Karim Adeyemi riss die Arme hoch! Dabei war der Angriff in der 79. Minute noch gar nicht abgeschlossen. Doch der BVB-Youngster war sich sehr sicher, dass der Konter über Julian Brandt zur Vorentscheidung aus Dortmunder Sicht gegen Newcastle United führen würde.
Befreiungsschlag in Xavi-Manier
Und der 21-Jährige hatte recht: Brandt behielt vor Gäste-Keeper Nick Pope kühlen Kopf und besorgte den 2:0-Endstand, der das Team von Edin Terzic vom Achtelfinaleinzug in der Champions League träumen lässt.
Jubeln konnte Adeyemi allerdings nicht nur über das Tor: Er selbst leitete die Szene mit einem traumhaften Zuspiel überhaupt erst ein. Nach einem gegnerischen Standard bekam er den Ball an der eigenen Strafraumgrenze und verzögerte das Tempo.
Was zunächst wie ein leichtfertiges Dribbling in der eigenen Hälfte aussah, entpuppte sich als genialer Schachzug. Denn so konnte er Brandt und Marcel Sabitzer genug Zeit verschaffen, in die gegnerische Hälfte zu sprinten und dort ihre Zwei-zu-Eins-Überzahl gewinnbringend zu verwerten.
Brandt schwärmt von „Iniesta“-Pass, Adeyemi widerspricht
Der Torschütze lobte seinen Teamkollegen nach dem Spiel und verglich dessen Assist gar mit einer Legende des FC Barcelona: „Er hat einen sensationellen Iniesta-Pass auf mich gespielt“, erklärte Brandt auf SPORT1-Nachfrage. Adeyemi selbst meinte, von SPORT1 auf den Vergleich angesprochen: „Eher Xavi.“
Welcher Barca-Legende das Zuspiel am Ende mehr ähnelte, dürfte nicht nur den BVB-Fans ziemlich egal gewesen sein. Die Dortmunder zeigten nach der 0:4-Klatsche vom vergangenen Samstag gegen den FC Bayern München eine starke Reaktion und dominierten den englischen Top-Klub über lange Zeit nach Belieben.
Mittendrin: Das Dortmunder Sorgenkind, das nicht nur durch sein geniales Zuspiel glänzte. Adeyemi (SPORT1-Note: 2) lief viel, ackerte nach vorne und hinten, war auch emotional voll im Spiel. Beispiel? Bei einem Zweikampf mit Joe Willock vor der Südtribüne setzte er clever seinen Körper ein und pushte anschließend die Fans. Dafür gab es Sonderapplaus.
Für den Ex-Salzburger war es erst der vierte Startelfeinsatz in dieser Saison – der erste seit dem 0:2 gegen Paris Saint-Germain Mitte September. Der Offensiv-Star durchlebte keine leichten Wochen. Nun bekam er mal wieder die Chance – und lieferte. „Man hat gesehen, dass er unbedingt wollte. Er war sehr engagiert, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive sehr aufmerksam“, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl bei SPORT1.
Terzic nicht nur mit Lob
„Für Karim ist das wichtig nach den ganzen Wochen und Monaten. Unabhängig vom Assist: Ich fand, er war im Spiel. Und er hatte auch seine Aktionen“, betonte auch Brandt.
Trainer Terzic übte mit Hinblick auf das 2:0 bei Prime Video allerdings auch leichte Kritik: „Wenn man ehrlich ist, hat Karim in der Zone ein paar Minuten vorher mal einen Ball vertändelt, den er vorher erobert hat. Das hat uns dann nicht so gefallen.“
Adeyemi habe sich mit einer tollen Leistung belohnt, betonte Terzic mit Hinblick auf die vergangenen Wochen. „Er musste sich sehr viel anhören. Er weiß auch, dass vieles davon in den letzten Wochen sehr berechtigt war. Heute hat er uns genau so eine Leistung gezeigt, wie er sie auch im Training gezeigt hat.“
Adeyemi habe sich in den vergangenen Wochen hart zurückgekämpft. „Heute hat er ein tolles Spiel gemacht“, sagte der Trainer.
In einer weiteren Sache waren sich Brandt und Kehl einig: Adeyemi hätte sich für seinen couragierten Auftritt noch mehr belohnen müssen. „In der einen oder anderen Situation wünsche ich mir noch einen schnelleren Abschluss bei ihm“, sagte der Sportdirektor.
Kehl nimmt Adeyemi in die Pflicht
Bezeichnend war eine Szene im zweiten Durchgang, als Adeyemi mit seinem starken linken Fuß in bester Arjen-Robben-Manier nach innen zog, es aber verpasste, den Ball auf das gegnerische Tor zu schießen und so eine gute Gelegenheit verpuffen ließ.
Mit einem Auftritt hat sich Adeyemi dennoch für einen Startelfeinsatz am Samstag beim VfB Stuttgart empfohlen. „Es war ein richtiger Schritt nach vorne. So muss Karim auch in den nächsten Wochen weiterarbeiten“, nahm Kehl seinen Offensiv-Star in die Pflicht.
Vielleicht jubelt Adeyemi dann ja bald nicht mehr nur über einen Assist.