Im Alter von nur 24 Jahren gibt Giulia Gwinn am Freitag bereits ihr zweites Comeback in der Frauennationalmannschaft des DFB.
Die Comeback-Queen
Die gebürtige Ailingerin zog sich in ihrer jungen Karriere schon zwei Kreuzbandrisse zu. Am Freitag um 18 Uhr treffen die deutschen Frauen in der Nations League auf die dänische Nationalmannschaft. Gwinn zeigte sich vor dem Spiel hochmotiviert: „Ich bin stolz, wieder mit dem Adler auf der Brust im Training zu sein. Ich freue mich auf alles, was kommt.“
Für den FC Bayern hat Gwinn bereits ihr Comeback gegeben, sie stand im Testspiel gegen die TSG Hoffenheim am 24. August erstmals wieder auf dem Platz. Auch am Freitag beim ersten Bundesligaspiel der Saison 2023/24 war die Außenverteidigerin in der Startelf, nachdem sie aufgrund ihrer Verletzung am 05. Oktober 2022 über zehn Monate lang an ihrer Rückkehr gearbeitet hatte.
Zweiter Schock innerhalb von zwei Jahren: „Ich kenne den Schmerz“
Ihren ersten Kreuzbandriss zog sich die Spielerin des FC Bayern München im September 2020 beim Länderspiel gegen Irland zu. Nach fast einem Jahr war sie dann pünktlich zum Auftakt der Bundesligasaison 2021/22 wieder fit. Nach einer Saison ohne große Verletzungen kam bei einem Training mit der Nationalmannschaft Anfang Oktober 2022 die nächste Horrorverletzung.
In der kürzlich vom FC Bayern veröffentlichten Doku „Fall. Rise. Gwinn“ werden persönliche Eindrücke in die Reha- und Aufbauarbeit der Spielerin gezeigt. Gwinn erzählt dort vom Moment der Verletzung: „Ich wusste genau, was es ist. Ich kenne das Gefühl, ich kenne den Schmerz, den Schock.“
„Die größte Angst ist ...“
Die Verteidigerin betont immer wieder, dass ihr die Prozesse deutlich leichter fallen, als noch bei ihrer ersten schweren Verletzung: „Ich bin an der letzten Verletzung gewachsen und ich weiß, dass ich es alleine geschafft hab und es wieder schaffen werde. Es ist ein Vorteil, dass man weiß, was auf einen zukommt und man es schonmal geschafft hat.“
Gleichzeitig hat sie sich gerade in der ersten Zeit direkt nach der Verletzung Sorgen gemacht: „Die größte Angst ist, dass man seine Karriere früher beenden muss als geplant, weil der Körper nicht so mitmacht, wie man es gerne hätte.“
Gerade das erste Gespräch mit den Eltern per Telefon habe ihr „am meisten Bauchschmerzen gemacht, neben dem, dass es mir selbst schlecht ging.“
Bayern-Star kann bei WM-Debakel nur zusehen
Mit die ersten Gedanken, die ihr nach der Verletzung noch auf dem Boden liegend kamen, galten der WM 2023: „Als ich daran gedacht habe, dass es knapp werden könnte (mit der WM-Teilnahme, Anm. d. Red.)... da schießen einem die Tränen in die Augen.“
Und tatsächlich sollte die verbleibende Zeit bis zur Weltmeisterschaft nicht reichen, um fit genug für den Kader von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zu werden.
Stattdessen reiste Gwinn als Expertin für das ZDF mit nach Australien und Neuseeland und musste vom Spielfeldrand zusehen, wie ihre Mitspielerinnen überraschend in der Gruppenphase ausschieden. Ein Jahr zuvor hatten sie mit dem Team bei der EM in England noch für große Begeisterung in Deutschland gesorgt, als sie im Finale knapp an den Gastgeberinnen scheiterten.
Bei der EM war die deutsche Spielerin, mit den meisten Followern auf Instagram (rund 578.000) in die Mannschaft des Turniers gewählt worden. Bei der WM 2019 wurde sie als beste junge Spielerin des Turniers ausgezeichnet. Ihre Qualitäten schienen der Nationalelf dieses Jahr zu fehlen.
Schon bei der Niederlage gegen Brasilien Mitte April 2023 sagte Gwinn: Es tut weh zu sehen, wie die Mädels so ein bisschen hilflos auf dem Feld waren, wenn man nicht aktiv helfen kann.“ Dieses Gefühl dürfte sich während der WM noch verschlimmert haben.
Gwinn blickt positiv in die Zukunft
Mit Hinblick auf die beiden kommenden Spiele, bei denen sie wieder eingreifen wird, sagte die Schienenspielerin deshalb am Dienstag: „Es ist gut, dass es wieder um etwas geht und man die berechtigte Kritik wieder wettmachen kann. Der Schlüssel wird sein, dass man die WM aufarbeitet und es nicht einfach so weiterläuft, wie es war.“
Gwinns Comeback fällt in eine prekäre Phase der DFB-Frauen: Bundestrainerin Voss-Tecklenburg ist aktuell erkrankt und fehlt zum Start in die Nations League, ihre Zukunft ist unklar.
Für positive Schlagzeilen kann und will nun wieder Gwinn sorgen. Sie persönlich „freue sich über die Nominierung“ und es sei „schön zu merken, dass sich die harte Arbeit auszahlt“.