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Kimmich-Abschied beim FC Bayern? Reschke: "Das würde ich nicht ausschließen“

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Kimmich-Abschied beim FC Bayern? Reschke: "Das würde ich nicht ausschließen“

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Reschke erklärt Kimmich-Probleme

Joshua Kimmich steht derzeit heftig in der Kritik. Michael Reschke, der ihn einst zum FC Bayern holte, stellt sich im Gespräch mit SPORT1 vor den Mittelfeldspieler und äußert einen Verdacht.
Nach dem Sieg im Topspiel gegen Borussia Dortmund wird diskutiert, ob Bayern ohne Joshua Kimmich besser dran ist. Kapitän Neuer und Trainer Tuchel haben dazu eine klare Meinung.
Kerry Hau
Joshua Kimmich steht derzeit heftig in der Kritik. Michael Reschke, der ihn einst zum FC Bayern holte, stellt sich im Gespräch mit SPORT1 vor den Mittelfeldspieler und äußert einen Verdacht.

Ecken-Diskussion hier, Positions-Debatte da – und plötzlich wird nach dem 4:0-Sieg in Dortmund sogar darüber gesprochen, ob der FC Bayern ohne ihn besser dran wäre!

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Auf Joshua Kimmich prasselt aktuell viel ein. Zu viel, findet Michael Reschke. Der ehemalige Technische Direktor und Kaderplaner des deutschen Rekordmeisters, der Kimmich gemeinsam mit Pep Guardiola im Sommer 2015 aus Leipzig nach München holte, bricht im Gespräch mit SPORT1 eine Lanze für den 28-Jährigen. Seine Meinung: „Keiner, der sich ernsthaft mit Profifußball auseinandersetzt, kann einem solchen Spieler die Qualität und die Konstanz absprechen.“

Der heutige Direktor der Spielerberateragentur CAA Stellar hat zudem eine genaue Erklärung dafür, warum Kimmich aktuell nicht an seine Top-Form herankommt und spricht auch über einen möglichen Abgang des bis 2025 beim FCB unter Vertrag stehenden Nationalspielers Richtung Ausland sowie dessen beste Position.

Kimmich? „Das ist eine hirnrissige Diskussion“

SPORT1: Herr Reschke, Sie haben damals beim Wechsel von Joshua Kimmich nach München eine entscheidende Rolle gespielt. Können Sie die aktuelle Diskussion, ob die Bayern-Mannschaft ohne ihn besser dran wäre, nachvollziehen?

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Michael Reschke: Nein, das ist eine hirnrissige Diskussion. Wenn man die letzten 20 bis 30 Bundesliga-Jahre betrachtet, dann wird es in diesem Zeitraum wenige Spieler gegeben haben, die so konstant starke Leistungen abgeliefert haben wie Joshua Kimmich. Es gibt einen Spieler, der alles überstrahlt, das war Philipp Lahm – eine Maschine und Ausnahme auf diesem Niveau, ich kann mich an kein schlechtes Spiel von Philipp erinnern. In der Kategorie darunter sehe ich aber unter anderem Jo. Er hat über Jahre hinweg wichtige Spiele entschieden und entscheidenden Teil zu vielen Titelgewinnen beigetragen, wurde regelmäßig in der Champions League oder sonstige fiktive Auswahlteams gewählt und hatte auch in der Nationalelf starke Phasen. Ich kenne ihn lange und mag ihn natürlich sehr, aber das sind Tatsachen, die nichts mit meinem persönlichen Verhältnis zu ihm zu tun haben. Keiner, der sich ernsthaft mit Profifußball auseinandersetzt, kann einem solchen Spieler die Qualität und die Konstanz absprechen.

SPORT1: Aktuell wirkt Kimmich auf dem Platz aber verunsichert.

Reschke: Fakt ist, dass Jo im Moment nicht seine beste Phase hat. Ihm fehlen diese absolute Sicherheit und Selbstverständlichkeit, die ihn in den vergangenen Jahren immer ausgezeichnet haben. Ihm sind zuletzt ein paar Fehler und Ballverluste passiert, die völlig untypisch für ihn sind.

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SPORT1: Woran liegt das?

Reschke: Er hat erstmal eine wahnsinnige Verbissenheit in Bezug auf seinen eigenen Anspruch. Wenn es im Team nicht so läuft, wie er sich das vorstellt, zeigt er nicht mit einem, sondern mit allen Fingern auf sich selbst. Ich denke schon, dass das enttäuschende Abschneiden mit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM auch noch immer an ihm nagt. Dazu lief es auch beim FC Bayern in diesem Jahr nicht immer rund. Das belastet ihn einfach. Jo ist ehrgeizig und hat diesen absoluten Leistungswunsch, den er auch immer auf seine Mitspieler zu übertragen versucht. Er ist da teilweise auch etwas zu verbissen, was dazu führen kann, dass man ein wenig verkrampft. Außerdem prasselt von außen viel auf ihn ein. Allein diese leidige Eckballdiskussion: Obwohl er statistisch gesehen zu den besten Eckball-Schützen der Liga zählt und unterschiedliche FCB-Trainer über Jahre der Meinung gewesen sind, Jo schieße die besten Ecken, wird hier nach jeder schwächeren Ecke über ihn gesprochen. So etwas bekommt man als Spieler natürlich mit, wenn da solche Negativ-Diskussionen entstehen. Dazu noch die Debatte um seine Position. Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass einige Meinungsmacher immer bewusst nach etwas Negativem bei Jo suchen. Die Bayern spielen ein Spiel ohne ihn gut und schon wird die Frage aufgeworfen: Sind die Bayern besser ohne Kimmich? Muss er auf die Bank? Das ist doch ein Witz! Man muss sich doch nur mal vor Augen halten, wieviel ausländische Top-Trainer von Jo schwärmen und ihn hochschätzen. Und bei uns geht in Bezug auf Jo viel zu oft darum, negative Nachrichten zu konstruieren, bewusst Fehler zu suchen. Eins ist aber sicher: Jo wird sich da wieder rauskämpfen.

SPORT1: Beim FC Bayern? Oder können Sie sich vorstellen, dass er irgendwann keine Lust mehr auf all diesen Gegenwind hier in Deutschland hat und ins Ausland wechselt?

Reschke: „Die Acht ist seine beste Position“

Reschke: Irgendwann ist vielleicht auch einfach mal der Punkt erreicht, an dem du für dich entscheidest, etwas anderes zu machen, an dem dir eine neue Kabine und ein neues Umfeld guttun und dich weiterbringen können. Vielleicht will ja auch der FC Bayern nach acht Jahren mit Jo Kimmich eine Veränderung. Ich würde das nicht komplett ausschließen. Am Ende muss der Jo das aber mit sich, seiner Familie und natürlich dem FCB ausmachen.

SPORT1: Wie stehen Sie denn zu der Positionsdebatte um Kimmich? Er selbst sieht sich auf der Sechs, Thomas Tuchel favorisiert ihn auf der Acht.

Reschke: Er kann natürlich stark auf der Sechs und auch als Rechtsverteidiger spielen. Ich bin bei dem ganzen Thema aber bei Thomas Tuchel: Die Acht ist seine beste Position. Wenn er einen ballerobernden Abräumer neben sich hat, der seine Position und ihm den Rücken freihält, dann kann er seine Laufstärke und seine Kreativität am besten einbringen. Wenn er auf der Sechs klar die defensive Position, wie ein Abräumer halten muss, geht seinem Spiel zu viel von seiner herausragenden offensiven Qualität verloren. Ich sehe ihn am liebsten auf der Acht.