Mit gesenkten Köpfen trotteten Kylian Mbappé und Co. am Mittwochabend vom Rasen. Es war eine schmerzhafte Niederlage, die Real Madrid beim Spitzenreiter der Premier League einstecken musste. 0:2 unterlag der aktuelle Champions-League-Sieger an der Anfield Road dem FC Liverpool, der mit fünf Siegen aus fünf Spielen die Ligaphase der Königsklasse dominiert.
Es droht das Unvorstellbare
Eine durchaus beeindruckende Entwicklung, die die Reds seit dem Sommer genommen haben. Nach dem Trainerwechsel von Jürgen Klopp zu Arne Slot hatten nicht wenige Fußball-Experten Bedenken, dass der Niederländer die erfolgreichen Jahre der Reds fortführen könne. Mit einer bislang makellosen Champions-League-Saison und dem Platz an der Sonne in der Liga könnte der LFC jedoch kaum besser dastehen - eine Lage, in der man vor der Saison eigentlich Real Madrid vermutet hätte.
Real zittert um das Weiterkommen
Die Realität sieht für die Königlichen jedoch völlig anders aus, gar schon alarmierend. Mit sechs Punkten nach fünf Spielen findet sich Real gerade einmal auf dem 24. Platz der Champions-League-Ligaphase, der so eben noch für einen Platz in den Playoffs reichen würde. Dass der Anspruch des Titelverteidigers, der mit 15 Titeln unangefochtener Rekordchampion ist, ein völlig anderer ist, steht außer Frage.
„Die neue Champions League ist für den König von Europa zu einer Tortur geworden. Madrid steht am Rande des Abgrunds“, titelte die spanische Sportzeitung Marca nach der Real-Pleite in Liverpool. Mundo Deportivo schrieb von einem „europäischen Debakel, das alle beschämenden Aspekte der Mannschaft von Real Madrid aufzeigte".
Mbappé als Gesicht der Krise
Als Gesicht der Krise haben die Medien und User in den sozialen Netzwerken vor allem einen Namen in den Fokus gerückt: Kylian Mbappé, der im Sommer hochumjubelt ablösefrei von PSG nach Madrid gewechselt war und als fehlendes Puzzleteil der ohnehin schon fast unschlagbaren Mannschaft ausgemacht wurde.
Neun Tore in 18 Pflichtspielen konnte der Franzose seit seinem Wechsel verbuchen - keine Ausbeute, für die sich der Superstar verstecken müsste. Auffällig bislang ist aber, dass Mbappé noch nicht wirklich im Team angekommen zu sein scheint. In der Hoffnung, in ihm einen neuen Antreiber und Pfeiler der Real-Offensive verpflichtet zu haben, wirkt der 25-Jährige eher gehemmt und als Belastung für seine Mitspieler.
So auch in Liverpool, wo Mbappé wieder einmal blass blieb und wie ein isolierter Fremdkörper wirkte, der ein ganzes Team aus dem Takt bringt. In Liverpool gab er nur einen Schuss aufs Tor ab und verschoss zudem noch einen Elfmeter. „Eine Nacht des Schreckens“, titelte die Marca, selbst ein X-Account von San Marino - wenn auch nicht der offizielle, sondern nur ein Fan-Account - machte sich über den Abend des Franzosen lustig.
Real-Coach Carlo Ancelotti nahm seinen Schützling nach dem Spiel in Schutz: „Bei Stürmern ist es oft vorgekommen, dass sie mal negative Phasen haben, in denen der Ball nicht rein will. Kann sein, dass ihm etwas das Selbstvertrauen fehlt. Die Medizin lautet Geduld.“ Doch gerade die Geduld neigt sich bei vielen Fans der Königlichen dem Ende entgegen.
Verletzungspech reißt nicht ab
Kylian Mbappé alleinig die Hauptschuld für die aktuelle Misere in die Schuhe zu schieben, wäre jedoch vermessen. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Galaktischen seit Beginn der Saison von großem Verletzungspech heimgesucht werden.
Neben den Langzeitverletzten David Alaba, Dani Carvajal und erneut Eder Militao (allesamt Kreuzbandriss) fehlten gegen Liverpool auch Rodrygo (Muskelverletzung) und Aurélien Tchouaméni (verstauchter Knöchel). Superstar Vinícius Junior verpasste das Duell ebenfalls mit einer Muskelverletzung und wird wohl noch bis Mitte Dezember fehlen. Im Spiel an der Anfield Road verletzte sich schließlich auch noch Allrounder Eduardo Camavinga, der zwei bis drei Wochen ausfallen wird.
Ancelotti mit Final-Ansage
Es zwickt auf fast allen Positionen im Team von Carlo Ancelotti, der weiter zuversichtlich ist, im Sommer 2025 auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken zu können. In der spanischen Sportsendung El Larguero berichtete der italienische Journalist Alberto Cerrutti von einer besonderen Nachricht Ancelottis: „Sag ihnen, dass Real Madrid im Finale in München stehen wird“, hatte Reals Trainer-Legende Cerrutti angekündigt.
Für Ancelotti ist es aller Voraussicht nach seine letzte Saison an der Seitenlinie von Real Madrid. Der Vertrag des Italieners läuft zwar erst im Sommer 2026 aus, dennoch soll es bereits 2025 zu einer Ablösung kommen. Mit Xabi Alonso, Klub-Legende und aktueller Cheftrainer von Bayer Leverkusen, soll Real bereits einen Nachfolger auserkoren haben.
Bis Ende Januar 2025 gilt es für Real zunächst erst einmal, das Unvorstellbare in der Champions League anzuwenden und mindestens die Playoffs zu erreichen. Mit zwei Auswärtsspielen bei Atalanta Bergamo (Platz 5) und Stade Brest (Platz 11) wird die Aufgabe alles andere als einfach, im Heimspiel gegen RB Salzburg (Platz 32) ist ein Sieg Pflicht.