie gehörten genauso zur Mannschaft wie die, die auf dem Platz waren - vielleicht sogar noch mehr. Die haben uns gepusht, haben sich eingebracht mit Plakaten oder emotionalen Worten.“

Ein Lichtblick in trüben DFB-Zeiten

Für Neid waren die wichtigsten Puzzleteile „Mentalität, Leidenschaft, Intensität und Zusammenhalt“. Dazu sei „die Lust am Verteidigen“ gekommen, „sonst gewinnst du keine Turniere“. Individuelle Klasse wie von Toptorschützin Birgit Prinz, Kapitänin Bettina Wiegmann, Spielmacherin Lingor oder Torhüterin Rottenberg war ohnehin vorhanden. Und dann kam im entscheidenden Moment noch Kopfballungeheuer Künzer mit dem Tor des Jahres 2003 dazu, was zum Tor für die Ewigkeit wurde.

„Leider war es nur ein sehr flüchtiger Moment, er war kurz da und dann schon wieder weg. Es ging da um hundertstel Sekunden“, meinte Künzer: „Und mittlerweile haben sich natürlich die Fernsehbilder besser in mein Hirn gebrannt.“

Der kicker schrieb anschließend von „First Ladies“, der DFB sah einen „Lichtblick in ansonsten eher trüben Zeiten des deutschen Fußballs“. Das Honorar war zwar mit laut Verbandsangaben 21.000 Euro pro Kopf im Vergleich zu den Männern bescheiden, erreichte aber dennoch ein neues Level.

Das galt auch für den Empfang auf dem Frankfurter Römer: 8000 Menschen feierten die deutschen Heldinnen um Künzer.

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