Liegt ein Fluch auf gegnerischen Torhütern, wenn es gegen Real Madrid geht? Die Statistiken des Datendienstleisters Opta legen es zumindest nahe. Denn: Von unglaublichen 25 Torwart-Fehlern des profitierte Real Madrid bislang in der Champions League, seit die Werte seit der Saison 2007/2008 erfasst werden.
„Fluch“: Kobel das nächste Opfer?
Zuletzt konnten sich die Königlichen im Halbfinalrückspiel gegen den FC Bayern beim zuvor überragenden Manuel Neuer bedanken. Dieser ließ einen eigentlich harmlosen Schuss von Vinícius Jr. abklatschen. Joselu traf zum Ausgleich, die Partie sollte noch komplett kippen.
Der Vorsprung Reals auf die „Verfolger“ ist enorm: Es folgen Manchester United, der FC Barcelona und FC Liverpool mit zwölf Toren nach Fehlern des gegnerischen Keepers - danach PSG und Bayern mit elf Treffern.
Woran könnte das liegen? Real-Verteidiger Dani Carvajal, der mit sechs Champions-League-Titeln mit Gento gleichziehen könnte, hat eine Vermutung: „Wir flößen dem Gegner Angst ein, wir machen ihm Angst“.
Real-“Fluch“: „Nicht greifbare Vektoren“
Neben Neuer sind mit Alisson Becker, Édouard Mendy, Gianluigi Donnarumma oder André Onana weitere Starkeeper dabei, die gegen Los Blancos gepatzt haben.
Der ehemalige Keeper Emilio Alvarez, unter anderem in der Jugend im Kasten von Real Madrid, spricht in der AS von „nicht greifbaren Vektoren“, die „die Verantwortung und die Spannung, mit der man an das Spiel herangeht, erhöhen“.
Ex-Torwart Marcos Abad meinte: „Die Mannschaft selbst, nicht nur der Torhüter, fängt an zu denken, wenn sie gegen Madrid spielt. Ich habe PSG live gesehen und Spieler wie Neymar, Messi und Mbappé wurden klein. Nicht nur Donnarumma, sondern auch sie.“
Es scheint aber auch eine psychologische Erklärung zu geben. „Wenn ein Bayern-Spieler nach dem Gegentor glaubte: ‚Wir könnten verlieren. Es ist Real Madrid‘ oder ‚Sie werden es wieder tun‘, könnte dieser Glaube dazu führen, dass er sich für den Rest des Spiels ängstlich und unsicher fühlt, was sich negativ auf seine Leistung auswirkt - und dazu führen könnte, dass er tatsächlich versagt“, analysierte María Eugenia Ventura, Psychologin und Sporttrainerin.
Kobel mit starken Daten
Wie sieht es nun beim BVB aus? Torwart Gregor Kobel war zumindest statistisch gesehen der beste Keeper des Wettbewerbs. Seine 42 Paraden in elf Spielen sind beispiellos, gegen Atlético Madrid und PSG war er ein sicherer Rückhalt.
Kobel hat nur sieben Gegentore kassiert, mit einer Erfolgsquote von 84 Prozent (42/50). Laut der erwarteten Gegentore (xGA) schneidet er sieben Gegentore besser ab, als rechnerisch ermittelt wurden.