Wer war dieser Spieler, der da an der legendären Anfield Road im weißen Trikot mit der Nummer neun auf dem Rücken zum Elfmeterpunkt schritt - und was hat er mit Kylian Mbappé gemacht?
„Kläglicher" Mbappé von Presse zerpflückt
Der große Superstar, der mit so unglaublich großen Vorschusslorbeeren zu Real Madrid gekommen ist, erlebte am Mittwochabend bei der 0:2-Pleite gegen Liverpool ein persönliches Debakel. „Eine Nacht des Schreckens“, titelte die spanische Sportzeitung Marca und gab dem Franzosen die schlechteste Note aller Real-Akteure auf dem Platz.
Presse geht hart mit Mbappé ins Gericht
Carlos Carpio, stellvertretender Chefredakteur des Blattes, schrieb in seinem Kommentar, Mbappé sei „nicht mal mehr ein Schatten des Spielers, der er in den letzten Jahren war“ und machte eine Vertrauenskrise beim 25-Jährigen aus, der „als Fußballer nicht mehr wiederzuerkennen" sei.
Mbappés Elfmeter in der 61. Minute hätte die Wende bringen können. Nach einem Foul an Lucas Vázquez entschied Schiedsrichter Francois Letexier auf Strafstoß. Es wäre der Ausgleich für Real gewesen, doch Mbappé scheiterte an Liverpool-Keeper Caoimhin Kelleher.
„Dass der Weltmeister von 2018 relativ kläglich scheiterte, ist ein Spiegelbild seiner eher rumpeligen Anfangszeit“, schrieb das deutschsprachige Madrid-Portal Real total.
„In den gesamten 90 Minuten wirkte der Top-Transfer des Sommers ratlos, wenig fokussiert und schlichtweg nicht wie ein Spieler, der Real Madrid zurzeit helfen kann“, war dort weiter zu lesen. Am Ende blieb als Urteil nur „leider eine glatte Sechs“.
Ancelotti nimmt Real-Superstar in Schutz
Sein Trainer Carlo Ancelotti bemühte sich im Anschluss an die Partie, die Wogen zu glätten. „Er ist enttäuscht, das ist normal. Bei Stürmern ist es oft vorgekommen, dass sie mal negative Phasen haben, in denen der Ball nicht rein will“, erklärte der Italiener: „Es kann sein, dass ihm etwas das Selbstvertrauen fehlt. Wenn du in einer schlechten Phase bist, solltest du eher einfache Dinge versuchen, aber manchmal verkomplizierst du die Sachen. Die Medizin lautet Geduld.“
Die haben zum jetzigen Zeitpunkt offensichtlich auch seine Teamkollegen noch mit dem Angreifer, der in der Champions League bislang nur ein Saisontor vom ersten Spieltag gegen den VfB vorzuweisen hat.
„Kylians verschossener Elfmeter ist nicht der Grund, warum wir verloren haben. Wir waren als Kollektiv nicht gut genug, sie haben besser gespielt“, analysierte Jude Bellingham und zeigte sich gewiss, dass Mbappé „noch viele große Momente für diesen Verein schaffen wird“.
Auch Lucas Vázquez nahm den Unglücksraben des Abends in Schutz. „Wir haben ihn immer unterstützt, er ist ein großartiger Spieler. Wir sind sehr glücklich, dass er bei uns ist, wir sind begeistert. Er ist ein Weltklassespieler und er wird es zeigen“, versicherte der Spanier.
„Die große Enttäuschung einer Nacht, in der alle auf ihn warteten"
Doch die Zweifel wachsen. „Sie brauchten ihn, ohne Vinícius, ohne andere Spieler, Madrid brauchte ihn, sie brauchten ihn und er war träge. Das war sein Moment. Mbappé hätte sich heute steigern müssen, und das hat er nicht getan“, urteilte der ehemalige Real- und Liverpool-Spieler Steve McManaman nach der Partie.
Er prophezeite schon unmittelbar nach Abpfiff, dass die spanische Presse sowohl mit den Königlichen, die mit nur sechs Punkten aus fünf Spielen auf einem indiskutablen 24. Platz in der Tabelle liegen, sowie Mbappé „rücksichtslos“ umgehen werde.
Und als hätte es eines weiteren Beweises dessen bedurft, fasste die ausgerechnet die Barca-nahe Zeitung Mundo Deportivo Mbappés Abend scharf aber treffend zusammen: „Der Franzose war die große Enttäuschung einer Nacht, in der alle auf ihn warteten und er kläglich scheiterte.“