Der Schock saß tief! Schon in dem Moment, als Nico Schlotterbeck in der Nachspielzeit des Champions-League-Spiels gegen den FC Barcelona (2:3) zu Boden sackte, mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen blieb und von den Sanitätern abtransportiert werden musste, beschrieb die Atmosphäre im Stadion die Brisanz der Lage beim BVB.
So brisant ist die Lage beim BVB
Für einen kurzen Augenblick war es mucksmäuschenstill, die Fans waren verstummt. Die Verletzung des Dortmunder Abwehr-Bosses überschattete den durchaus überzeugenden, wenn auch am Ende nicht erfolgreicher Auftritt gegen die Katalanen.
BVB gibt Update zu Schlotterbeck
Zwar stellte sich die Blessur des Innenverteidigers als nicht ganz so schwerwiegend wie befürchtet aus - Trainer Nuri Sahin hatte schon von einem möglichen Super-GAU gesprochen - doch um eine Zwangspause kommt der BVB-Star wohl nicht herum.
Der BVB sprach in einer Mitteilung am Donnerstag von einer „Bänderverletzung“, schloss aber nicht aus, dass Schlotterbeck noch im laufenden Jahr auf den Rasen zurückkehren könnte.
Dortmunds Trainer wird sich dennoch schon jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er diesen Ausfall, auch wenn es nur ein kurzfristiger sein sollte, kompensieren kann.
Denn schon in der vergangenen Woche, beim Spiel in Gladbach verletzte sich mit Niklas Süle ein anderer Innenverteidiger schwer und wird dem BVB laut Sahin „mehrere Monate“ fehlen.
Sahin gehen die Innenverteidiger aus
Da neben Schlotterbeck auch Waldemar Anton am kommenden Wochenende wohl eher nicht zur Verfügung stehen wird, hat der BVB im aktuellen Profikader keinen etablierten Innenverteidiger mehr in den eigenen Reihen.
„Es sind Dinge, die man schwer beeinflussen kann. Wir sind hart gebeutelt. Klar macht uns das nachdenklich“, gestand Sportdirektor Sebastian Kehl auf SPORT1-Nachfrage ein.
BVB-Kapitän Can rückt in den Fokus
Klar ist: Emre Can wird am Wochenende gegen Hoffenheim (Sonntag, 17.30 Uhr im LIVETICKER) den Abwehrchef geben. Der Kapitän spielte schon in den letzten Wochen kaum mehr auf seiner angestammten Position im zentralen, defensiven Mittelfeld.
Wegen des personellen Engpasses absolvierte er die letzten sechs Spiele allesamt an der Seite von Schlotterbeck im Abwehrzentrum. Es scheint so, als fühle sich Can in der Innenverteidigung aktuell deutlich wohler. Doch wer wird in wenigen Tagen an seiner Seite spielen?
Diese Innenverteidiger-Optionen hat Dortmund
Youngster Filippo Mané fällt seit Wochen verletzt aus und kam in dieser Saison erst 73 Minuten für die zweite Mannschaft zum Einsatz. Zudem sehen ihn die Dortmunder noch nicht so weit. Eine andere Option wäre der 21-jährige Yannick Lührs. Der U23-Akteur feierte bereits gegen Mainz sein Debüt.
Die naheliegendste Option wäre wohl, Ramy Bensebaini von der Außenverteidiger-Position ins Zentrum zu ziehen. Der Algerier bekleidet diese Rolle auch in der Nationalmannschaft.
Mit Yan Couto, Julian Ryerson und Pascal Groß, der seine Flexibilität schon unter Beweis stellen konnte, hat Sahin zumindest drei potenzielle Außenverteidiger in seinen Reihen.
Eine Umstellung auf eine Dreierkette wird Sahin wohl nicht vornehmen. Dieses Experiment scheiterte zu Beginn der Saison krachend. Und die Zeit für Experimente ist ohnehin nicht.
BVB wird auf dem Transfermarkt aktiv werden
Die Verletzungsprobleme in der Defensive zeigen aber auch deutlich auf, dass die Personalplanungen im Sommer nicht aufgegangen sind. Dass der BVB aktuell keinen fitten und etablierten Innenverteidiger mehr in den eigenen Reihen hat, ist mit Sicherheit Pech - aber auch der zu dünnen Personaldecke geschuldet.
„Klar müssen wir uns Gedanken machen“, räumte auch Kehl angesichts der Problematik ein und deutet Verstärkungen an. Im Januar, wenn das Transferfenster wieder geöffnet ist, wird der BVB dort nachbessern müssen und die Versäumnisse korrigieren.
Die Schwierigkeit dabei: Es braucht einen Innenverteidiger, der national und international auf Top-Niveau spielen kann. Dennoch darf sich der Kandidat auch nicht zu schade sein, auf die Bank zu sitzen, sollten mindestens zwei andere Innenverteidiger fit sein.
Im Januar warten auf die Borussen insgesamt sechs Spiele. Auch aufgrund der Belastung sind die Bosse um Kehl zum Handeln gezwungen.
BVB vor kompliziertem Jahresendspurt
Zwei Spiele haben die Dortmunder in diesem Jahr noch vor der Brust: Zuhause gegen Hoffenheim und in Wolfsburg, wo der BVB vor wenigen Wochen, mit deutlich besserer Besetzung, aus dem Pokal flog. Herschenken darf der BVB diese beiden Spiele auf keinen Fall. Denn die Lage im Jahresendspurt ist ernst.
Sollten die Dortmunder nämlich diese beiden Spiele verlieren, würde der BVB in der Bundesliga völlig den Anschluss an die Spitze und das Minimalziel Qualifikation für die Champions League verlieren. Sahins Arbeit wird daran gemessen - Ausreden darf und wird es nicht geben.
Und gerade deshalb wird er schon jetzt mit rauchendem Kopf vor der Teamaufstellung für Sonntag sitzen.