Fünf Monate liegt der emotionale letzte Tanz von Jürgen Klopp als Trainer des FC Liverpool bereits zurück. Nach beinahe neun Jahren Klopp-Fußball an der Anfield Road wollte der 57-Jährige seinem Nachfolger die besten Voraussetzungen überlassen und stimmte bei seinem Abschied ein entsprechendes Lied an. „Arne Slot, na, na, na na“, hallte es zur Melodie von Opus‘ „Live is Life“ von den Rängen.
Liverpool schreibt Geschichte
Inzwischen hat Klopp durch seinen neuen Job als Global Head of Soccer bei Red Bull die Gemüter vieler Fans gespalten, während der neue Reds-Coach Slot eine historische Serie feierte.
Im Duell zwischen Klopps ehemaliger Liebe und RB Leipzig, ein Klub seines künftigen Arbeitgebers, fuhr Slot am Mittwochabend den dritten Sieg im dritten Spiel der laufenden Champions-League-Saison ein (1:0) und katapultierte Liverpool auf Platz zwei der Tabelle.
Einzig Ligakonkurrent Aston Villa konnte ebenfalls alle Spiele in der Königsklasse für sich entscheiden und befindet sich damit noch vor dem LFC.
Slot und Liverpool mit historischem Saisonstart
Der umkämpfte Sieg bei den Sachsen bescherte Liverpool in seiner 132-jährigen Vereinshistorie gleich zwei neue Rekorde und sorgte dafür, dass Slot neben Klopp auch Klublegende Sir Kenny Dalglish übertraf.
Unter Slot gewannen die Reds erstmals in der Historie des Klubs alle sechs Auswärtsspiele der bisherigen Saison und konnten zudem erstmalig aus den ersten zwölf Pflichtspielen wettbewerbsübergreifend elf Siege einfahren.
Damit sind die Reds auch in der Premier League das Maß aller Dinge und stehen mit 21 Punkten, sowie 15:3 Toren, vor Manchester City und dem FC Arsenal an der Tabellenspitze. Die einzige Niederlage setzte es am 14. September im Heimspiel gegen Nottingham Forest (0:1).
Slot: „Andere Dinge sind schöner als Rekorde“
„Ich glaube, ich habe bereits gesagt, dass wir stolz sein sollten, weil so viele großartige Mannschaften dieses Trikot getragen haben und so viele großartige Spieler in diesem Verein waren. Etwas zu erreichen, was vorher nicht erreicht wurde, ist bei einem großen Verein wie diesem fast unmöglich“, zeigte sich Slot nach dem Spiel gegen Leipzig stolz.
Dennoch liege der Fokus des Niederländers nicht auf Einträgen die Geschichtsbücher. „Es ist immer schön, ihn zu erreichen, aber wie ich schon über andere Rekorde sagte: Rekorde sind schön, aber andere Dinge sind schöner als Rekorde, und Sie wissen, was ich damit meine – Trophäen“, erklärte Slot seine Ambitionen.
Titel konnte der 46-Jährige schon vor seinem Amtsantritt im Sommer verbuchen. Während seiner dreijährigen Amtszeit bei Feyenoord Rotterdam wurde Slot 2023 Meister in der niederländischen Eredivisie, ein Jahr später gewann der Klub auch den Pokal. Zuvor trainierte Slot in seinem Heimatland auch den AZ Alkmaar und den SC Cambuur Leeuwarden.
„Die Leistungen sind noch nicht da“, hatte Slot zudem schon vor dem Anpfiff am Mittwoch erklärt und damit trotz des phänomenalen Saisonstarts seine hohen Ansprüche verdeutlicht.
Der Spielverlauf sollte ihm zunächst recht geben, zumal sich Leipzig in der Anfangsphase mehrere Chancen herausspielen konnte. So ließ Benjamin Sesko in der Anfangsphase einen wilden Ausflug von LFC-Torhüter Caoimhin Kelleher, der den verletzten Allison vertrat, unbestraft und den vermeintlichen Führungstreffer durch Leipzigs Lois Openda konnte nur eine Abseitsstellung verhindern.
Nach dem einzigen Treffer des Spiels durch Darwin Núnez (27.) konnte Liverpool das Duell jedoch früh zu seinen Gunsten entscheiden und ließ in der Folge selbst einige vielversprechende Szenen aus, bei denen sich Leipzig besonders auf Schlussmann Péter Gulácsi verlassen konnte.
„Genau das, was ich sehen möchte“
„Wenn man auswärts gegen eine gute Mannschaft spielt, eine große Mannschaft, dann gibt es immer Momente im Spiel, und sie werden auch einige Momente haben“, meinte Slot nach dem Abpfiff.
Weiter sagte er: „So wie ich dieses Spiel gesehen habe, hatten wir einen großen Teil des Spiels die totale Dominanz, wie in allen anderen Spielen außer gegen Chelsea. Ich bin überhaupt nicht besorgt über dieses Spiel. Nach dem Chelsea-Spiel war ich etwas besorgter, aber das ist genau das, was ich sehen möchte.“
Die Mannschaft spiele mit viel mehr Ballbesitz, was das Mittelfeld entlaste. „Viele, viele Male haben wir durch ihr Pressing gespielt und ihr Mittelfeld geöffnet und einen Angriff gestartet, der zum ersten Tor geführt hat, und es gab noch mehr Chancen, mehr als ein paar“, resümierte Slot und führte aus: „Am Ende ist es schade, dass du immer noch deine beiden Innenverteidiger brauchst, um so ein großes Spiel zu machen und deinen Torwart, um zwei große Paraden zu machen. Ein Spiel wie dieses hätten wir nach 60 oder 70 Minuten für uns entscheiden müssen.“
Lob für den Trainer gab es nach der Partie auch aus der Mannschaft. „Er muss einfach weitermachen, uns weiter verbessern, immer wieder zeigen, was er von uns will, und Spaß daran haben - und ich denke, das zeigen wir auf dem Platz. Aber die Saison ist so lang. Wir werden bescheiden bleiben und weitermachen“, versicherte Abwehrchef Virgil van Dijk.
Liverpool bereitet sich auf Premier-League-Kracher vor
Schon am Sonntag steht für Liverpool das nächste Spitzenspiel an. In der Liga will Slot mit seiner Mannschaft dann die hundertprozentige Siegquote in Auswärtsspielen beim Tabellendritten Arsenal aufrechterhalten (ab 17.30 Uhr im LIVETICKER).
Entsprechende Vorkehrungen traf Slot gegen Leipzig schon in der 63. Spielminute mit der Auswechslung von Mohamed Salah für Luis Díaz.
„Wir haben jetzt einige Verletzungen, also muss ich mich gut um die Spieler kümmern, die viel gespielt haben, und Mo ist einer von ihnen, und am Sonntag steht wieder ein großes Spiel an. Also muss ich so viele Spieler wie möglich für die nächsten harten Wochen und die kommenden harten Monate einsetzen, damit sie alle bereit sind zu spielen“, erklärte der 46-Jährige.