Pep Guardiola war gezeichnet. Mit Sorgenfalten auf der Stirn und einem Cut auf der Nase suchte der Startrainer von Manchester City nach Gründen für den nächsten Rückschlag des englischen Meisters. „Wir kassieren viele Gegentore, weil wir nicht stabil sind. Wir sind fragil und brauchen einen Sieg“, sagte Guardiola. Selbst eine Drei-Tore-Führung und ein Treffer von Ilkay Gündogan hatten die anhaltende City-Krise nicht beendet.
Guardiola blutet - und verstört
Statt des möglichen Befreiungsschlags setzte es beim 3:3 (3:0) gegen Feyenoord Rotterdam in der Champions League den nächsten herben Dämpfer. Dass City nach zuletzt fünf Pflichtspielniederlagen nacheinander zumindest die Pleitenserie beendete, war ein schwacher Trost.
Guardiola: „Ich möchte mir selbst Schaden zufügen“
Nach Toren von Erling Haaland (44., Foulelfmeter/53.) und Gündogan (50.) leitete Hadj Moussa nach einem groben Abwehrfehler von Josko Gvardiol die späte Wende ein (75.). Nach zwei weiteren Patzern in der City-Defensive sorgten Santiago Gimenez (82.) und David Hancko (89.) noch für eine Punkteteilung. Bis zum ersten Gegentor sei das Spiel „gut“ verlaufen, sagte Guardiola, „es war gut für unser Selbstvertrauen. Aber sobald etwas passiert, geraten wir in Schwierigkeiten.“
Die Folgen des frustrierenden Fiaskos für die Skyblues waren nach der Partie zudem wortwörtlich ader Haut von Guardiola erkennbar. Mit einem blutigen Kratzer auf der Nase und vielen weiteren auf dem Kopf erschien der Spanier nach dem Abpfiff auf der Pressekonferenz und weckte Fragen der anwesenden Medienvertreter.
„Es war mein Finger, mein Fingernagel“, so Guardiolas irritierend anmutende Erklärung, die er mit einer symbolisierenden Kratzbewegung noch unterstrich. „Ich möchte mir selbst Schaden zufügen. Gute Nacht“, führte der Trainer weiter aus und ließ die Medienvertreter verstört zurück.
Zuvor hatte der Routinier bereits bei Amazon Prime erklärt: „Wir haben in letzter Zeit viele Spiele verloren, wir sind anfällig. Ich weiß nicht, ob das mental bedingt ist. Das erste Tor darf nicht passieren und das zweite auch nicht. Danach haben wir vergessen, was passiert ist - wir wollten unbedingt gewinnen und gut spielen. Wir spielen gut, aber wir gewinnen keine Spiele.“
Negativlauf von historischem Ausmaß
Die Entwicklung der letzten Wochen ist denn auch bedenklich. Erstmals seit 1989 verspielte City eine Drei-Tore-Führung. In den vergangenen sechs Spielen kassierte Manchester zudem jeweils mindestens zwei Gegentore - das gab es zuletzt vor mehr als 60 Jahren (1963).
Und am kommenden Sonntag droht die Fortsetzung des Negativlaufs: Im Top-Spiel der Premier League reist City zum formstarken Tabellenführer FC Liverpool.