„Tor in Turin!“ - „Tor in Mailand!“ - „Tor in Dortmund!“ - „Tor in Stuttgart!“.
Ein Sieg für die Unterhaltung
Mit minimaler zeitlicher Versetzung dröhnten die Torrufe am Mittwochabend durch die Champions-League-Konferenz. Während der Zeiger gerade dabei war, von 21:16 Uhr auf 21:17 Uhr zu springen, ertönte er gleich viermal innerhalb weniger Sekunden.
Nicht nur auf dem Sofa vor dem Fernseher, sondern auch auf der Tribüne und sogar auf der Spielerbank verfolgten die Beteiligten die Ergebnisse aus den anderen Stadien und die nahezu sekündliche Änderung der Live-Tabelle. Die Fragen: Sind wir über dem Strich? Wer ist raus? Gegen wen könnten wir als Nächstes spielen?
CL-Reform: Nichts für schwache Nerven
Der letzte Spieltag in der Liga-Phase der Champions League mit 18 Parallel-Spielen in einer Konferenz war sicherlich nichts für schwache Nerven. Diese Würze ist die Folge der neuen Königsklassen-Reform, die hielt, was sie versprach: Mehr Spannung und hochklassige Spiele.
Showlaufen an den letzten Spieltagen oder sogar schon nach den drei Hinspielen gibt es nicht mehr. Für die meisten Vereine geht es bis zum letzten Spieltag um alles.
Klar: Liverpool, Barcelona, Arsenal und andere Teams waren bereits vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert, doch auch der drohende Turnierbaum ließ die Teams auf dem Rasen beinahe „All in“ gehen. Das galt sogar für die Reds, die mit einem Rumpfkader antraten.

Favoriten müssen sich strecken
Dazu konnten sich auch andere Teams, die sonst in anderen Sphären unterwegs sind, auf europäischem Spitzen-Niveau beweisen. Und ganz ehrlich: Wer hätte damit gerechnet, dass Teams wie OSC Lille oder Aston Villa direkt unter die besten acht einlaufen, während Mannschaften wie Manchester City sich bis zuletzt an den Strohhalm Playoffs klammern?
Es zeigt: Halbgas geht nicht mehr. Selbst die großen Klubs marschieren nicht mehr einfach so durch die Vorrunde - Im Vorbeigehen schon zweimal nicht. Das mussten unter anderem auch der FC Bayern, Real Madrid, Paris St. Germain, Juventus Turin – zum Teil leidvoll - erfahren.
Ein Mehrwert für die Unterhaltung
Schon im Vorfeld wurde viel herumgerechnet und sämtliche unüberschaubare Konstellationen durchgegangen. Die Folge: Die Erwartung und Vorfreude auf den letzten Spieltag stieg.
Klar will die UEFA mit der neuen Reform noch mehr Geld einnehmen. Nach dem Motto: Immer mehr, immer mehr. Und natürlich wird die Belastung für die Akteure durch zwei zusätzliche Spiele plus mögliche Playoff-Spiele nicht geringer.
Und dennoch: Was die Unterhaltung angeht, ist dieses System ein klarer Mehrwert. Und sind wir doch mal ehrlich: Um nichts anderes als Entertainment geht es doch im Fußball.
Taktik-Gurus und Sofa-Analytiker können dem Modus vielleicht nicht viel abgewinnen. Klar: Ein einzelnes Spiel ohne Nebengeräusche zu verfolgen, ist nahezu unmöglich. Der Show tut das aber keinen Abbruch – im Gegenteil.
Playoff-Auslosung verspricht nächstes Spektakel
Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Gespannter denn je gucken Fußball-Fans am Freitag Richtung Nyon, wo die unübliche Auslosung der Playoffs stattfinden wird. Von einer möglichen „Playoff-Bombe“ schreibt die spanische Zeitung Marca.
Klar sind diese Anlässe und Konstellationen gefundenes Fressen für die Medien, doch noch mal: Es geht nur um die Auslosung der Zwischenrunde, nicht einmal um die der Finalspiele. Und der Großteil der Fans ist schon jetzt heiß.
Vor der Saison überwog, wie üblich bei Neuerungen, die Skepsis gegenüber dem neuen Format. Gerade weil die unbeliebte UEFA diese durchboxte. Doch die kritischen Stimmen wurden zunehmend weniger.
Die Königsklassen-Reform bringt schon nach der Hälfte ihrer ersten Saison die Erkenntnis: Das Mehr an Spannung ist ein Geschenk für die wichtigsten Teilnehmer dieses Geschäfts - die Fans.