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Champions League: So immens ist Newcastle Uniteds Wirkung auf die Stadt

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Champions League: So immens ist Newcastle Uniteds Wirkung auf die Stadt

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Wie ein Verein eine Stadt beeinflusst

Nach 20 Jahren kehrte Newcastle United auf die Bühne Champions League zurück. Auf Borussia Dortmund wartet im St. James‘ Park knüppelharte Arbeit.
Borussia Dortmund trifft in der Champions League auf Newcastle United. BVB-Trainer Edin Terzic lobt die Entwicklung des Premier-League-Klubs.
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Christopher Michel, Patrick Berger
Nach 20 Jahren kehrte Newcastle United auf die Bühne Champions League zurück. Auf Borussia Dortmund wartet im St. James‘ Park knüppelharte Arbeit.

England-Legende Alan Shearer stürmte in vorderster Reihe, Craig Bellamy beackerte die linke Seite, hinten räumte Jonathan Woodgate vor Torhüter Shay Given ab. Als Newcastle United das letzte Mal in der Champions League auftrat, gab es noch die erste und zweite Gruppenphase. Das alles liegt ziemlich genau 20 Jahre zurück.

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Einer der Gegner hieß übrigens Bayer Leverkusen. Die Werkself verlor jeweils 1:3, Shearer schnürte einen Dreierpack. Wenn man heutzutage durch die Katakomben des St. James‘ Park läuft, erinnern die Fotos von Shearer und Co. an die guten, alten Tage in Newcastle.

Zwei Jahrzehnte später treffen die Magpies am dritten Gruppenspieltag wieder auf einen deutschen Vertreter: Borussia Dortmund. Und es gibt einige Ähnlichkeiten zwischen den Klubs, die in Gruppe F die Ränge eins und vier belegen.

Dortmund (590.000 Einwohner) zählte einer Bertelsmann-Untersuchung von 2019 zufolge zu den fünf ärmsten kreisfreien Städten in Deutschland.

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Auch in der im Nordosten Englands liegenden 300.000-Einwohner-Stadt Newcastle herrscht Armut. Und es vereint beide Klubs, dass sie treue Fans, die immer alles für den Verein geben und für lautstarke Unterstützung sorgen, haben.

Newcastle? „Einigen ist es egal, wem der Verein gehört“

Simon Bird ist Journalist beim Daily and Sunday Mirror. Er begleitet den Klub seit 23 Jahren. Bird sagte zu SPORT1: „Newcastle ist eine Gegend mit niedrigerem Einkommen und höherer Arbeitslosigkeit als im Rest Großbritanniens.“

Der Reporter erklärte die Wichtigkeit des Klubs: „Der Fußball wirkt in der Stadt, die nur einen Klub hat, als verbindende Kraft.“ Je besser, so Bird weiter, „es dem Klub geht, je mehr er gewinnt, desto besser kommt die Wirtschaft der Stadt in Schwung“.

Bars und Kneipen laufen besser, die Hotels profitieren ebenfalls von dem Hype rund um den 1892 gegründeten Traditionsverein. Für diesen Umschwung sorgte vor allem die Ende 2021 erfolgte Übernahme durch das saudi-arabische Konsortium PIF. Die anschließenden Feierbilder der Anhängerschaft aus Newcastle riefen insbesondere bei deutschen Fans jedoch einen befremdlichen Eindruck hervor.

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Matty Hewitt ist Journalist für die Zeitung Newcastle Evening Chronicle. Er erkannte ein Missverständnis bei der Interpretation der Bilder und erklärt bei SPORT1: „Viele Fans haben eher das Ende von Eigentümer Mike Ashleys qualvoller Amtszeit im St. James‘ Park gefeiert, als die saudischen Eigentümer mit offenen Armen zu empfangen.“

„Einige haben es getan, andere haben sich lautstark dagegen ausgesprochen, und einigen ist es schlichtweg egal, wem der Verein gehört. Sie wollen sehen, wie ihre Fußballmannschaft nach fast sechs Jahrzehnten Wartezeit Trophäen gewinnt“, ergänzte der Reporter.

Bird sieht das ähnlich wie Hewitt: „Den meisten Fans scheint es egal zu sein, dass das saudische Regime hinter der Investition steht, und das ist eine Reaktion darauf, dass der Verein unter dem vorherigen Besitzer so vernachlässigt wurde und keine Fortschritte gemacht hat“. Er stellte klar: „Aber es sind vor allem Trainer Eddie Howe und seine Spieler, die die Lorbeeren ernten, nicht die Saudis.“

Mehr als 330 Millionen Euro gab United in den vergangenen beiden Jahren für neue Spieler aus. „Sie haben es aber clever gemacht und nicht nur auf Stars gesetzt, sondern die Mannschaft entwickelt“, lobte BVB-Trainer Edin Terzic.

Die euphorische Anhängerschaft, die den 52.000 Zuschauer fassenden St. James Park permanent füllt, erlebte bei der Rückkehr auf die Bühne der Königsklasse einen Wahnsinnstag. Kylian Mbappé, Randal Kolo Muani, Ousmane Dembélé und Co. wurden Anfang Oktober mit 4:1 nach Hause geschickt, Paris Saint-Germain ging sang- und klanglos unter.

Bird schwärmte: „Das Spiel war das erste Champions-League-Spiel in Tyneside seit 20 Jahren, und die Zuschauer waren begeistert. Es war wahrscheinlich das lauteste Spiel, das ich in den 23 Jahren, in denen ich über den Verein berichtet habe, je gehört habe.“

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Champions League: BVB in der „Euphorie-Bude“ Englands

Hewitt wollte seine Euphorie ebenfalls nicht verbergen: „Das war eine der größten europäischen Nächte, die der St. James‘ Park je gesehen hat.“ Für den Aufschwung bei den Magpies sorgen mit Fabian Schär (Torschütze gegen PSG), Joelinton und Alexander Isak drei ehemalige Bundesligaprofis.

Vor allem Isak, der zwischen 2017 und 2019 beim BVB floppte, und Ex-Hoffenheimer Joelinton seien, so Hewitt, „große Fanlieblinge.“ Die Borussia muss also höllisch aufpassen, wenn sie in der „Euphorie-Bude“ Englands ankommt.

Bird blickte zurück: „Vor ein paar Jahren verschenkte Newcastle 10.000 Karten an bestehende Dauerkarteninhaber, um das Stadion voll zu bekommen, weil so viele Fans abgewandert waren.“

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Inzwischen prüfe der Klub, wie der St. James‘ Park, der am Mittwochabend eine riesige Fan-Choreografie zu sehen bekommen wird, auf 65.000 Zuschauer erweitert werden kann. Bird prophezeite: „Da es sich um ein Stadion im Stadtzentrum handelt, ist das schwierig zu realisieren. Aber das wird in den nächsten fünf Jahren geschehen.“

Wer sieht, wie rasant sich dieser Verein vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Teilnehmer entwickelt hat, der kann auch diesen nächsten Schritt nicht ausschließen.