Dass Torhüter Gregor Kobel beim 3:0-Sieg in Brügge in der Champions League lange Zeit der beste Mann von Borussia Dortmund auf dem Platz war, ist Ausdruck der über lange Zeit harmlosen Offensive. Zwar legte der BVB los wie die Feuerwehr, doch dann wachten die Belgier nach rund 15 Minuten auf und waren die klar gefährlichere Mannschaft. Vorne wollte dem BVB lange Zeit überhaupt nichts einfallen, sodass das Ergebnis in der Höhe etwas schmeichelhaft ausfällt.
Riesiges Gefälle im BVB-Team
Es ist viel Luft nach oben - auch, weil einer der besten Dortmunder der vergangenen Spielzeit einfach nicht in Tritt kommt. Am Ende ist es wieder die Einzelaktion ihres Youngsters, der den Unterschied macht. Zudem feierte der Dortmunder Königstransfer sein Debüt. Die SPORT1-Einzelkritik:
GREGOR KOBEL: Lange Zeit bester Dortmunder an diesem Abend. Konnte sich mehrmals auszeichnen. War hellwach bei der ersten Brügge-Ecke, als er beim Chancenreigen der Belgier glänzend gegen Onyedika parierte (12. Spielminute). Darf sich in dieser Situation aber auch beim Querbalken bedanken. Fing einige Flanken sicher ab und machte in der 37. die kurze Ecke bei einem Olsen-Schuss zu. Später lenkte er einen Abschluss von Olsen gerade so am Pfosten vorbei (63.). SPORT1-Note: 1
BVB-Abwehr mit Licht und Schatten
JULIAN RYERSON: In den Zweikämpfen gewohnt giftig. Stand oft enorm hoch und schaltete sich wie Bensebaini auf der anderen Seite immer wieder offensiv mit ein. Seine gefährlichste Aktion: eine butterweiche Flanke auf Malen, der den Ball zu Beginn knapp neben das Tor setzte (5.). SPORT1-Note: 3
NICO SCHLOTTERBECK: Hatte die meisten Ballkontakte auf dem Platz (140). Spielte gleich zu Beginn mehrere starke Diagonalbälle auf Ryerson und Bensebaini. Einer segelte dabei ins Aus (31.). War an einer kniffligen Situation beteiligt, als er Tzolis als letzter Mann im eigenen Strafraum blockte. Völlig zurecht aber kein Elfmeter. Wechselte nach der Einwechslung von Anton auf die linke Außenverteidigerposition. Agierte auch hier fehlerlos. SPORT1-Note: 3
NIKLAS SÜLE: Beeindruckende Passquote: 112 seiner 113 gespielten Pässe fanden den Weg zu einem Mitspieler – Bestwert! Lief gleich zu Beginn einen Steckpass ab (2.). Ließ Tzolis bei einem Gegenstoß einfach laufen (32.). Sonst ohne Fehler im Defensivverhalten und völlig unaufgeregt - auch wenn es mal brenzliger wurde. SPORT1-Note: 3
RAMY BENSEBAINI: Klärte in der zwölften Minute eine Brügge-Flanke etwas leichtfertig und unbedrängt zur Ecke. In der Folge kam Brügge zu mehreren exzellenten Möglichkeiten. Einmal rettete Kobel, ein anderes Mal die Latte. Hatte mit dem schnellen Olsen mehrmals Probleme. Nach vorne aber mit einigen gefährlichen Aktionen und einigen guten Dribblings. Sein positiver Trend hält an. SPORT1-Note: 3
Rätselhafter Auftritt von Sabitzer
PASCAL GROSS (bis 68.): Ließ sich im Spielaufbau oft in eine Dreierkette neben Schlotterbeck und Süle fallen und gab den Takt und das Tempo im Dortmunder Spiel vor. Aber auch ihm fehlten an diesem Abend die zündenden Ideen. Wohl der bis hierhin schwächste Auftritt des neuen Mittelfeld-Chefs. SPORT1-Note: 4
EMRE CAN: Aggressiv in den Zweikämpfen. Des Öfteren am Rande des Erlaubten. Bekam das Mittelfeld aber nicht komplett dicht. Bereitete die Führung von Gittens vor (76.). Überließ als etatmäßiger Elfmeterschütze Guirassy den Ball. SPORT1-Note: 3
MARCEL SABITZER (bis 68.): Kommt weiterhin nicht so richtig in Fahrt. War in Tornähe oft am Ball, der letzte Pass fand allerdings nie einen Weg. Scheint sich auf der offensiven, halbrechten Position im BVB-Trikot nicht so wirklich wohlzufühlen. Ließ sowohl bei seinem versuchten Lupfer über den herausgeeilten Mignolet (51.) als auch bei seinem Freistoß aus bester Position (55.) Genauigkeit vermissen. Wurde folgerichtig nach gut einer Stunde ausgewechselt. SPORT1-Note: 5
Brandt gelingt herzlich wenig
JULIAN BRANDT: Eine unauffällige Partie der Nummer Zehn. Viel wollte bei ihm nicht klappen. Mit einigen, für ihn ungewöhnlichen, einfachen Abspielfehlern. Nahm nach der Auswechslung von Sabitzer die halbrechte offensive Position ein. SPORT1-Note: 5
KARIM ADEYEMI (bis 87.): Einen Distanzschuss entschärfte Mignolet (7.). Sein Flanken-Durchbruch kam nicht zum Mann (44.). Das Selbstbewusstsein der letzten Spiele war erkennbar. Er traute sich offensiv viel zu. Oftmals agierte er aber glücklos und ohne die entscheidende Idee. SPORT1-Note: 4
DONYELL MALEN (bis 59.): Begann in der Sturmspitze und hatte die erste Riesen-Chance des Spiels. Seine Direktabnahme aus fünf Metern und spitzem Winkel ging aber per Aufsetzer knapp am Brügge-Kasten vorbei (5.). Seinen Schuss aus der Drehung entschärfte Mignolet (16.). Bot sich oft an, richtig gefährlich wurde er aber in der Folge allerdings nicht mehr und hing größtenteils in der Luft. SPORT1-Note: 4
Ab 59. SERHOU GUIRASSY: Kam für Malen in die Partie. Auch ihm gelang fast nichts mehr. Vertändelte in aussichtsreicher Position den Ball leichtfertig. Holte nach Ablauf der regulären Spielzeit einen Elfmeter heraus. Der Königstransfer übernahm selbst Verantwortung und verwandelte per Lupfer in die Mitte eiskalt zum 3:0-Endstand - sein Debüt-Tor für den BVB. SPORT1-Note: 2,5
Gittens empfiehlt sich für mehr
Ab 59. WALDEMAR ANTON: Kam nach rund einer Stunde ins Spiel und nahm den Platz neben Süle in der Innenverteidigung ein. Fügte sich nahtlos ein und agierte gewohnt sicher und zweikampfstark. SPORT1-Note: 2
Ab 68. FELIX NMECHA: Gab dem BVB-Spiel Sicherheit. Jeder seiner Pässe fand einen Mitspieler. SPORT1-Note: 3
Ab 68. JAMIE GITTENS: Der Youngster erlöst – wie schon gegen Frankfurt – den BVB. Mit zwei Einzelaktionen macht er mal wieder den Unterschied. Bei beiden Toren zieht er von seiner rechten Seite in die Mitte und schließt ab. Beim ersten Treffer hatte er noch Glück, dass der Ball über Umwege im Tor landete. Beim zweiten blitzte seine ganze Klasse auf: trickreich auf engstem Raum und abschlussstark. Ein Startelfeinsatz gegen Stuttgart müsste ihm sicher sein. SPORT1-Note: 1
Ab 87. YAN COUTO: SPORT1-Note: Ohne Bewertung.