Die Vereinskarriere von Toni Kroos endet an einem Punkt, von dem die meisten Spieler nur träumen können - dem Finale der Champions League. Wie emotional der Abend in London für den Anhang des Real-Stars wird, deutete sich bereits beim letzten Heimspiel für die Königlichen in der Liga an.
Die Angst vor dem letzten Moment
0:0 endete das sportlich bedeutungslose Spiel gegen Betis am vergangenen Wochenende. Stattdessen drehte sich alles um Kroos. „Ich möchte nicht an diesen Tag denken. Schon seit Wochen fange ich an zu heulen, sobald ich daran denke. Ich bin froh, wenn ich es hinter mir habe“, erzählte Jessica Kroos, die Ehefrau des Real-Stars, in dessen Podcast Einfach mal Luppen.
Weiter sagte sie: „Ich sitze da oben, Toni sieht mich nicht. Von daher kann ich dort oben vor mich hin heulen, ohne dass er es sieht.“
Unabhängig vom Ausgang der Partie werde man sie nach dem Spiel wohl auch nicht auf dem Rasen sehen. „Das mache ich nicht, kann ich nicht und will ich nicht. Ich habe zu Toni schon gesagt, ich würde am liebsten zu Hause bleiben – alleine“, sagte die Mutter der drei gemeinsamen Kinder.
Kroos-Erfolg keine Selbstverständlichkeit
Es sollte anders kommen: Als Kroos kurz vor Spielende vom Feld genommen wurde, hatte sich Jessica mit den Kindern Amelie, Fin und Leon bereits am Spielfeldrand platziert. Konnte er seine Tränen während der Standing Ovations der Zuschauer und der herzlichen Umarmung der Zuschauer noch zurückhalten, war er kurz darauf um ihn geschehen. „Ich war ziemlich stark, bis ich meine Kinder sah“, sagte er. Amelie weinte hemmungslos in den Armen des Vaters.
22 Titel, 464 Pflichtspiele, 28 Tore, 98 Vorlagen sind es bisher, eine Partie und womöglich ein Titel werden am Samstagabend noch dazu kommen. Eine unfassbare Bilanz für den Spieler mit der Nummer 8, der sich vor zehn Jahren den Königlichen anschloss.
- zehn Jahre prägte der gebürtige Greifswalder das Spiel der Königlichen. „Es ist notwendig, Titel zu gewinnen, und ich bin der richtige Mann“, hatte Kroos bei seiner Vorstellung 2014 angekündigt - und er hielt Wort.
Kroos-Berater bei letztem Heimspiel „kotzschlecht“
„Mir ist kotzschlecht, wenn ich ehrlich bin, eine Mischung aus Traurigkeit und großem Stolz“, erklärte Kroos-Berater Volker Struth auf der Tribüne des Madrider Fußballtempels. „Ich weiß gar nicht, wo diese zehn Jahre geblieben sind, aber das Schöne ist, was in diesen Jahren passiert ist. Das ist unbeschreiblich.“
„Auf diesem Niveau aufzuhören“ bezeichnete der langjährige Vertraute von Kroos als etwas ganz Besonderes. Allerdings sei es ein Problem, dass der Mittelfeldspieler für ihn „aktuell zu den fünf bis sechs besten Spielern auf der Welt gehört. Das macht es schwer.“
Dass Kroos dem internationalen Druck bei Real Madrid für zehn Jahre standhalten konnte, sei laut Struth ebenfalls keine Selbstverständlichkeit.
„Was für eine Wertschätzung, Anerkennung und Liebe. Es haben auch schon andere erleben dürfen oder müssen, wie brutal das auch sein kann, wenn du hier nicht funktionierst. Er hat es vom ersten Tag an gemacht. Das ist einfach ein Märchen“, befand der Spielerberater.
Auch für Bruder Felix Kroos schließe sich durch den Abschied von den Real-Anhängern ein Kreis. „Ich war schon bei der Präsentation unten auf dem Rasen. Ich habe daneben gestanden, wie er das erste Mal vor den Leuten den Ball jongliert hat. Damals waren es nur 15.000.“ Gegen Betis war das Stadion selbstverständlich bis auf den letzten Platz gefüllt.
Kroos: „Hatte mich im Griff, bis ich meine Kinder gesehen habe“
Nach dem Spiel wurden auf dem Rasen Bilder mit sämtlichen Trophäen geschossen. Neben Real-Präsident Florentino Pérez war auch Opa Kroos dabei und ließ sich stolz mit seinem weltberühmten Enkel ablichten.
Und Toni Kroos selbst? Der ließ den Abend auf sich wirken und wendete sich am Morgen danach nochmal ausführlich an seine Podcast-Gemeinde: „Das war speziell, lecko mio! Wenn ich mir hätte wünschen dürfen, wie das zu Ende geht, hätte ich das genauso aufgeschrieben, wie es war. Ich hatte einfach nur Spaß und hatte mich im Griff, bis ich meine Kinder gesehen habe.“
Gut möglich, dass es in Wembley gegen den BVB (21.00 Uhr im LIVETICKER) ähnlich emotional wird. Bei Kroos‘ letztem Pflichtspiel für Real Madrid.