27 Punkte nach zehn Spielen. Dass der FC Barcelona einen hervorragenden Start in die neue LaLiga-Saison hingelegt hat und vor Real Madrid an der Spitze thront, schreiben viele auch dem neuen Trainer zu: Hansi Flick.
Barcelona „in Flick verliebt“
Nach dem peinlichen WM-Aus mit der Nationalmannschaft und der Entlassung im September 2023 war Flicks Ruf angekratzt. Die glorreiche Triple-Zeit beim FC Bayern schien vergessen. In Spanien von dieser negativen Grundstimmung nun überhaupt nichts mehr zu spüren.
„Die Menschen hier haben sich in Hansi Flick verliebt - und nicht nur die Menschen allgemein in Barcelona, sondern vor allem auch die Fans, die Spieler und die Mitglieder des Vereins, angefangen bei Präsident Joan Laporta. Alle sind von ihm begeistert“, berichtet die spanische Sportjournalistin Helena Condis im Gespräch mit SPORT1.
Flick werde nach knapp vier Monaten bei den Katalanen nicht nur wegen der Ergebnisse gefeiert, sondern auch für „den Fußball, den er spielen lässt“. Der neue Coach sei „hervorragend in Barcelona angekommen“, stellt Condis klar.
„Flicks Ideen greifen, die Freude ist zurück“
33 Tore erzielte Barca in der Liga bereits - zwölf mehr als Kylian Mbappé und Vinícius Júnior mit Real Madrid. Es ist sogar der beste Wert aller Klubs in den Top-5-Ligen. Condis zufolge ist Flicks „fußballerische Idee sehr ähnlich zu der aus seiner Zeit beim FC Bayern“, als er den FCB an die Spitze Europas führte. „Der Gegner wird hoch angelaufen und in Ballbesitz wird nicht zu viel Zeit mit unnötigem Ballgeschiebe verloren, sondern das Ziel ist es, direkt nach vorne zu spielen.“ Vertikalität ist das Stichwort.
„Natürlich geht es auch um Ballbesitz und Spielkontrolle, aber nicht einfach nur, um eben den Ball zu haben, sondern um mit dem Ball schnellstmöglich ins Angriffsspiel zu kommen“, beschreibt Condis den Flick-Fußball. Die größte Neuerung hierbei sei die Art und Weise, wie Barca mit einer sehr hohen Verteidigungslinie verteidige. „Flicks Ideen greifen.“
Flick profitiere dabei auch davon, dass er vom Klub und den Fans auf Anhieb Rückendeckung und Wärme erhalten hat. „Im Verein wurde er mit offenen Armen empfangen, von den Fans wie auch vom Präsidenten. Eine besondere Art der Wertschätzung: „Alle sagen, dass er die beste Verpflichtung des Sommers war“ - also auch wichtiger als 55-Millionen-Mann Dani Olmo. Auf dem Platz und auf der Tribüne zeige sich, „wie sehr er hier gemocht wird. Die Menschen haben wieder Spaß an diesem Barca. Ich glaube, dass er ein Stück weit die Freude und die Leichtigkeit in die Kabine, in die Mannschaft und auch bei den Fans zurückgebracht hat.“
Auf Flick wartet die „Bestia Negra“
Ein weiterer Pluspunkt: Flick habe sich bereits „sehr gut integriert, kennt einige typische Restaurants in der Stadt und wirkt wie jemand, der hierhergehört. Während einige Spieler eher etwas außerhalb wohnen, hat er sich entschieden, in die Stadt zu ziehen“, erklärt Condis. Dem 51-Jährigen gelinge es, das Beste aus jedem einzelnen Spieler zum Vorschein zu bringen. Namentlich erwähnt Condis nicht nur die Youngster Marc Casadó und den verletzten Marc Bernal, sondern auch einen Starspieler „Wir sehen auch wieder den besten Robert Lewandowski, der in der vergangenen Saison weit unter den Erwartungen zurückgeblieben war.
Trotz des positiven Saisonstarts wird Flick vor allem daran gemessen werden, wie er und sein Team in Top-Spielen performen. Am Mittwochabend kommt es zum Champions-League-Kracher gegen den FC Bayern (21 Uhr im Liveticker) und damit einem Spiel, das den Fans „wirklich sehr wichtig“ sei.
Der Grund: Die Münchner stellen in der Königsklasse weiterhin „die Bestia Negra für Barca“ dar. Die Katalanen haben zuletzt sechs Duelle in Serie verloren - viermal in Folge sogar ohne eigenes Tor. „Deshalb wird das Spiel eine große Prüfung und ein erster echter Härtetest für Hansi Flick“, weiß auch Condis.
„Bayern ist ein sehr furchteinflößender Gegner, der natürlich schon Sorgen bereitet. Aber die Fans hoffen, dass Barca die bösen Geister der Champions League vertreiben kann - und natürlich vor allem auch die schlechten Erinnerungen gegen Bayern.“