Nach der enttäuschenden Auswärtsniederlage in München (0:1) steht Paris Saint-Germain für die französische Sportzeitung L‘Équipe „am Rande der Leere“. Drei Spieltage vor dem Ende der Ligaphase in der Champions League rangiert der französische Rekordmeister mit mageren vier Zählern auf dem Konto nur auf Platz 26 - und könnte durch Siege der Verfolger am Mittwochabend sogar noch weiter abrutschen.
PSG steht „am Rande der Leere“
Erwartungsgemäß groß ist die Kritik der französischen Presse. Doch die Playoffs (Platz 24) sind weiterhin in greifbarer Nähe, dafür müssen in den kommenden Duellen gegen kriselnde Salzburger und Citizens allerdings dringend Siege her, bevor Ende Januar das Finale gegen die derzeit von Verletzungen geplagten Stuttgarter ansteht.
Für die Mannschaft von Trainer Luis Enrique ist die derzeitige Saison schon jetzt eine große Enttäuschung. In der Liga stehen Ousmane Dembélé und Co. zwar ohne Niederlage an der Tabellenspitze, doch in der Königsklasse gingen sämtliche Top-Duelle gegen Arsenal (0:2), Atlético (1:2) und Bayern (0:1) verloren. Die bisherige Punkte-Ausbeute stammt aus dem knappen Sieg gegen Girona (1:0) und dem Remis gegen PSV (1:1).
„Schwächste PSG-Mannschaft“ seit Katar-Übernahme
Der ehemalige französische Nationalspieler und PSG-Profi Stéphane Dalmat bezeichnete die aktuelle Mannschaft bei Le Parisien als die „schwächste Mannschaft von PSG unter QSI“ und bezieht sich damit auf die Übernahme der katarische Investorengruppe Qatar Sports Investments (QSI) im Mai 2011. Seitdem war die Mannschaft des Hauptstadtklubs durchwegs mit Stars der Extraklasse bestückt, inzwischen gehören Kylian Mbappé, Lionel Messi und Neymar jedoch der Geschichte an.
Zugegeben: Auch mit den schillerndsten Fußballkünstlern hatte Paris auf internationaler Ebene immer wieder Schwierigkeiten, Langeweile kam auch dem Rasen aber nie auf. Bei Emmanuel Petit, französischer Welt- und Europameister, ist inzwischen genau das entstanden, wie er nach der Auswärtsniederlage in der Allianz Arena bei RMC erklärte.
„Fußball ist Emotion, und ich empfinde keine Emotion, wenn ich Paris Saint-Germain sehe. Es gibt nicht einen einzigen Spieler, der bei mir Emotionen auslöst. Selbst im kollektiven Ausdruck der Mannschaft langweile ich mich erheblich“, betonte der 54-Jährige, der sich nicht allzu zuversichtlich zeigte, dass sich an der Situation kurzfristig etwas ändern werde.
„Ich möchte wirklich daran glauben, ich möchte mir sagen, dass es irgendwann zu ihren Gunsten ausgehen wird, dass das Ding von Luis Enrique Gestalt annehmen wird, aber ich empfinde keine Emotionen“, sprach der Weltmeister von 1998, der sich nicht mehr für die Partien von PSG begeistern kann.
„Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht erfolgreich“
Dabei spielt die Mannschaft so desolat, wie es die Ergebnisse aussehen lassen, eigentlich nicht. „Ihr Spiel war ein Spiegelbild ihrer bisherigen Saison“, brachte es L‘Équipe nach der Niederlage in München treffend auf dem Punkt. Die Mannschaft ist “nicht wirklich schlecht, aber auch nicht erfolgreich.“
Die Zeitung vermisst die „Höhepunkte“. Es scheint, als wünsche man sich die spektakulären, aber international ebenso erfolglosen Zeiten unter Mbappé und Co. zurück.
Zunehmend gerät auch der Mann an der Seitenlinie in die Kritik. Enriques Wechsel auf der Torwart-Position von Gianluigi Donnarumma zu Matvey Safonov ging völlig nach hinten los, dazu ist keine spielerische Entwicklung zu erkennen, sondern eher Rückschritte. „Der Typ verunsichert seine Spieler“, kritisierte Journalist Daniel Riolo bei RMC nach der Partie. „Ist es die Idee von Luis Enrique, immer auf die gleiche Art und Weise zu spielen oder kann er etwas Neues schaffen, das den Gegner überrascht?“
„Die Situation ist ziemlich schrecklich“
„Wir sind von der Star-Phase, mit der wir nicht umgehen konnten, zu etwas anderem übergegangen, um uns jetzt in dieser Situation wiederzufinden. Das Problem ist, dass die Mittel die gleichen sind, mit Spielern, die übermäßig gut bezahlt werden, aber eine miserable Leistung erbringen“, erklärte Riolo die aktuelle Lage und machte unmissverständlich klar: „Die Situation ist ziemlich schrecklich.“
Nun hat PSG drei Endspiele, um sich aus dieser „schrecklichen Situation“ zu befreien. Stand jetzt liegt alles noch in der eigenen Hand, doch mehrere Fehltritte darf sich die Mannschaft nicht mehr leisten, sonst droht der Super-GAU - und eine lange Saison ohne internationale Duelle.