Es war eine skurrile, kuriose Szene, die sich vor 10.121 Zuschauern in der Bolt Arena von HJK Helsinki gegen Eintracht Frankfurt ereignete. Im Mittelpunkt des Geschehens stand plötzlich Schiedsrichter Pierre Gaillouste. Was war passiert? Eintracht-Trainer Dino Toppmöller beschrieb die Situation nach Abpfiff des Gruppenspiels in der Conference League: „Es war ein überragend getretener Freistoß auf den zweiten Pfosten. Der Spieler läuft gut rein und köpft ihn ins Tor.“
Diesen Pfiff versteht niemand
Schiedsrichter erkennt als einziger Akteur auf dem Platz ein Foulspiel
Der Jubel beim finnischen Meister erstickte sofort im Keim, denn kaum wurde der Freistoß ausgeführt, ertönte der laute Pfiff des Unparteiischen. Da das Leder erst danach im Netz lag, war auch der Eingriff des VAR nicht mehr möglich, die Tatsachenentscheidung war gefällt. Aber warum, wieso, weshalb? Dafür hat im Eintracht-Lager auch fast 24 Stunden niemand eine wirkliche Erklärung gefunden. Miro Tenho, der vermeintliche Torschütze, ebenfalls nicht. Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp erklärte: „Ich habe den Schiedsrichter gefragt. Er hat nur gesagt: Foul. Aber ich weiß auch nicht, wo.“
Die UEFA teilte mit, Hassane Bandé habe Hrvoje Smolcic in dieser Szene gefoult. Nunja...
Um den Pfiff in seiner Gesamtheit zu verstehen, muss der Blick wohl in Minute 67 gehen. HJK-Außenverteidiger Pyry Soiri befand sich auf dem Weg in den Eintracht-Strafraum und stand dabei Farés Chaibi gegenüber. Ohne jegliche Einwirkung seines Gegenspielers knickte Soiri auf dem Kunstrasen um und verletzte sich leicht. Referee Gaillouste entschied auf Foul von Chaibi.
Konzessionsentscheidung? Eintracht erst im Pech – und dann im Glück
Hatte der Schiedsrichter möglicherweise sofort gemerkt, dass er dabei falsch lag? Es lässt sich nur erahnen. Der Pfiff wenige Augenblicke später riecht nämlich nach einer Konzessionsentscheidung. Eintracht erst im Pech – und dann im Glück. Toppmöllers Worte gehen in die ähnliche Richtung. Seine Vermutung: „Es war vor dem Freistoß niemals ein Foul! Der Spieler knickt selbst um. Vielleicht ist es ein Stück weit ausgleichende Gerechtigkeit.“ Toppmöllers ehrliches Fazit: „Da haben wir Glück gehabt.“
Sportvorstand Markus Krösche lächelte die Szene weg: „Ich habe mit ihm noch nicht gesprochen. Aber wenn der Schiedsrichter pfeift, dann hat er meistens recht.“ Den Frankfurtern wird es nach dieser kurzen Achterbahnfahrt der Gefühle relativ egal sein, was der wahre Grund war. Sie überwintern nach dem knappen Sieg in Helsinki definitiv in Europa – und das als erste deutsche Mannschaft in dem 2021 eingeführten Wettbewerb.