Borussia Dortmund verliert das größte Spiel der vergangenen Jahre und gewinnt doch so einiges: Die Sympathien und Wertschätzung nach dieser beeindruckenden und leidenschaftlichen Vorstellung des Underdogs gegen das schier übermächtige Real Madrid sind ihnen gewiss. Doch viel wichtiger als die Anerkennung von außen wiegt die Gewissheit über das eigene Leistungsvermögen.
BVB verliert - und gewinnt trotzdem
BVB gewinnt DNA zurück
Je länger die Saison dauerte und je ernster es, gerade in der Königsklasse wurde, desto mehr rückte die Mannschaft zusammen. Dass diese Entwicklung unter Edin Terzic, der vor Weihnachten noch kurz vor dem Aus stand, gelang, kann dem Fußballlehrer nicht hoch genug angerechnet werden. Gerade an den Dienstag- und Mittwochabenden gingen die Spieler füreinander durchs Feuer, opferten sich für den Nebenmann auf.
Dieser Misserfolg wird daran nichts ändern - im Gegenteil. Das Spiel in Wembley wird dazu beitragen, dass der Schulterschluss noch enger wird. Genau das, was den BVB, neben einer begeisternden Spielweise, in den erfolgreichsten Jahren immer ausgezeichnet hatte und für was der Verein immer stehen wollte. Nach dem Motto: in guten wie in schlechten Zeiten.
Borussia Dortmund gewinnt somit auch ein Stück weit seine DNA zurück.
Champions League darf keine Nebelkerze sein
Dieses erneut traumatische Erlebnis kann dem Team für die nächste Saison einen Ruck geben und zu einem Aufschwung beitragen. Denn anders als im Bundesliga-Saisonfinale vor einem Jahr gegen Mainz 05 kann der BVB aus dieser Niederlage Kraft ziehen. Doch der BVB muss schleunigst Konstanz in seine Leistungen bringen. Die enorm instabilen, für alle Beteiligten unerklärlichen Schwankungen müssen verschwinden.
Allein darauf zu vertrauen, dass jeder einzelne in den Königsklassen-Abenden über sich hinauswächst, wäre vermessen. Das dortige Abschneiden darf keine Nebelkerze sein und über die ganzheitliche Leistung der Saison hinwegtäuschen. Der Alltag Bundesliga war nämlich alles andere als glanzvoll und überzeugend. Es braucht eine schonungslose Analyse.
Viel Arbeit für BVB-Führungstrio
Es kommt viel Arbeit auf die zum Teil neuen Verantwortlichen um Geschäftsführer Lars Ricken, Kaderplaner Sven Mislintat und Sportdirektor Sebastian Kehl zu. Gerade, weil Identifikationsfiguren wie Marco Reus und womöglich Mats Hummels den Verein verlassen. Doch der große Kern bleibt zusammen.
Die überaus herausfordernde Aufgabe wird es dennoch sein, die Truppe in nahezu jedem Mannschaftsteil zu verstärken. Ein Umbruch ist unausweichlich.
Das Abschneiden in der Königsklasse dürfte nicht nur aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten dabei helfen. Denn obwohl die Dortmunder das Finale auf bittere Art und Weise verloren haben, hat der BVB dennoch einiges gewonnen.