Zugegebenermaßen brauchte Michael Olise lange, um so richtig ins Spiel zu kommen. In der Champions-League-Partie gegen Schachtar Donezk ließ er am Ball zwar sein Können aufblitzen, ohne Ball bewegte sich der Franzose aber eher träge. Er wirkte nicht wie ein Unterschiedsspieler.
Olise stellt alle in den Schatten
Sein Elfmetertor und sein genialer Treffer kurz vor dem Schlusspfiff bewiesen dann aber: Olise ist aktuell der beste Flügelspieler in den Reihen des FC Bayern.
Entsprechend euphorisch fiel die Reaktion der Mitspieler aus. „Das war von außen schon sehr gut [anzusehen], wie er da gefühlt durch zehn Spieler durchdribbelt. So wie bei Mario Kart, wenn du einen Stern kriegst und keiner berührt ihn. Das hat er gut gemacht“, sagte Konrad Laimer nach dem Spiel.
Es ist eindeutig: Gegenüber jedem seiner teaminternen Konkurrenten hat er derzeit die Nase vorn. Serge Gnabrys Lauf ist durch dessen Verletzung beendet. Von Kingsley Coman und Leroy Sané hebt sich Olise vor allem durch einen wichtigen Faktor ab: Er strahlt Torgefahr aus.
Bitter für Leroy Sané
Während die Kollegen zwar großen Aufwand betreiben, aber sich nur selten mit einem Tor belohnen, trifft der Franzose sehenswert. Dass er zudem als Ersatz für den verletzten Harry Kane den Strafstoß schießen durfte, unterstreicht seine Bedeutung.
Das ist gerade für Leroy Sané bitter. Schließlich ist es vor allem er, der um einen neuen Vertrag kämpft und kämpfen muss. Der aktuelle Kontrakt läuft im kommenden Sommer aus. Zwar spricht Sportvorstand Max Eberl von „guten Gesprächen“, doch dass Bayern-Präsident Herbert Hainer auf der Jahreshauptversammlung lediglich die Verhandlungen mit Jamal Musiala, Joshua Kimmich und Alphonso Davies hervorhob, war auffällig.
Dass er Sané nicht erwähnt hatte, erklärte der 70-Jährige anschließend so: „Wir haben ja mehrere Spieler, deren Verträge 2025 auslaufen, ich will heute nicht über jeden einzelnen Spieler sprechen.“ Vollstes Vertrauen klingt anders.
Sané opferte sich auf
Sané dürfte gewarnt sein. Zwar schlug der 28-Jährige rein kommunikativ den richtigen Weg ein, indem er via Sportbild verkündete, dass ihm Geld nicht wichtig sei. Über eine große Lobby verfügt er im Klub trotzdem nicht mehr.
Das wiederum dürfte der Nationalspieler als ungerecht empfinden. Noch im Frühjahr hatte er schließlich unter dem damaligen Trainer Thomas Tuchel trotz diverser Verletzungen seine Knochen hingehalten. Er riskierte seine Gesundheit und gehörte in der Rückrunde der Saison 2023/24 doch zu den Leistungsträgern.
Heute ist das anders – entsprechend laut wird die von außen kommende Kritik. Lothar Matthäus sprach Coman, Gnabry und eben auch Sané jüngst die Weltklasse ab. Bei Sky sagte der Rekordnationalspieler, dass dieses Niveau beim FCB derzeit nur Olise habe und widersprach damit Vincent Kompany. Der Bayern-Trainer hatte vor zweieinhalb Wochen auf Nachfrage von SPORT1 noch alle vier Flügelspieler in der obersten Kategorie eingeordnet.
Zahlen sprechen für Olise
Olise dürfte das Schicksal der Kollegen wenig kümmern. Er verfügt über den Bonus einer Neuverpflichtung und hat die Rückendeckung der Bosse. Eberl betonte In Gelsenkirchen, dass Olise bereits nach nur einem halben Jahr bei Bayern ein „sehr, sehr guter Spieler“ sei, „der uns einfach guttut“.
Auch die kleine Delle in den vergangenen Spielen wischte der Sportvorstand beiseite: „Ich habe Michael nicht so kritisch gesehen. […] Dass ein Spieler auch mal eine Zeit hat, in der es vielleicht nicht so leicht von der Leber geht, sondern ein bisschen mehr mit Arbeit zu tun hat, ist normal".
Und noch ein weiterer Fakt lässt Olise besonders glänzen: Die nackten Zahlen sprechen für ihn. Nach seinem Doppelpack auf Schalke steht er bei neun Toren und sieben Vorlagen in 21 Pflichtspielen. Es ist die beste Bilanz aller bayerischen Flügelspieler.