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Abschied von Toni Kroos: Fast schon lächerlich - Ein Kommentar

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Abschied von Toni Kroos: Fast schon lächerlich - Ein Kommentar

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Fast schon lächerlich

Toni Kroos bestreitet im Champions-League-Finale gegen den BVB sein letztes Spiel für Real Madrid. Wie perfekt sich dabei alles fügt, lässt einen beinahe kopfschüttelnd zurück. Ein Kommentar.
Toni Kroos gelang mit dem sechsten CL-Titel der krönende Abschluss seiner Vereinskarriere bei Real Madrid. Trainer Carlo Ancelotti werde die Vereinslegende vermissen und sprach dieser seinen Dank aus.
Toni Kroos bestreitet im Champions-League-Finale gegen den BVB sein letztes Spiel für Real Madrid. Wie perfekt sich dabei alles fügt, lässt einen beinahe kopfschüttelnd zurück. Ein Kommentar.

Einen märchenhaften, mindestens grenzwertig kitschigen Abschied eines großen deutschen Fußballers musste es am Samstagabend im Wembley-Stadion ja geben, so viel hatte bereits vor dem Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid festgestanden.

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Dass der krönende Abschluss Toni Kroos im letzten Profispiel als Vereinsfußballer und nicht Marco Reus in dessen letztem BVB-Auftritt vorbehalten war, durfte nicht überraschen. Wie typisch und ganz und gar kroos-artig dieser letztlich zustande kam, war allerdings fast schon lächerlich.

108 Ballaktionen gesammelt, 92 von 95 Pässen (97 Prozent) zum Mitspieler gebracht, zahlreiche gefährliche Standards geschlagen - und damit unter anderem das vorentscheidende 1:0 durch Dani Carvajal nach einem Eckball vorbereitet. Toni Kroos, wie er leibt und lebt, eine letzte Masterclass im Trikot der Königlichen.

Der Riese taumelte

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es hätte auch ganz anders kommen können, denn Real wankte vor der Halbzeit bedenklich - Kroos eingeschlossen. In diese Phase fiel auch der verheerendste und zugleich untypischste seiner drei Fehlpässe des Abends: Er passte den Ball im Spielaufbau genau in die Füße von Karim Adeyemi, Sekunden später musste Real-Keeper Thibaut Courtois einen gefährlichen Distanzschuss von Marcel Sabitzer parieren.

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Der Auftritt der ersten 45 Minuten war nicht das leicht kokettierende, dabei den Gegner in Sicherheit wiegende Spiel, das man schon so oft von den Madrilenen gesehen hatte. Nein, der Riese taumelte tatsächlich und wahrhaftig.

Carlo Ancelotti aber hatte in der Halbzeit die passenden taktischen Antworten parat und traf die richtigen Entscheidungen - genau wie es Kroos in seiner Laufbahn immer wieder getan hat.

Denn rückblickend ist es auch fast lächerlich, wie treffsicher sich der inzwischen 34-Jährige bei seinen großen Zukunftsentscheidungen zeigte: angefangen vom Wechsel aus der Jugend von Hansa Rostock zum großen FC Bayern über die eineinhalbjährige Leihe zu Bayer Leverkusen, wo Kroos zum Bundesligaspieler reifte, bis hin zum Abschied aus München, weil er sich unter anderem nicht genug wertgeschätzt fühlte.

Kroos wurde unter Standing Ovations ausgewechselt

All das führte Kroos zu Real Madrid, wo er zur Legende und zum erfolgreichsten deutschen Fußballer der Geschichte avancierte. Dass er in seinem letzten Spiel für die Königlichen zum persönlich sechsten Mal den Henkelpott holte und die Spielsituation es dann sogar noch hergab, dass er in der 85. Minute beim Stand von 2:0 ausgewechselt und von den Real-Fans mit Standing Ovations verabschiedet werden konnte, dürfte für Kitsch-Kritiker die Grenzen des Zumutbaren weit überschritten haben.

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Zugleich mutet es nach Kroos‘ Auftritt in Wembley fast schon lächerlich an, dass der Mittelfeld-Maestro seine Karriere überhaupt beendet. Darf einer, der einem Champions-League-Finale noch derart seinen Stempel aufdrücken kann, tatsächlich aufhören?

Die Antwort darauf ist ein klares Ja! Unzählige große Sportler haben schon den richtigen Zeitpunkt für einen Rücktritt verpasst und verabschiedeten sich dann als Schatten ihrer selbst. Genau das möchte Kroos vermeiden - und es ist anzunehmen, dass er auch mit dieser Entscheidung wieder einmal richtig liegt.

Bevor er sich endgültig in den Ruhestand verabschiedet, steht für ihn aber noch eine letzte große Aufgabe an: die Heim-EM mit der deutschen Nationalmannschaft. Es würde einen nicht wundern, wenn der Titelhamster auch aus diesem Turnier mit einem Pokal nach Hause käme.

Die deutschen Fußballfans hätten - anders vielleicht als am Samstagabend - gegen eine weitere Runde Kroos-Kitsch mit Sicherheit nichts einzuwenden.