Wiedergutmachung gelungen, Olympia-Generalprobe geglückt - doch die Sorgen um Lena Oberdorf vom FC Bayern trübten die Stimmung bei den DFB-Frauen. Neun Tage vor dem Auftakt des olympischen Fußballturniers schoss sich das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch warm.
DFB-Schock vor Olympia!
Beim 4:0 (2:0) gegen Österreich im letzten EM-Qualifikationsspiel humpelte jedoch Oberdorf nach einem Zweikampf vom Feld. Eine Knieverletzung wäre ein schwerer Rückschlag für die deutschen Olympia-Ambitionen.
„Das würde uns verdammt wehtun. Sie ist ein wichtiger Faktor in unserem Spiel“, sagte Hrubesch in der ARD. Auch für Expertin Almuth Schult würde ein Ausfall von Oberdorf extrem schmerzen: „In ihrer Topform ist sie eine der besten Mittelfeldspielerinnen der Welt.“
Teamkolleginnen reagierten bestürzt auf Oberdorfs Verletzung. „Sie hat vor Schmerzen geschrien. Sie meinte, es hat Knack gemacht, aber das heißt natürlich nicht immer was“, meinte Kathrin Hendrich nach dem Sieg über Österreich.
„Im Moment überwiegt der negative Schlag. Es ist ein schlimmes Warten auf die Diagnose“, erklärte Giulia Gwinn und versprach: „Wir werden die Daumen drücken, jede Kraft zu ihr schicken. Es wäre ein herber Verlust für uns auf und neben dem Platz.“
Klares deutsches Tor wird nicht gegeben
Spielerisch lief es bis zu Oberdorfs Auswechslung nach 71 Minuten. Beflügelt durch den frühen Treffer von Klara Bühl (11.) kontrollierten die DFB-Frauen die Partie.
Durch die weiteren Tore von Jule Brand (39.), Lea Schüller (52.) und erneut Bühl (90.+2) sorgten die DFB-Frauen vor 43.953 Fans in Hannover für Euphorie und verabschiedeten sich mit viel Applaus und als Gruppensieger gen Frankreich.
Ein weiteres klares Tor von Sjoeke Nüsken in der Nachspielzeit, als der Ball klar hinter der Linie war, wurde nicht gegeben.
Am Freitag hatte es in Island noch eine bittere 0:3-Niederlage gesetzt.
Nach Island-Klatsche: Klartext von Hrubesch
Vor der Partie hatte Hrubesch gefordert, „etwas gutzumachen“ und ein „anderes Gesicht“ als in Reykjavik zu zeigen. Das funktionierte auch ohne Kapitänin Alexandra Popp, Abwehrchefin Marina Hegering und Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann, die verletzungsbedingt noch nicht zum Einsatz kamen.
Im Tor löste Ann-Katrin Berger ihre Konkurrentin Merle Frohms ab. Die Torhüter-Frage will Hrubesch erst kurz vor dem Olympia-Auftakt auflösen. Oberdorf kehrte nach abgesessener Gelbsperre ins zentrale Mittelfeld zurück.
Mit dem Island-Warnschuss im Hinterkopf begann die deutsche Mannschaft mit ersten Chancen durch Freigang (5.) und Gwinn (10.) sichtlich bemüht.
„La Ola“-Welle geht durch ausverkauftes Stadion
Spätestens nach dem Führungstreffer durch Bühl übernahm Deutschland die Spielkontrolle. Die Offensivspielerin kam nach einer für Schüller gedachten Flanke von Brand glücklich zum Torabschluss (11.).
Weil das Team von Hrubesch anders als zuletzt keinen frühen Gegentreffer kassierte, waren die Fans in der ausverkauften Heinz-von-Heiden-Arena bereits in Feierlaune. Nach 27 Minuten wanderte die erste „La Ola“ über die Ränge.
Flügelspielerin Brand erhöhte mit einem Solo-Lauf aus der eigenen Hälfte nach einem langen Ball von Torhüterin Berger auf 2:0 und brachte die Stimmung auf einen weiteren Höhepunkt - völlig losgelöst (39.).
DFB-Frauen: Schüller scheitert an der Latte
Nach guter, aber kontrollierter Leistung in der ersten Halbzeit sprühte die DFB-Offensive zu Beginn des zweiten Durchgangs vor Spielfreude. Schüller scheiterte aber zunächst noch an sich selbst (49.), dann an der Latte (50.).
So bedurfte es ein wenig Hilfe von der eingewechselten Elisa Senß, die nach einem Ballgewinn mustergültig quer legte. Unbedrängt schob Schüller zum 3:0 ein (52.). Auch danach ließ Deutschland nicht nach. Bühl (55.) und Giulia Gwinn (61.) verpassten es, das 4:0 schnell nachzulegen.
Danach erhielt die Stimmung einen Dämpfer. Nach einer Grätsche gegen Barbara Dunst blieb Oberdorf auf dem Rasen liegen und humpelte gestützt von zwei Betreuern vom Platz.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)