BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl war der erste Dortmunder, der sich den Fragen der Journalisten in der Mixed Zone stellte. Fast schon stolz stand er im Scheinwerferlicht der Kameras und bewertete die Leistung des Teams: „Das war ein zähes Spiel, ein wildes Spiel, aber auch in vielen Phasen ein sehr gutes Spiel von uns. Wir sind natürlich sehr, sehr glücklich, dass wir mit diesem Unentschieden heute Platz eins behaupten konnten. Das gibt der Mannschaft Selbstvertrauen und das wird uns hoffentlich auch ein bisschen Ruhe geben.“
Kehls versteckte Kritik an Terzic
Ruhe - ein Zustand, der in den letzten turbulenten Wochen beim BVB selten geworden ist. Schwankende Leistungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die schwarz-gelbe Saison. Auf ein Spiel, in dem die Dortmunder offensiv begeisterten und den Gegner dominierten, folgten oft blutleere Auftritte, wie beim Pokal-Aus in Stuttgart, in denen die Mannschaft ihren Gegnern kaum etwas entgegenzusetzen hatte.
BVB fühlt sich in einer offensiven Ausrichtung wohl
Einen Anteil an den enttäuschenden Spielen hatte sicherlich auch die defensive Ausrichtung von Trainer Edin Terzic. Auch wenn der BVB-Coach zu dieser Thematik am liebsten gar nichts mehr sagen würde. „Wir haben keinen defensiven Ansatz gewählt. Das Problem ist nur, was wir in Ballbesitz machen“, rechtfertigte er die taktische Einstellung.
Fest steht: Der BVB reagierte in manchen Spielen mehr, als er agierte - unwürdig für die DNA und die Qualität der Spieler!
Bestes Beispiel: die beiden Spiele gegen Paris. Vor der Viererkette um Mats Hummels, Niklas Süle, Ramy Bensebaini und einen sehr offensiven Marius Wolf agierte im Rückspiel mit Salih Özcan nur ein nomineller defensiver Mittelfeldspieler. Mit dem offensiven Julian Brandt an seiner Seite wirkte das Spiel der Dortmunder viel spielfreudiger und aktiver.
Anders als im Hinspiel: Da schickte Terzic die Mannschaft mit einer Fünferkette (Ryerson, Schlotterbeck, Hummels, Süle, Wolf) und zwei gelernten defensiven Mittelfeldspielern (Can, Sabitzer) auf den Platz. Die Folge: Der BVB fand kaum Zugriff. Die Mannschaft fühlt sich, so scheint es, in einer offensiven Ausrichtung einfach wohler.
BVB-Sportdirektor Kehl: „Das muss der Weg sein“
Auch an Kehl ist die Herangehensweise des Trainers nicht unbemerkt vorbeigegangen. Der BVB-Sportdirektor war selbst alles andere als begeistert von der Ausrichtung der letzten Wochen und betonte mit Blick auf die Spielweise nach dem Remis gegen Paris: „Das muss der Weg sein! Ich glaube, da befinden wir uns auf dem Weg der Besserung.“
Dass er zuletzt nicht zufrieden war, darf auch als Mini-Kritik Richtung Edin Terzic verstanden werden.
BVB vor Augsburg und Mainz - „Brauchen sechs Punkte!“
Im Jahresendspurt geht es für den BVB nun zunächst nach Augsburg (Samstag ab 15.30 Uhr im LIVETICKER), im letzten Spiel 2023 empfängt Dortmund dann den 1. FSV Mainz 05 (Dienstag ab 20.30 Uhr im LIVETICKER). Spiele, die nicht so einladend und schillernd daherkommen. Spiele, die auch wehtun können.
Der Auftrag vor den beiden Spielen ist aber klar: „Mit der gleichen Intensität, mit der gleichen Bereitschaft, aber auch mit der fußballerischen Qualität ranzugehen und den Mut zu zeigen, sich auch immer wieder anzubieten und Torchancen zu erarbeiten“, betonte Kehl und forderte: „Wir müssen das jetzt in der Liga unter Beweis stellen. Wir brauchen in diesen beiden Spielen am Ende sechs Punkte.“
Sechs Punkte, die in der bisherigen Achterbahnfahrt-Saison 2023/24 für etwas mehr Ruhe unter dem schwarz-gelben Weihnachtsbaum sorgen könnten.