Bei den Königlichen schwärmen sie noch heute von ihm - und er schwärmt wiederum von Real Madrid: Vor dem Champions-League-Duell des Titelverteidigers bei Atalanta Bergamo (ab 21 Uhr im Liveticker) hat Sami Khedira an der Personalpolitik seines Ex-Klubs deutliche Kritik geübt - auch mit Blick auf das durch das Karriereende von Toni Kroos entstandene Vakuum auf der Position des Taktgebers.
„Man hatte Zeit“: Kritik wegen Kroos
„Es ist zu einfach zu sagen, dass Madrid Kroos vermisst. Im Mai hat er bereits gesagt, dass er gehen will, man hatte ja Zeit“, meinte der 37-Jährige, der mit den Spaniern 2014 den Henkelpott gewann, im Interview mit der Marca. Er habe sich dazu mit mehreren Vereinsinsidern und namhaften Trainern wie Aitor Karanka und David Moyes ausgetauscht, „und wir waren uns alle einig, dass der Weggang von Kroos nicht mit (Kylian) Mbappé gleichzusetzen“ sei.
Khedira fügte an: „Jeder wusste, dass man den Stil ändern muss, weil man Kroos nicht gegen einen anderen Spieler austauschen kann, denn Toni ist einzigartig, und er war etwas Besonderes für Madrid. Das war die Herausforderung für (Carlo) Ancelotti (Real-Trainer, Anm. d. Red.), den Stil zu ändern.“
Die gegenwärtigen Probleme „hat man schon am ersten Tag der Champions League gegen Stuttgart (3:1) gesehen, sie wussten nicht, was sie mit dem Ball machen und wie sie verteidigen sollten. Der Clásico (0:4 gegen den FC Barcelona, Anm. d. Red.) war in der ersten Halbzeit nicht schlecht, aber in der zweiten Halbzeit ist das gesamte Gleichgewicht der Mannschaft zusammengebrochen.“
Khedira mit klarer Ansage an Ancelotti
Khedira fordert daher vom Coach: „Er muss die Mannschaft ausbalancieren, die besten Positionen für die Spieler finden. Toni ist nicht da, es muss etwas getan werden.“ Es gebe „viele Mittelfeldspieler und viele von ihnen sind jung".
Zu dem nach einer Transfer-Saga von Paris Saint-Germain gekommenen Superstar Mbappé, nach wie vor unter den Erwartungen und seit Wochen in der Kritik, zog Khedira ebenso ein kritisches Zwischenfazit: „Mbappé ist einer der fünf besten Spieler der Welt, aber im Fußball geht es nicht nur darum, die besten Spieler zu kaufen und sie auf den Platz zu stellen. Man muss sie auch gut an die Mannschaft anpassen.“
Mbappé? „Das ist die Realität“
Das größte Problem sei, das es für den französischen Ausnahmekönner noch immer nicht die richtige Position im Real-System gebe: „Er kommt in eine Mannschaft, in der es bereits einen Spitzenspieler an seiner Stelle gab, wie Vinicius.“
Was für Rio-Weltmeister Khedira noch schwerer wiegt: „PSG ist nicht Real Madrid. Madrid ist die größte Marke der Welt, die Erwartungen sind anders. Du gehst nach Asien, du gehst nach Afrika, du gehst in die Vereinigten Staaten? Und worüber reden sie dann? Über Real Madrid. Sie erwarten von Mbappé 50 Tore pro Saison, das ist die Realität.“
Seine Empfehlung an den Weltmeister von 2018: „Er muss sich an LaLiga, an Spanien anpassen, er hat keine Vorsaison absolviert. Auch große Spieler müssen sich anpassen. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich denke, er muss sich in die Mannschaft einfügen.“ Ergebnisse und die Dynamik der Mannschaft allein würden Mbappé nicht weiterhelfen.
Khedira glaubt dennoch, dass sich für den 25-Jährigen am Ende alles zum Guten wenden werde: „Schauen Sie sich Modric an, am Anfang hätte niemand gedacht, dass er zu dieser Legende werden würde.“