Leid und Freude lagen am Dienstagabend eng beieinander. Während die Spieler und Anhänger des BVB im völlig eskalierten, stand den Gastgebern der Schock ins Gesicht geschrieben. Doch mittendrin war auch noch Schiedsrichter Daniele Orsato - und der brach mit Abpfiff in Tränen aus.
Darum weinte der BVB-Schiri
Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe klärte auf X über den emotionalen Ausbruch seines ehemaligen Kollegen auf: „Orsato in Tränen nach Ende, weil es gleichzeitig sein letztes UCL-Spiel war, da nach der Europameisterschaft Schluss sein soll.“
Für den Italiener war sein 55. Einsatz in der Champions League also wohl auch sein letzter. Er wählte eine großzügige Linie und ließ sich in der hitzigen Partie nichts zu Schulden kommen. Insgesamt pfiff Orsato über 600 Spiele, darunter 288 in der Serie A. Auch bei der WM 2022 war er drei Mal im Einsatz.
Gräfe attestierte dem 48-Jährigen im Halbfinale, in dem sich die Dortmunder mit 1:0 durchsetzen konnten, eine „Top-Leistung“. Neben der Entscheidung, beim Foul von Mats Hummels gerade noch einen Freistoß und keinen Strafstoß zu geben, habe er auch in weiteren strittigen Szenen richtig gehandelt.
Gräfe kritisiert Altersgrenze im Fußball
Gleichzeitig richtete der DFB-Schiedsrichter des Jahres 2011 Kritik an die UEFA: „Mit 48 Jahren noch UCL-Halbfinale geht also mit Persönlichkeit und Fußballexpertise“, schrieb er weiter. Es werde „im Alter nicht einfacher, die (zum Teil unsinnigen und übertriebenen) Tests zu bestehen, aber er ist einer von nur noch wenigen absoluten Top-Schiedsrichtern und sollte weitermachen.“
Gräfe selbst musste aufgrund seines Alters 2019 als FIFA-Schiedsrichter aufhören. 2021 musste er dann auch in der Bundesliga aufhören, weil er die Altersgrenze von 47 Jahren erreicht hatte.
Wegen Altersdiskriminierung hatte er anschließend gegen den Zwangsruhestand geklagt und bekam auch Recht. Im Nachgang brachte Schiedsrichter-Chef Lutz-Michael Fröhlich eine Aufweichung ins Gespräch. Das Alter von 47 Jahren solle nur noch als Orientierungspunkt dienen.
Theoretisch könnte Orsato zwar noch für das Champions-League-Finale am 1. Juni nominiert werden. Dies ist jedoch unwahrscheinlich, weil die UEFA die entscheidenden Spiele in der Regel auf mehrere Schiedsrichter verteilt. Gräfe vermutet, dass der Slowene Slavko Vincic das Endspiel in Wembley leiten wird.